Royal Southern Brotherhood / Heartsoulblood
Heartsoulblood Spielzeit: 53:06
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2014
Stil: Rhythm'n'Blues, Roots


Review vom 19.06.2014


Markus Kerren
Schon seit ein paar Jahren sorgt die mit All Star-Besetzung ausgestattete Band Royal Southern Brotherhood für mächtig Furore in der Szene. Und das zugegebenermaßen vollkommen zu Recht. War das Debütalbum bereits nicht von schlechten Eltern, überzeugten die fünf Musiker anschließend aber vor allem mit ihren Konzerten. Wer den 'Königlichen' vor einer deren Gigs wohlgesonnen war, wähnte sich danach nahezu im Himmel. Wer sie vor einer Show noch eher kritisch beäugte, war anschließend vom Gegenteil überzeugt. Zumindest habe ich bisher nirgendwo auch nur ansatzweise kritische oder gar negative Äußerungen gelesen bzw. gehört.
Aber wie dem auch sei, nach einem starken Livealbum liegt nun mit "Heartsoulblood" endlich die zweite Studioscheibe des Fünfers vor. Die Spannung war riesig, denn alles andere als eine Steigerung zum Debüt würde natürlich umgehend als Rückschritt gelten. Aber ich darf Entwarnung geben, denn was die Band mit diesen zwölf Tracks abgeliefert hat, hat nicht nur Hand und Fuß, sondern ist obendrein auch noch megageil. Über die Qualitäten eines Devon Allman, eines
Mike Zito, eines Cyril Neville aber genauso eines Charlie Wooton sowie Yonrico Scott muss ganz sicher nicht mehr schwadroniert werden. Wer von diesen Jungs bisher noch nichts gehört hat, der hat irgendwas falsch gemacht. Oder sich im falschen Genre verirrt.
Die Royal Southern Brotherhood nimmt das letzte Wort ihres Namens durchaus ernst, was sich nicht nur beim fairen (aber zum Glück nicht mathematischen, damit auch ja keiner zu kurz kommt) Aufteilen der Songcredits zeigt, sondern auf dieser Platte bei fast jedem Song hörbar ist. Die fünf Musiker spielen zusammen und miteinander, nicht nebeneinander her. Greifbar ist das bereits direkt beim starken Opener "World Blues", der mit einem geslideten Riff startet, bevor nur kurz danach ein göttlicher Groove einsetzt. Die Nummer hätte locker auch auf einem Allman Brothers Band-Album der Neunziger stehen können, wäre nicht aus dem Rahmen gefallen.
Mit "Rock And Roll" folgt dann etwas überraschend ein echter Rocker von Cyril Neville, der ebenfalls keine Gefangenen macht. Nicht nur bei den ersten beiden Nummern, sondern auf der gesamten Platte greift ein Rädchen ins andere, jeder verdammte Ton sitzt haargenau und die Protagonisten rocken, bluesen und grooven völlig losgelöst, frei und ungebremst. "Groove On" ist der verkappte (bzw. anders benannte) Titelsong und bei "Here It Is" wird das (nie überschnelle) Tempo erstmals deutlich gedrosselt.
Wenn man denkt, man hat schon alles (von der Scheibe) gehört, gibt es mit "She's My Lady" eine weitere Überraschung. Das ist poppiger Soul in Reinkarnation, wie man ihn aus den Siebzigern kennt. Eine weitere völlig andere Klangfarbe und dazu sehr starker Gesang von Cyril Neville. Dem will Mike Zito dann auch nicht hinterher stehen und bringt nach etwas unheilvoll klingendem Beginn seinen eigenen bluesigen Soul. Beim letzten Stück "Love And Peace" wird noch einmal kräftig gegroovt und auch gefunkt, während der Text dieser Nummer fast nur aus den drei Wörtern des Titels besteht. Nach knapp zwei Minuten erfolgt ein starker Break, Twin Leads sind am Werk, schwingen sich hoch, flauen wieder ab und die Band findet zum Hauptthema des Songs zurück.
Auch der Mittelteil der Platte besteht nur aus Gewinnern, angeführt von meinem Favoriten, "Shoulda Known". Devon Allman bringt dieses Stück mit bärenstarkem Gesang, der für Gänsehaut sorgt. Ein Titel, der einen nicht nur im Herz und der Seele berührt, sondern auch unter besagte Gänsehaut kriecht, versprochen.
Richtig Druck macht davor Mike Zitos "Ritual" mit so manchen Anspielungen auf Voodoo, man kann sich fast greifbar in ein dunkles Zimmer mit einer heißen (Voodoo-) Priesterin hineinversetzen, stickig heiße Luft, Adrenalinausstöße ausgelöst von jeder Menge Zauber. Aber auch Cyril Neville fährt mit "Let's Ride" und "Callous" nochmal ganz groß auf. Und selbst wenn Charlie Wooton und Yonrico Scott nie an vorderster Front stehen, so sind sie dennoch unverzichtbar, hatten beide beim Songwriting doch ein deutliches Wörtchen mitzureden und mit ihrem Spiel glänzen sie sowieso.
Das zweite Studioalbum der Royal Southern Brotherhood hat die hohen Erwartungen sogar noch übertroffen. Hier glänzt nicht nur alles wie Gold, sondern genau das ist es auch. Alleine vom grandiosen Zusammenspiel, vom blinden Verständnis, den gemeinsamen Kompositionen (bei denen die Partner bunt durcheinandergewürfelt erscheinen), alles macht den Eindruck und klingt auch so, als hätte die Band gleich mehrere Riesenschritte nach vorne gemacht. Und ganz frei raus: "Heartsoulblood" ist dann auch ein gutes Stück besser als das (alles andere als schlechte) Debüt.
Die Schlussworte sollen aber Devon Allman gehören, denn einfacher und trotzem genauer hätte man es nicht auf den Punkt bringen können:
»Als wir das erste Mal im Studio gewesen sind, waren wir einfach ein Haufen Musiker, die zusammen eine Platte aufnahmen. Bei der Aufnahme von "Heartsoulblood" waren wir eine Band!«
Hell, yeah! Dicke Kaufempfehlung!
Line-up:
Cyril Neville (percussion, lead & background vocals)
Devon Allman (guitars, lead & background vocals)
Mike Zito (guitars, lead & background vocals)
Charlie Wooton (bass, background vocals)
Yonrico Scott (drums & percussion, background vocals)

With:
Omari Neville (background vocals - #8)
Tracklist
01:World Blues
02:Rock And Roll
03:Groove On
04:Here It Is
05:Callous
06:Ritual
07:Shoulda Known
08:Let's Ride
09:Trapped
10:She's My Lady
11:Takes A Village
12:Love And Peace
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