Root Doctor / New Attitude
New Attitude Spielzeit: 44:35
Medium: CD
Label: Root Doctor, 2014
Stil: Blues

Review vom 17.09.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Der Root Doctor will neue Einstellungen vermitteln. Irgendwann in den Achtzigerjahren wurde das Fundament für diese Formation gegossen und so ist der Titel des 2006 erschienenen Albums "Been A Long Time Coming" schon aussagekräftig. 2007 legte man mit "Change Our Ways" nach, 2008 wurde "Live At The Cadillac Club" auf den Markt gebracht und 2011 war es dann "Joy". Neben den guten bis sehr guten Kritikermeinungen heimste die Combo um den Sänger Freddie Cunningham so einige lokale beziehungsweise überregionale Preise ein.
Wie bei Lara & The Bluz Dawgz bringt jedes Bandmitglied einen gut gefüllten Koffer an Erfahrungen mit. Allerdings fällt das Ergebnis der insgesamt zehn Songs vom Root Doctor doch anders aus, als von Lara & The Bluz Dawgz.
"New Attitude" bringt traditionellen Blues mit seinen verspielten Seitenarmen in einen relativ weitgesteckten Rahmen und trotz keiner wesentlich erwähnenswerten Genre-Neuerungen kann das Quintett mit Unterstützung von diversen Musikern/Sängern voll und ganz überzeugen.
Irgendwo muss man bei einer Aufzählung beginnen, aber im Fall der fünf Musiker soll dies keine Hervorhebung des Erstgenannten bedeuten.
Sänger Freddie Cunningham gründete die Combo zusammen mit dem Bassisten James Williams. Der Tiefton-Zupfer hat einen Bruder namens Lamar Williams. Der ebenfalls als Bassist von den Allman Brothers Band oder Sea Level bekannte Musiker war auf Root Doctors Platte "Joy" mit von der Partie. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um ältere Aufnahmen, denn Lamar Williams verstarb am 21.01.1983.
Freddie Cunningham wurde ganz in der Nähe des für den Blues geschichtsträchtigen Ortes Clarksdale geboren und die Familie in die er hineingeboren wurde lebt für die Musik. So ist es kein Wunder, dass auch seine Geschwister gesanglich unterwegs sind. Ob sie allerdings über eine so ausdrucksstarke Stimme wie Freddie Cunningham verfügen, kann an dieser Stelle leider nicht überprüft werden. Abermals wäre dafür "Joy" der geeignete Ort, denn seine Schwester Vanessa Saunders steht im Line-up dieser Platte.
Die tanzenden Töne des Basses von James Williams, der locker aus den Handgelenken getrommelte Bob Gardner-Groove, das rockige Gitarrensolo eines Bill Malone, die herrlichen Keyboardtupfer von Mike Skory und die mit mächtig viel Soul ausgestattete Stimme von Freddie Cunningham sorgen schon bei dem nach vorne gerichteten "Rear View Sight" für hohe Aufmerksamkeit. Harper Dave Matchette ist hier der erste Gast und trifft auch noch voll ins Schwarze.
Tja, schon sitzt man nicht mehr still, ist gefangen vom Sound und Blues des Root Doctor und warten gespannt darauf, ob noch weitere Mitreißer unter den verbleibenden zehn Nummern schlummern.
New Orleans-Klänge oder ein leichter Zydeco-Einschlag passen bestens ins weitgefasste Band-Verständnis vom Blues und der Root Doctor hat exklusive Behandlungsmethoden, will sagen, ist mit seiner Musik deutlich über dem Durchschnittslevel. Bill Malone mag die rockende Ausgabe seiner Saitenfahrten, hat tolle Riffs auf Lager und einem Freddie Cunningham hört man über die gesamte Scheibe hinweg sehr, sehr gerne zu.
Die in unterschiedlicher Zusammensetzung agierenden Bläser sind deutliche Farbtupfer auf dem eh schon geschmeidigen Blues-Stoff und wenn sich die Combo in den balladesken Bereich schwenkt, ist so etwas wie Lounge-Jazz angesagt. Bei herrlich relaxter Musik schaut man seiner Liebsten tief in die Augen, hält eine Hand, nippt am Getränk und vergisst die Welt um sich herum. So ungefähr stellt sich die Situation in einer schön ausgeleuchteten Ecke der Bar dar. Genuss in vollen Zügen ... "Pay The Rent" ist mit sechs Minuten das längste Stück der Platte.
Mit dem Genuss geht es einem bei den anderen Stücken nicht anders. Bei Root Doctor scheint alles so einfach, so leicht von der Hand zu gehen. Wie selbstverständlich kommen die Klänge rüber. Es kommt einem so vor, als kenne man die Band schon seit geraumer Zeit, ist per Du mit dem Quintett.
"You're Gonna Lose" rockt im Verständnis der Band und "Baby, You're Bad" ist wieder eine von diesen herzzerreißenden Balladen, vor denen jeder Eisbecher die Flucht ergreift, weil der Übergang in den flüssigen Zustand vermieden werden soll. "Someone Else Is Steppin' In" ist wörtlich zu nehmen, denn der Funk hält Einzug und der Schlusspunkt "Land Of The Free" bringt die Qualitäten der Combo nochmals auf den Punkt.
Man wird im Blues kaum so schnell gut bekannt mit einer Band, aber Root Doctor hat einfach das Zeug dazu, den Hörer quasi ungefragt einzuhaken und mit auf einen musikalischen Ausflug zu nehmen. Am Ticketschalter muss man nur "New Attitude" angeben und schon ist man mit von der Partie.
Line-up:
Freddie Cunningham (vocals)
James Williams (bass)
Bill Malone (guitar)
Mike Skory (keyboards)
Bob Gardner (drums)

With:
Dave Matchette (harmonica - #1)
Mike Lynch (accordion - #6)
Andy Wilson (trumpet - #2,5)
Len'i Glenn (baritone saxophone - #2)
Jerrick Matthews (trombone - #2,5)
Chad Bement (tenor saxophone - #2,5,10)
Michael Dease (trombone - #2)
R. Gardner (washboard - #6)
Tracklist
01:Rear View Sight (3:27)
02:Set Me Free (5:28)
03:Bring It Back (3:56)
04:Pay The Rent (6:00)
05:The Other Way (4:25)
06:Louisiana Bound (3:29)
07:You're Gonna Lose (3:54)
08:Baby, You're Bad (5:35)
09:Someone Else Is Steppin' In (4:16)
10:Land Of The Free (4:06)
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