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"Sit back and picture yourself at the Saxon Pub on a Sunday Night" heisst es auf der Website der Resentments.
Austin ist ja nicht nur die Hauptstadt von Texas, sondern auch sowas wie die Musikhauptstadt des zweitgrössten US-Bundesstaates und hält den (inoffiziellen) Adelstitel "Live Music Capital of the World". Mit jeder Menge berühmter Clubs und Kneipen wie dem "Continental Club" oder auch der "Saxon Pub" ist Livemusik allgegenwärtig.
Fast schon Supergroup-Status besitzen die Resentments und lieferten ein Heimspiel mit Witz und absolutem technischen Können, das nun für die Nachwelt auf Tonträger dokumentiert ist. Jon Dee Graham ,Stephen Bruton und ihre Mitstreiter Scrappy Jud Newcomb (ex-Loose Diamonds), Bruce Hughes und der verstorbene John Treanor erwischten einen glänzenden Abend in South Austin.
Diese Lässigkeit des Vortrags ist schlicht umwerfend, endlich mal wieder eine Lap Steel, die sich nicht in die Gehörgänge nervt, sondern den Songs die Krone aufsetzt. Selbstlos ergänzen sich Musiker zu einem grossen Ganzen, wobei sich Jon Dee Graham, Stephen Bruton und Scrappy Newcomb an den Vocals abwechseln und auch ihr Publikum im Griff haben.
Das Programm deckt alle Traditionen ab, es gibt R'n'B, Acoustic Rock und Folk, alles wie ganz selbstverständlich zusammengefügt. Man kann richtig in die Musik abtauchen, in diese schlagfertige Mischung aus Eigenkompositionen und genialen Covern. Selbst die Wüstenrocker Green On Red sind mit einem Song vertreten ("Zombie for Love"); eine Interpretation mit herrlich "dreckiger" Gitarre. Bei diesem Track scheint es sich aber um eine Studioproduktion zu handeln(?). Passt trotzdem voll ins Konzept der CD.
Vollkommen unprätentiös agiert der heimliche Star dieses Ereignisses: "Mambo" John Treanor an den Drums, trommelt so zurückhaltend und doch so stark, dass die Songs scheinbar erst dadurch ihren anmachenden Charme entwickeln können. Dieser Mann wird der texanischen Musikszene fehlen! So ist das Album auch ein Abschied von ihm.
Klanglich sehr gute Produktion, die zum Mitwippen animiert. Acoustic Tipp! Wer auf sowas steht, sollte unbedingt zugreifen. Vorher vielleicht die Songbeispiele bei "Blue Rose Records" anhören.
Beim Rezensionsexemplar stimmt das Tracklisting nicht, dort wird "Banter" als eigenständiger Track mit 19 Sek. Dauer gelistet. Den kann ich aber nicht finden, es sei denn, es wäre die Unterhaltung mit dem Publikum am Ende von "Hey Baby Why". So viel zur Erbsenzählerei.
Spielzeit: 65:47, Medium: CD, Blue Rose Records, 2002
1:That's Love 2:Been So Wicked 3:October 4:Rhumba Boogie 5:We Had It All 6:Volver 7:Daydrinking 8:How Much I Lost 9:Airplane Song 10:I Am The Ghost 11:Careless Love 12:Hey Baby, Why / Banter (?) 13:Big Sweet Life 14:Zombie For Love
Manni Hüther, 28.09.2002
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