Rom - Schaerer - Eberle
At The Age Of Six I Wanted To Be A Cook
At The Age Of Six I Wanted To Be A Cook Spielzeit: 40:58
Medium: CD
Label: Unit Records, 2013
Stil: Experimental Jazz

Review vom 10.01.2014


Wolfgang Giese
Ich weiß nicht mehr genau, was ich werden wollte, als ich sechs war, die drei Musiker wollten anschließend kochen. Nun kochen sie ein neues Süppchen nach ihrer letzten Platte
Please Don't Feed The Models. Aber der Berufswunsch scheint sich zu erweitern, denn mit dem siebten Titel des neuen Albums wird auch der Wunsch im siebten Lebensjahr beschrieben, nämlich Napoleon zu sein. Oh je, allein die Titel klingen schon recht verrückt, und tatsächlich setzt sich das auf der vorherigen Scheibe von mir erwähnte Ungewöhnliche nahtlos fort.
"A Trois" klingt zu Beginn wie afrikanische Musik. Auch der Gesang scheint einen aus jenem Lande stammenden Dialekt zu interpretieren und die Gitarre klingt in der Tat wie eines jener ursprünglichen Saiteninstrumente aus Afrika. Dazu surrt die Trompete wie ein riesiges Insekt umher. Merkwürdig, da fällt mir auf, dass mir Ähnliches bereits bei der Betrachtung der vorigen Platte aufgefallen war. Wird das etwa eine Blaupause von dieser? Wie dort gibt es auch beim zweiten Song den Einsatz der Human Beat Box, doch ist die Musik eine ganz andere. Hier wird die Maultrommel eingesetzt und die Gitarre prägt skurrile Akzente. Und immer wieder ist es jener Erdteil, der für mich auf den Plan gerufen zu werden scheint. Der dort in einigen Kulturen vorherrschende Gesang bestimmt auch bei dieser Musik häufig die Atmosphäre. Dazu wird mal mehr, mal weniger Jazz dazu gemischt.
Auf "Unloose Hit" zum Beispiel swingt es gewaltig. Auf der gestopften Trompete wird Musik gespielt, als wäre es wilder Be Bop. Dazu überschlägt sich Schaerer fast mit einem irren Scat - dieser Song muss höllisch Spaß gemacht haben! Gurgelnde und würgende, mit der Stimme erzeugte Geräusche bestimmen "Headline", das dürfte an den Nerven einiger unbedarfter Hörer zerren und ist durchaus starker Tobak. Dazu die nach einem Gummiband klingende Gitarre, die auf diese Weise ein Solo bringt. Ja, fürwahr nicht einfach für übliche Hörgewohnheiten. Andererseits spricht das für Kreativität und Humor, gekonnt wird das vorgetragen, zu bemerken auch bei "Flatter", das mich sogleich an den "Hummelflug" erinnert.
"At The Age Of Seven I Wanted To Be Napoleon" - hier wird, entsprechend des Wunsches - der der Erfüllung entgegenzustreben scheint - bereits auf Französisch gesungen, dazu ein heilloses und fast schon chaotisches Durcheinander. Vorsicht, schon bei Napoleon XIV hieß es: »They're coming to take me away, Ha-Haaa!« "Ever Since" hingegen beginnt mit lyrischen Gitarrenklängen, die mich sehr ansprechen und einen eigenwilligen Stil aufweisen. Eigenwillig, genau, das passt erneut zur ganzen Musik und somit bestätigt die Band wieder mal eine gewisse Ausnahmestellung mit dieser unorthodoxen Art, ihre Vorstellungen umzusetzen. Der hohe Wiedererkennungswert spricht für sich. Ob man sich der Musik nähern kann oder nicht, ist von der individuellen Beurteilung eines jeden abhängig. Vorrangig in Erscheinung tretende Elemente mögen zwar zunächst abschreckend wirken, doch wenn man wirklich einmal diese Schwelle überwindet, dann wird man sich hinsichtlich der besonderen Wirkung von der Besonderheit und dann auftretenden Zugänglichkeit gut treiben lassen können. Wichtiges Element hierbei ist die erzeugte Spannung und das 'Neue' - etwas, auf das viele immer warten. Bitte sehr, hier ist es!
Line-up:
Andreas Schaerer (voice, human beatbox, jew's harp)
Martin Eberle (trumpet, slide trumpet, flugelhorn)
Peter Rom (guitar)
Tracklist
01:A Trois [Rom] (6:23)
02:Cooking The Books [Rom] (3:31)
03:Royal Family [Rom] (5:53)
04:Unloose Hit [Schaerer] (2:04)
05:Headline [Rom] (4:19)
06:Triple Prism [Schaerer] (2:54)
07:At The Age Of Seven I Wanted To Be Napoleon [Eberle] (2:46)
08:Ever Since [Rom] (5:14)
09:Flatter [Schaerer] (1:03)
10:Laster [Schaerer] (3:13)
11:Lou [Schaerer] (3:33)
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