Rodriguez / Searching For Sugar Man
Searching For Sugar Man Spielzeit: 51:05
Medium: CD
Label: Legacy Recordings, Sony Music, 2012
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 12.11.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Der amerikanische Musiker Sixto Diaz Rodriguez aka Rodriguez wurde besonders in Südafrika zu einer Art Held der Anti-Apartheid-Bewegung. Sein Debütalbum "Cold Fact" wurde dort nach der Veröffentlichung im Jahr 1970 umgehend auf den Index gesetzt. Diese Platte wurde zur Hymne der unterdrückten Jugend und der am 10.06.1945 in Detroit geborene Künstler avancierte in Südafrika zu einer Art Superstar, ohne in seiner Heimat nennenswert in Erscheinung getreten zu sein. Obwohl seine beiden Alben seinerzeit sehr gute Kritiken erhielten, blieb der kommerzielle Erfolg jedoch damals aus.
Der schwedische Filmemacher Malik Bendjelloul hat sich der mit dem Namen Rodriguez verbundenen Themen angenommen und einen Film über den Künstler gemacht. Unter dem Titel "Searching For Sugar Man" wird der Film Ende Dezember 2012 in deutschen Kinos zu sehen sein. Malik Bendjelloul hat großes Interesse an der Musik. So hat er unter anderem bereits Filme über Björk, Mariah Carey, Elton John, Kraftwerk, Madonna, Kylie Minogue, Prince, Rod Stewart, Sting oder U2 produziert.
Auf der Platte "Searching For Sugar Man" gibt es ganze vierzehn Songs, die zum allergrößten Teil aus seinen beiden Alben "Cold Fact" (1970) sowie "Coming From Reality" (1971) stammen. Von den Songs "Can't Get Away", "Street Boy" und "I'll Slip Away" ist lediglich bekannt, dass sie zirka 1972/73 in den GM Recording Studios (Detroit) aufgenommen wurden. Die Begleitmusiker sind unbekannt.
Rodriguez wurde am Ende der Sechzigerjahre von den Produzenten Dennis Coffey und Mike Theodore, die neben Chris Spedding hier auch im Line-up auftauchen, in einer Bar entdeckt. Aus meiner Sicht ist Rodriguez, den man auch schon für tot erklärt hatte, der in vielen musikalischen Belangen andere Singer/Songwriter. Abgesehen von seiner kritischen Einstellung, die sich natürlich in seinen Texten widerspiegelt, setzt er auf Soul und Folk. Allerdings finden sich in den Songs ungemein viele Facetten, die ihn zu einem Liedermacher abseits der bekannten, ausgetretenen Pfade machen.
Ihn damals als einen neuen Bob Dylan zu bezeichnen, mag gerechtfertigt sein, in musikalischer Hinsicht allerdings beginnt dieser Vergleich zu hinken. Rodriguez kann singen und ist anders als Dylan.
Die vorliegende Platte beginnt mit seinem Markenzeichen "Sugar Man". Mit Streichern und Bläsern ist das Stück fast schon orchestral und man ist fasziniert von Rodriguez' souliger Stimme. Was nur mit der akustischen Gitarre und Gesang beginnt, bietet mittendrin gar einen psychedelisch anmutenden Teil. Ja, so ist der überzeugende Songwriter schon im Opener mit einer Überraschung zur Stelle. "Sandrevan Lullaby - Lifestyles" ist ein romantisches Epos mit akzentuierter Handtrommelbegleitung und einem herzerweichend singenden Rodriguez. Er weiß genau, wie man Streicher einzusetzen hat, ohne dass sie zu einem süßlich wirkenden Zuckerguss werden.
Die vierzehn Songs verfügen über eine ungemeine Ausstrahlung. Neben "Sugar Man" zählen die zwei Minuten "This Is Not A Song, It's An Outburst: Or, The Establishment Blues" zu den Highlights der Platte. Hier ein Textauszug aus dem bluesigen Song:
»Garbage ain't collected, women ain't protected
Politicians using, people they're abusing
The mafia's getting bigger, like pollution in the river
And you tell me that this is where it's at«
"Searching For Sugar Man" ist die perfekte CD, um den fabelhaften Rodriguez in Erinnerung zu rufen oder sich überhaupt mit ihm zu beschäftigen. Dieses Album zählt zu einer echten Überraschung und man kann froh sein, dass das Leben dieses in Vergessenheit geratenen Musikers in einem Film dokumentiert wird.
Line-up:
Rodriguez (vocals, acoustic guitar)
Dennis Coffey (guitar - #1,2,4-9.14)
Chris Spedding (guitar - #3,8,10,12)
Mike Theodore (keyboards, brass - #1,2,4-9,14)
Phil Dennys (keyboards - #3,8,10,12)
Jim Horowitz (violin - #10)
Bob Babbit (bass - #1,2,4-9,14)
Gary Taylor (bass - #3,8,10,12)
Andrew Smith (drums - #1,2,4-9,14)
Andrew Steele (drums - #3,8,10,12)
Bob Pangborn (percussion - #1,2,4-9,14)
Tony Carr (percussion - #3,8,10,12)
Detroit Symphony (strings)
Tracklist
01:Sugar Man (3:50)
02:Crucify Your Mind (2:32)
03:Cause (5:29)
04:I Wonder (2:35)
05:Like Janis (2:37)
06:This Is Not A Song, It's An Outburst: Or, The Establishment Blues (2:07)
07:Can't Get Away (3:56)
08:I Think Of You (3:26)
09:Inner City Blues (3:28)
10:Sandrevan Lullaby - Lifestyles (6:39)
11:Street Boy (3:47)
12:A Most Disgusting Song (4:48)
13:I'll Slip Away (2:52)
14:Jane S. Piddy (3:00)
(all songs composed by Sixto Rodriguez)
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