Rock Aid Armenia / Smoke On The Water
Smoke On The Water Spielzeit: 19:00 (CD ), 50:00 (DVD
Medium: CD- & DVD-Review
Label: Edel / Ear Music, 2010
Stil: Hard Rock

Review vom 03.11.2010


Steve Braun
Am 7. Dezember 1988 bebte in Armenien die Erde. Das Epizentrum lag in der Nähe der Stadt Spitak im Kaukasus. Mehr als 25.000 Menschen starben, rund 20.000 wurden zum Teil schwer verletzt und schätzungsweise eine Million Menschen wurden obdachlos. Das Elend in dem ohnehin schon bitter armen Land war unbeschreiblich und auch heute - 22 Jahre später - leidet Armenien noch immer unter den Folgen dieser Katastrophe.
John Dee und Ian Gillan gründeten unter dem Eindruck der Fernsehbilder spontan Rock Aid Armenia. Ziel war es, unter Beteiligung prominenter Musiker Gelder für Hilfsprojekte in Armenien zu sammeln. Nun ist es nicht einfach dreizehn viel beschäftigte Künstler unter einen 'Hut' zu bringen. Gillan schaffte es und in fünf Aufnahme-Sessions wurde der Deep Purple-Klassiker "Smoke On The Water" neu eingespielt.
Edel/Ear Music legen nun ein schönes EP/DVD-Package, "Smoke On The Water: The Metropolis Sessions" betitelt, vor. Der Song wurde in vier Versionen auf diesen Tonträger gebannt, von dem der "Original Mix", mit wütenden Gitarrenattacken Tony Iommis, Brian Mays und Richie Blackmores unterlegt, am besten gefällt. Wenn eine solche Vielzahl von Superstars sich an einen Klassiker wagen, kann man davon ausgehen, dass der Song fast besser als das Original klingt... und so ist es!
Anhand der gut vierzigminütigen DVD will ich die Entstehung dieser EP in groben Zügen schildern.
Am 8. Juli 1989 traf man sich zur ersten von fünf Sessions. Der wie Gillan stark involvierte Brian May reiste zwar zur 'moralischen Unterstützung' an, konnte aber wegen eines beim Skateboarding gebrochenen linken Armes nicht aktiv eingreifen. Als Produzent fungierte neben Gary Langan der Asia-Tastendrücker Geoff Downes. Roger Taylor und Billy Squire legten mit Schlagzeug und Bass zunächst einen druckvollen 'Teppich' aus. Session-Gitarrist Geoff Beauchamp 'fütterte' Gillan und Paul Rodgers mit den Riffs, über die sie singen konnten. Im fertigen Stück fiel dem
Ex-Bad Company-Sänger letztendlich eine Strophe zu.
Am 5. August spielten Brian May und David Gilmour, der gerade von einer World Tour mit
Pink Floyd zurückgekehrt war, ihre Soli ein. Wobei May noch mit 'angezogener Handbremse' agieren musste, denn der Gips war erst wenige Tage vorher entfernt worden. Dafür hatte Gilmour Spaß für zwei. Große Lacher gab es im Studio, als Gillan doch tatsächlich den Text vergessen hatte und mitten in der Strophe 'stecken blieb'.
Ein hochkonzentrierter Tony Iommi traf am 27. August zur dritten Session ein und legte ein umwerfendes Solo hin. Obwohl May darob die Kinnlade herunterklappte, schien Iommi so gar nicht zufrieden. Richie Blackmore gab sich die Ehre und ging dem an diesem Tag offenbar nicht anwesenden Gillan geschickt aus dem Weg. Die launige 'Diva' legte ebenfalls ein ordentliches Solo vor, kommt aber reichlich unsympathisch rüber.
Am 10. September nahm der große Keith Emerson an der Hammond Platz. Schon beim 'Warmspielen' wird dem Zuschauer schwindelig - was für ein Genie! Gemeinsam mit Geoff Downes legte er nebenbei noch einen irren Rag-Jam auf dem Piano hin. Gute Laune auch, als
Bruce Dickinson eine Strophe einsang und Bryan Adams wie Gillan die Backing Vocals darunter legten.
Zur abschließenden fünften Session traf Alex Lifeson ein, der einige phänomenale Licks beisteuerte. Ebenso sehens- wie hörenswert ist auch dessen gemeinsames Solo mit Geoff Downes am Synthesizer.
Abgerundet wird die DVD durch einen Videoclip, der die fünf "Metropolis Sessions" im Zeitraffer wiedergibt.
In einem kurzen Filmchen zeigt John Dee, wofür die Einnahmen aus dem Erlös dieses Hilfsprojektes verwendet wurden. Die Octet Music School im armenischen Städtchen Gyumri ist zwar eine äußerlich erbärmliche Wellblech-Bruchbude, aber dass dort 'ganze Arbeit' geleistet wird, konnten Gillan, Iommi und Downes bei einem Besuch im Oktober 2009 feststellen. Die Drei waren sichtlich gerührt ob der Darbietung einer jazzigen Version von "Smoke Of The Water" - von jungen armenischen Talenten vorgetragen.
Es macht richtig Spaß diesen Vollblutmusikern bei der Arbeit über die Schulter zu gucken. Die Stimmung ist entspannt, ja zeitweise ausgelassen aber immer hochkonzentriert. Locker eingestreute Interviews am Rande runden das Ganze ab und machen aus "Smoke On The Water: The Metropolis Sessions" eine sehr interessante Veröffentlichung.
Wer möchte, kann hier für das notleidende Armenien spenden.
Line-up:
Ritchie Blackmore, David Gilmour, Tony Iommi, Brian May, Alex Lifeson, Geoff Beauchamp (guitars)
Ian Gillan, Paul Rodgers, Bryan Adams, Bruce Dickinson (vocals)
Keith Emerson, Geoff Downes (keyboards)
Chris Squire (bass)
Roger Taylor (drums)
Tracklist
Audio:
01:Smoke On The Water - 2010 Wermut & Dee Remix (4:21)
02:Smoke On The Water - 1989 Original Mix (5:53)
03:Smoke On The Water - 1990 Radio Mix (4:06)
04:Smoke On The Water - 1989 Ian Gillan Vocal Session (4:40)
DVD:
01:The Making Of Smoke On The Water (42:37)
02:Smoke On The Water - Videoclip (6:01)
03:Where The Money's Going: Rock Aid Armenia visit to the Octet Music School in Gyumri (1:49)
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