The Reverend Peyton's Big Damn Band / The Wages
The Wages Spielzeit: 44:23
Medium: CD
Label: SideOneDummy Records, 2010
Stil: Country Blues

Review vom 27.04.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Man muss ihn mögen, diesen ländlichen Blues aus dem Nirgendwo Amerikas.
Wenn es dort, in Brown County, Indiana nicht so hügelig wäre, könnte es auch der Niederrhein sein. Der Reverend, seine Frau Breezy sowie Aaron Persinger sind nach The Whole Fam Damnily innerhalb von Jahresfrist mit einem neuen Album am Start. Sie haben ihm den Namen "The Wages" gegeben und es wurde live in der Scheune, ups, natürlich im Studio eingespielt.
Das kuriose Trio kann genauso viel Lärm machen wie eine Rockband und jongliert mit dem Blues wie es ihm beliebt. Mit einer ähnlichen Rauheit wie man sie von einem Hound Dog Taylor auf seiner japanischen Gitarre kennt, geht der Pfarrer zur Sache. Das Bottleneck ist rastlos auf den Saiten unterwegs und die vom Peyton mit leicht gutturaler Stimme gesungenen Texte sind interessante Geschichten aus dem Leben. In den seltenen Fällen, wenn das Metallröhrchen zum Abkühlen weggelegt wird, ist die akustische Gitarre des Predigers Lieblingsinstrument. Die kann er zur rhythmischen Unterstützung seines Cousins Persinger, der so ziemlich auf allem trommelt, was Geräusche erzeugt, schlagen oder auch fingerpicken.
Die Songs der Band spiegeln das Umfeld der drei Musiker wider und ohne zu übertreiben, geht es rustikal zu. Dabei verfehlt der Country Blues des Trios keineswegs sein Ziel und wenn man formuliert, dass sich der Dreier treu bleibt, ist so etwas nicht negativ gemeint. The Reverend Peyton's Big Damn Band weiß eben auch durch eingängige Melodien zu gefallen. Einige Texte sind nicht nur für die Kehle Peytons geschrieben worden. Da gibt es für den Hörer Anlässe genug mitzusingen oder rhythmisch zu klatschen. Die Fußwippe rostet definitiv nicht ein und wer das testen möchte, widme sich bitte der dritten Nummer mit dem Titel "Clap Your Hands". Viel Spaß dabei und es geht auch deftig mit dem Bottleneck zur Sache.
Dass hier keiner die dicken Saiten zupft, stört weder den Hahn auf dem Misthaufen noch die Hofkatze beim Mäusejagen. Der Lohn ihrer Arbeit im Studio ist die Zuneigung des Hörers, der sich die so simple allerdings auch die Nerven des Gefallens treffende Musik immer wieder gerne zuführen lässt. Die Individualität der Combo macht sie sympathisch und die Kompositionen sind so authentisch, wie ihr Auftreten. Skurril sollte durch Originalität ersetzt werden. Dann haut die Beschreibung dieser verdammt kleinen Band mit dem großen Sound hin.
Im 12-Takter wie Country Blues bleibt gottlob nicht alles in der Vergangenheit stecken, wie manche Leute immer wieder beteuern. Was Züge oder Lokomotiven betrifft, passen die Muster der veralteten Vorstellungen allerdings genau. "That Train Song" ändert daran nun auch nichts. Aber warum sollte es nicht nach einem dampfenden Metallkoloss aus älteren Zeit klingen, der hier ganz langsam Fahrt aufnimmt und da alle Signale auf grün geschaltet sind, kommt der Zug ganz schön auf Touren. Man serviert eine kleine Ode an die vergangene Zeit. Weder solche Tracks, noch Dampfloks sind kaputt zu kriegen.
Von der Bahn zu angenehmeren Dingen.
Was ist denn aus den "Two Bottles Of Wine" geworden? Wenn jetzt irgendjemand meint, er könne sich genüsslich zurücklegen und bei dem Song ein leckeres Gläschen zu sich nehmen, dann sollte er sich das zumindest für knappe drei Minuten aus dem Kopf schlagen.
Des Pfarrers Messwein geht ohne Umwege in die Beine und ist der positive Ausrutscher der Platte. Die Nummer ist extrem polkapunkig und gerade hier slidet der Reverend, als müsse er die Ernte noch vor dem Regen trocken einfahren. "Ft. Wayne Zoo" ist noch so eine Hochgeschwindigkeitsnummer, allerdings ohne Polka Punk. Nichtsdestotrotz ist sie höchst interessant.
So ist das dann mit dieser Combo. Der Landwirt sucht sein Publikum und findet es nicht nur wie die Nadel im Heuhaufen. "The Wages" erweitert die Liste der Veröffentlichungen des Trios um ein klasse Album und irgendwann wird hier von einem Konzert dieser Combo berichtet werden.
Line-up:
Reverend Peyton (guitars, lead vocals)
Breezy Peyton (washboard, backing vocals)
Aaron Persinger (drums, vocals)
Tracklist
01:Born Bred Corn Fed (3:15)
02:Redbugs (3:15)
03:Clap Your Hands (4:29)
04:Sure Feels Like Rain (3:10)
05:Everything's Raising (3:29)
06:What Go Around Come Down (3:35)
07:Sugar Creek (2:34)
08:In A Holler Over There (3:16)
09:That Train Song (3:57)
10:Lick Creek Road (3:02)
11:Ft. Wayne Zoo (2:41)
12:Just Getting By (2:53)
13:Two Bottles Of Wine (2:45)
14:Miss Sarah (2:04)
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