Ruff As Stone
Support: Tino Standhaft & Band
12.11.2010, Odeon im Alten E-Werk, Göppingen
Altes E-Werk Göppingen
Ruff As Stone
Support: Tino Standhaft & Band
Odeon im Alten E-Werk, Göppingen
12. November 2010
Stil: Hard Rock (Tino Standhaft) / Heavy Rock (Ruff As Stone)
Konzertbericht


Artikel vom 27.11.2010


Jürgen B. Volkmar
Tino StandhaftRock im Doppelpack mit überzeugenden Qualitätsmerkmalen
Vor leider etwas magerer Zuschauerkulisse drückten zwei bis ins letzte Detail überzeugende Bands das Rock-Gaspedal bis zum Anschlag durch. Einerseits flotter Heavy Rock mit Spuren von Pop, andererseits klassischer Hard Rock mit Westcoast- Impressionen, zauberten ein Klangbild von absoluter Professionalität.
Tino Standhaft, der bereits mit anderer Besetzung im Jahr 2005 in der selben Location seinen Einstand feierte, gehört wohl zu den wenigen deutschen Interpreten, die den klassischen Hard Rock der 1970er Jahre bis heute mit Vitalität erfüllen und ihn mit einer Lebensfreude wiedergeben, als ob diese Spielart gerade erst geboren wurde.
Tino StandhaftDer Leipziger Gitarrist hat sich nicht von den großen Lücken in den Zuschauerreihen abhalten lassen. Er servierte großformatigen Hard Rock mit Siebziger-Prägung und strahlte eben diese Magie aus, die berührende Songs in sich haben.
Mit Titeln wie "Cinderella's Shoe", "Hard To Rock" und "Doubt And Pain" werden Wolken für das psychedelische Rockbewusstsein produziert. Standhaft startet einen konsequenten Flug durch einen Rockkosmos, der mit Westcoast-Anleihen gesättigt ist. Die Lead-Gitarre schwankt zwischen unverkrampftem Blues Rock und Klangelementen, die man eigentlich Steely Dan zuschreiben möchte. Klar im Vordergrund ist die Gitarre: dominant, rau, intensiv und manchmal auch romantisch. So überzeugt er auch mit der Ballade "Never Again", deren eindringliches, weniger Riff-orientiertes Spiel facettenreich und warm im Raum zu schweben scheint. Manche könnten diese Art von Musik - wie sie derzeit angesagt ist - vielleicht 'Retro' nennen. Aus des Künstlers Sicht kann dies jedoch wahrscheinlich ausgeschlossen werden, denn in den dreißig Jahren, in denen Standhaft diese Art von Musik lebt und produziert, ist er seiner Stilrichtung niemals untreu geworden. Daher kann man wohl zu Recht behaupten, dass dies reiner, unverfälschter, klassischer Hard Rock ist. Tino StandhaftDass er alle Spielrichtungen inhaliert hat, kann man bei "Moonlight Chile" nicht überhören. Hier begegnet man Jimi Hendrix und sogar Neil Young bekommt seine musikalischen Geburtstagswünsche zum 65. Lebensjahr mit einem starken Cover von "Comes A Time" überreicht.
Subtile Magie kommt auf, wenn "Stop" mit balladeskem Intro ertönt. Schwermütig entfaltet sich diese Nummer, bei der man auch die Klasse des zweiten Gitarristen, Norman Dassler, unschwer überhören kann. Dies ist beinahe eine Hommage an eine vergangene Epoche, im Stil eines Love Songs gehalten. Tino war gut beraten, die neuen Mitmusiker - Bassist Steffen Becker, Keyboarder Arne Dressler und Drummer Torsten Wolf - mit ins Boot zu nehmen, denn sie stellen die ideale Ergänzung für dessen 'Klangbild-Erzeugungsmachine' dar.
Ruff As StoneKünstlerisch ebenfalls auf hohem Niveau angesiedelt und gleichfalls mit jahrelanger Bühnenerfahrung der einzelnen Musiker ausgestattet, sind Ruff As Stone aus Großbritannien. Deren Leadsänger Austin Howard hatte als Mitglied des Trios Ellis, Beggs & Howard bereits 1988 mit dem Smash-Hit "Big Bubbles, No Troubles" die Hitparaden bevölkert. Hier kann man schon von einer Allstar-Besetzung reden und diese kann sich sehen lassen: Drums Tobias Künzel, der frühere Frontmann von den Prinzen, Gitarre Tom E. Morrison (Twelve Drummers Drumming, Bliss, Underworld, Bonnie Tyler) und Bass Rob Tree (Chris Norman, Mick Tucker And The Sweet). Anfangs noch völlig unbekannt, schaffte es der Vierer mit seiner Kombination aus fettem Heavy Rock und rhythmischem Pop, zum Überraschungspaket des Abends zu werden.
Im Gegensatz zu Tino Standhaft, dessen Gitarrenspiel eindeutig die Szenerie seines Auftritts beherrschte, ist Austin Howard der geborene Entertainer. In seiner Heimat auch schon als Schauspieler und Comedian aktiv, ist er der Tonangeber und charismatische Leader, dem Dank toller Performance und Dialoge mit dem Publikum sofort die Sympathien zufliegen und er dadurch unbestrittener Stimmbandkönig des Abends ist.
Ruff As StoneRuff As Stone kann sofort mit "Are You Ready", einem Uptempo-Rocker allererster Güte, überzeugen. Mit durchgedrücktem Gaspedal werden Songs, wie "Burn Burn Burn", "Big Shot" und "State Of Shock" - mit perfekten Hooklines garniert - von dem mit Maske auftretenden Tom E. Morrison riff-lastig und fett aus den Saiten gehämmert. Überhaupt ist dieser Gitarrist eine Klasse für sich und passt perfekt zu dem artistisch, agierenden Howard. Den Mikroständer in der Hand, manchmal in bester Dreschflegelrotation drehend, kann der Leadsänger vom leisen Ton bis zu den rockigsten Attacken, jede Stimmlage überzeugend anbringen. Mit seiner Körperbeherrschung, manchem Martial Arts-Darsteller nicht unähnlich, rennt der 'Fronter' wie ein Raubtier die Bühne auf und ab. Verbeugt und verbiegt sich, rotiert um die eigene Achse, bringt Tanzeinlagen, stürmt vor und zurück - eben perfektes Entertainment...
Ruff As StoneEiner der absoluten Höhepunkte kommt, als "Heartbreaker", ein Grand Funk Railroad-Klassiker, die Luft zum vibrieren bringt. Hier schöpft der Saitenzauberer voll aus dem Baukasten der Gitarrenmagie, indem er seinen Sechssaiter in allen Varianten der Gefühlsskala aufheulen lässt. Melodisch sind hierzu die Töne aus dem Mikro, bei denen sich Howard im äußersten Spektrum des Originals bewegt und dabei die perfekte musikalische Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart bildet.
Ruff As StoneRhythmus und hoher Wiedererkennungswert sind Garanten für den Erfolg. Nach dieser Devise, wird der zweite Überflieger des Abends eingeleitet: "Gimme Some Lovin'" von der Spencer Davis Group, bei dem die Gitarre gleich den Part der Hammondorgel mit übernimmt. Nichts wirkt hier staubig, im Gegenteil. Austin Howard macht auch hier nichts falsch und die Begleitmannschaft produziert den Groove dazu am Fließband.
Das Publikum überschüttet die Darsteller zum Dank für ihr musikalisches Vollprogramm mit donnerndem Applaus und erntet dafür noch als Zugabe Van Morrisons "Gloria", bei dem die Gesangslinien nochmals massive Gänsehaut verursachen.
Ein Abend bei dem die wahren Verlierer diejenigen waren, die diese Darbietung an Hörspaß und Leidenschaft versäumt haben.
Line-up:
Tino Standhaft & Band
Tino Standhaft (guitar, vocals)
Torsten Wolf (drums)
Ruff As Stone Steffen Becker (bass)
Norman Dassler (guitar)
Arne Dressler (keyboards)

Ruff As Stone
Austin Howard (vocals)
Tom E. Morrison (lead & rhythm guitar)
Rob Tree (bass)
Tobias Künzel (drums)
Setlist:
Tino Standhaft & Band
01:Cinderellas Shoe
02:Hard To Rock
03:Doubt And Pain
04:Never Meet Again
05:Nobody Wants You
06:London Rain
07:On The Run
08:Lilly Flowers
09:Moonlight Chile
10:Give Me Love
11:Stop
Ruff As Stone 12:Talk About
13:Second Chance
14:No Way Out
15:Troublemaker
16:Reason To Stay

Ruff As Stone
01:Are You Ready
02:Burn Burn Burn
03:Big Shot
04:State Of Shock
05:King Of The World
06:Heartbreaker
07:What You Think
08:Never Gonna Settle Down
09:See The Light
10:Matchstick Man
11:Gimme Some Loving
12:Lovesucker
Encore:
13:Gloria
Bilder vom Konzert
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