Rising Sons / Featuring Taj Mahal And Ry Cooder
Featuring Taj Mahal And Ry Cooder Spielzeit: 15:00 (Side 1), 16:19 (Side 2), 13:40 (Side 3), 16:26 (Side 4)
Medium: Do-LP
Label: Music On Vinyl (Cargo Records), 2015 (1964)
Stil: Blues, Folk Rock


Review vom 19.05.2015


Markus Kerren
RockTimes auf den Spuren der Vergangenheit bzw. Anfänge: Blues-Fans, die ein bisschen tiefer graben, sicher nicht unbekannt, handelt es sich bei den Rising Sons um eine im Jahr 1964 gegründete Band, die zwar auf dem damaligen Plattenmarkt kaum eine Rolle spielte (gerade mal die Single "Candy Man"/"The Devil's Got My Woman" wurde veröffentlicht), dafür aber den Beginn hinsichtlich erfolgter Studioaufnahmen des seit Jahrzehnten hochangesehenen Gitarristen
Ry Cooder sowie des afroamerikanischen Sängers Taj Mahal (der heute ebenfalls Legendenstatus inne hat), darstellt. Die Band war in der Zeit ihres Bestehens aber immerhin ein Bestandteil der angesagtesten Live-Clubs von Los Angeles und soll (zumindest nach einer Quelle) Bands wie u. a. Buffalo Springfield oder The Grateful Dead beeinflusst haben.
Die Rising Sons nahmen lediglich ein einziges - das mir nun vorliegende - Album auf, wobei es bezüglich des Zeitpunktes widersprüchliche Angaben gibt. Ist auf der Rückseite des Albumcovers das Jahr 1964 verzeichnet, so sprechen andere Informanten im weltweiten Netz von 1966. Wie dem auch sei, die damalige Plattenfirma mochte die Musik nicht und die Scheibe wurde erst gar nicht veröffentlicht, bis sie 1992 wieder jemandem in die Hände fiel und schließlich doch das Licht der Welt erblickte.
Was das Quintett zu bieten hatte, war folkiger, bluesiger Rock, der auch vor Country-Elementen nicht zurückschreckte. Viel Abwechslung kommt bereits durch die Instrumentenvielfalt (Mahal spielte neben dem Gesang auch die Blues Harp und das Piano, Cooder hatte neben der Gitarre eine Mandoline sowie Dobro am Start) ins Spiel. Der zukünftige The Byrds-Drummer Kevin Kelley (zu hören auf "Sweetheart Of The Rodeo") hält sich angenehm zurück, setzt aber auch immer die nötigen Akzente, wenn diese gebraucht werden. Es ist also kein reiner, schwermütiger Blues, der auf diesen vier 180g Vinyl-Seiten geboten wird, vielmehr geht es zumeist locker, leicht und beschwingt zur Sache, ohne dabei an Tiefe zu verlieren.
Ist Ry Cooders späterer Stil hier lediglich erst zu erahnen, so ist der hammerstarke Gesang Taj Mahals (der bei den allermeisten Tracks der ersten beiden Seiten die Lead Vocals übernahm) bereits voll da und macht richtig Eindruck. "The Girl With Green Eyes" überrascht mit seiner sehr poppigen Ausrichtung, der sich "Sunny's Dream" (beide mit Vocals von entweder Cooder oder dem zweiten Gitarristen Jesse Lee Kincaid) umgehend anschließt. Aber gerade bei diesen Stücken kommen dann auch die akustischen Gitarren sowie die Mandoline sehr gut zum Ausdruck. Klar wird hier aber auch, dass die Band wohl noch nicht so genau wusste, in welche Richtung sie eigentlich wollte. Mehr bluesige Sounds oder doch eher poppiger Folk Rock?
So unterscheiden sich die ersten beiden Seiten dieser Scheibe dann doch erheblich von dem Großteil der nächsten zwei. Nachdem fast die komplette dritte Seite dieser Doppel-LP nicht von Taj Mahal gesungen wurde, kehrt der Frontmann zu Beginn der vierten jedoch bärenstark bei "Dust My Broom" wieder zurück. Cool ist und Spaß macht das Gesamtpaket dennoch allemal, denn die Tracks gehen allesamt ins Ohr wie eine Eins. Die stärksten Nummern sind aber definitiv die mit Mahal am Gesang und der bluesigeren Ausrichtung.
Nach der Auflösung der Rising Sons zog es Ry Cooder und Gary Marker erstmal zu
Captain Beefheart, bevor Cooder zunächst ein sehr gefragter Session-Gitarrist wurde und sich danach selbstständig machte bzw. seine Solokarriere begann. Taj Mahal startete 1968 mit seinem ersten Soloalbum durch, während Kevin Kelley nur noch einmal durch die bereits erwähnte Zeit bei den Byrds ins größere Rampenlicht trat. Jesse Lee Kincaid dagegen belegte einen Platz an der Uni, um sich ganz seinem Spiel auf den sechs Saiten zu widmen.
Festzuhalten ist letzten Endes, dass es hier etwa eine Stunde sehr coole Musik der Rising Sons auf die Ohren gibt, die für ein Debütalbum von noch blutjungen Musikern ungewöhnlich stark ausgefallen ist. Selbst wenn der Fünfer damals noch nicht so genau wusste, wo es denn nun hingehen sollte.
Line-up:
Taj Mahal (harmonica, guitars, piano, lead vocals)
Ry Cooder (guitars, mandolin, Dobro, vocals)
Jesse Lee Kincaid (guitars, vocals)
Kevin Kelley (drums)
Gary Marker (bass)
Tracklist
Seite 1:
01:Statesboro Blues
02:If The River Was Whiskey (Divin' Duck Blues)
03:By And By (Poor Me)
04:Candy Man
05:2:10 Train
Seite 2:
01:Let The Good Times Roll
02:.44 Blues
03:11th Street Overcrossing
04:Corrina, Corrina
05:Tulsa County
06:Walkin' Down The Line
Seite 3:
01:The Girl With Green Eyes
02:Sunny's Dream
03:Spanish Lace Blues
04:The Devil's Got My Woman
05:Take A Giant Step
Seite 4:
01:Flyin' So High
02:Dust My Broom
03:Last Fair Deal Gone Down
04:Baby, What You Want Me To Do?
05:Statesboro Blues (version 2)
06:I Got A Little
Externe Links: