Es gibt deutsche Musiker, die finden meiner Meinung nach in unserer Medienlandschaft einfach zu wenig Beachtung! Im Prinzip könnte ich von Raimund Burke über Christian Meidinger bis hin zu Zodiac eine ellenlange Liste der Musiker aufführen, die allesamt hervorragend musizieren, doch von der Allgemeinheit bisher nur wenig wahrgenommen wurden. Um dem ein wenig Abhilfe zu schaffen, erachten wir RockTimer es als absolutes Pflichtprogramm, nicht nur über renommierte ausländische Musiker/Bands zu berichten, sondern unsere Leser besonders über die einheimische Musikszene bestens zu informieren. Mit dem mir vorliegenden Album "Rock The Big Band" meine ich den bayrischen Deutschrocker Hermann Skibbe, der im letzten Jahr mit dem Big Band-Spezi Thilo Wolf das Projekt Rock The Big Band zum Leben erweckte.
Skibbe lief mir erstmalig 2012 mit Skibbe III über den Weg und ich denke, es ist gut nachzulesen, wie der bayrische Rockmusiker schon damals bei mir schwer punkten konnte. Mal abgesehen vom damaligen Album hat mich bei diversen Skibbe-Internetrecherchen seine Vielfältigkeit beeindruckt - wenn ich nur allein an seinen 'Nähmaschinen'-Clip denke. 2013 hat er meine positiven Eindrücke nochmal getoppt! Er hat sich nämlich an ein Projekt herangewagt, wie ich es so aus Deutschland nur noch von Extrabreit kenne, als diese im Oktober 2008 mit der rhythmischen Untermalung zahlreicher Bläser und Streicher des Philharmonischen Orchesters Hagen eine DVD produzierten.
Bei "Rock The Big Band" geht es nicht darum, ob der Zuhörer mehr auf reine Rockmusik oder auf rockige Big Band-Klänge steht, sondern ob der Konsument mit der Vermischung beider Genres klar kommt. Wenn ich für mich spreche, ist schon nach dem ersten Durchlauf von "Rock The Big Band" meine anfängliche Skepsis völlig weggeblasen. Egal, an welche Größen des Rock'n'Rolls erinnert wird, ob anfänglich bei "Black Night" an Ritchie Blackmore und unter anderem an Ian Gillan oder bis zum Schlussakt "Burn" ( Jon Lord): "Rock The Big Band" besticht - sei es durch die Big Band-Musiker, dem Background von Svenja Schmidt und Stefanie Popp, der kompletten Hermann Skibbe Band - mit erstklassiger Qualität!
Der Silberling offenbart fast ausschließlich Coverversionen, die einem anhand ihres Bekanntheitsgrades allesamt auch sehr vertraut vorkommen. Und trotzdem: Lied Nummer neun, "A Thing Called Blues", stammt aus Skibbes Feder, während bei Track Nummer zwölf "It Ain't Over Yet" die Urheberrechte bei Thilo Wolf und Hermann Skibbe liegen.
Aufgrund sämtlicher Textvorträge, im Verbund mit seinem exzellenten Gitarrenspiel, steht Skibbe ganz klar im Mittelpunkt der Tonkonserve. Ich spüre förmlich, wie er zur Big Band ein sehr vertrautes Feeling aufbaut, das der Platte sehr gut bekommt. In der Tat, die Rhythmiker halten dem Headbanger quasi den Rücken frei und dieser dankt es mit unbeschwerten Gitarrenläufen, die vor allem den gecoverten Stücken das gewisse Etwas verleihen. Letztlich gehört der Big Band ein genauso großer Anteil am Erfolg des Rundlings, wie dem des Deutschrockers. Sind sie es, die "Rock The Big Band" genau die Würze beimischen, damit das Album attraktiv gestaltet werden konnte.
Auch wenn meiner Meinung nach das Gesamtpaket absolut stimmig ist, unterscheidet sich jedes Lied durch persönliche Einflüsse der Musiker von den Originalen recht gut. Mit "La Grange" und dem Queen-Klassiker "We Will Rock You" habe ich zwei Anspieltipps parat. Crossover-Freunde kommen hier voll auf ihre Kosten!
Fazit: Selbst mir als bekennendem AC/DC-Hardcore-Fan, gefällt "Rock The Big Band" sehr gut! Schwermetaller, Punks und all die Rockmusikkonsumenten, die sich gern in kürzester Zeit mit einem zünftigen Biergelage die 'Kante' geben, sollten lieber gleich vorbeigreifen. Denn da es sich hier um sehr anspruchsvolle Musik handelt, kommen hier eher die Weingenießer voll auf ihre Kosten. Diese Musikfreunde erwarten zahlreiche Hörorgasmen. Hermann Skibbe hat mich wieder schwer beeindruckt, hat sein Multitasking mehrmals fett unterstrichen und ich bin gespannt, was der Tausendsassa als nächstes an musikalischen Leckerlis ausheckt. Der Sound wurde perfekt abgemischt und im Prinzip kann ich auch nach mehrmaligem Hören keinerlei Schwächen ausfindig machen - also kaufen!
Line-up:
Rock Band
Hermann Skibbe (lead vocals, guitars)
Werner Saumweber (bass)
Harry Reichmann (drums)
Big Band:
Thilo Wolf (piano, leader)
Norbert Nagel (saxes)
Axel Kühn (saxes)
Alex Bühl (saxes
Johannes Ludwig (saxes)
Norbert Emminger (saxes)
Felice Civitareale (trumpets)
Jan Schneider (trumpets)
Florian Jechlinger (trumpets)
Sebastian Strempel (trumpets)
Omar Kabir (trumpets)
Jürgen Neudert (trombones)
Christoph Müller (trombones)
Hans-Heiner Bettinger (trombones)
Beatrice Kahl (organ, keys)
Markus Schieferdecker (accoustic-bass)
Paul Höchstädter (drums)
Svenja Schmidt (backing vocals)
Stefanie Popp (bachking vocals)
| Tracklist |
01:Black Night (4:24)
02:Walk This Way (4:27)
03:La Grange (3:45)
04:Nights In White Satin (4:46)
05:Bad Company (5:20)
06:Rock & Roll [Big Band Version] (3:47)
07:Radar Love (4:22)
08:The Boys Are Back In Town (5:10)
09:A Thing Called Blues (4:18)
10:Easy Livin' (2:45)
11:Burn (6:02)
12:It Ain't Over Yet (4:31)
13:We Will Rock You (5:25)
14:Rock & Roll [Rock Version] (3:47)
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Externe Links:
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