Acht Songs in knapp vierzig Minuten lassen mich in tollen Erinnerungen schwelgen, als die Handmusik meist im Mittelpunkt stand und die Bands von MySpace, Facebook und anderen sozialen Netzwerken meilenweit entfernt waren. Irgendwie vermisse ich die Zeit, als man gezwungen war, sich seine Scheiben im Musikladen von nebenan zu erwerben, weil von heutigen Media-Riesenimperien weit und breit nichts zu sehen war, als die Nadel des Plattenspielers aus dem Vinyl auch jegliches Nebengeräusch der Aufnahmen herauskitzelte und nicht, wie in der heutigen Zeit, fast jedes gute PC-Media-Programm für eine fehlerfreie Produktion sorgte.
Shel Tamy, der früher schon für die
Kinks,
Who und
Easybeats produzierte, war auch für diese Tonkonserve als Produzent verantwortlich. Der Oldie erinnert, wen wundert's, an die
Woodstock-Ära, ohne an die ganz große Klasse von z.B. eines
Hendrix,
The Who oder anderen Rockgrößen, die an diesem denkwürdigen Rockspektakel teilnahmen, heranzukommen. Trotzdem, immer noch besser als so manch andere Band aus dieser Zeit Anfang der 70er, deren aufgehende Sterne schnell erloschen. Zugegebenermaßen ereilte dieses Schicksal auch diese Combo und so war bereits zwei Jahre später, nach ihrem Folgealbum "Black Magician", schon wieder Feierabend.
Schade eigentlich, denn die Kapelle hinterließ im Großen und Ganzen eine schöne, intensive Rockplatte mit reichlich Tastenelementen, zeitgemäß schroffen Gitarrenläufen und Hippie-durchtränkten Gesangseinlagen. Obwohl ich den Opener "Make Me Make You", "Knock On My Door" und vor allem den Titeltrack "Rumplestiltskin" richtig überzeugend finde - letzterer mit tollem Orgel-Intro, ansprechenden Percussion-Einlagen und rhythmischen Gitarrenriffs (Anspieltipp) - reichte das für
Rumplestiltskin leider nicht aus, um einen der acht Songs vom damaligen Tonträger in den Charts zu platzieren. Sicherlich auch ein Grund, warum die Band schnell in Vergessenheit geriet und sich letztlich auflöste. Was
Rumplestiltskin nicht vergönnt war, gelang 1972
Peter Charles Green, einigen Lesern vielleicht unter
Peter Lee Sirling oder
Daniel Boone bekannt, als er unter seinem Drittnamen
Daniel Boone mit "Beautiful Sunday" einen Nummer-1-Hit in Deutschland landete und Drummer
Rupert Baer unter dem Namen
Clem Clattini gar auf 45 (!) Nummer-1-Singlehits mitwirkte!
Apropos andere Namen: Jedes Bandmitglied verfügte, siehe Line-up, über einen Pseudonym-Namen. Warum es so war, entzieht sich meiner Kenntnis.
Fazit: Wer auf Heavy Blues Rock steht, der könnte an dieser Platte Gefallen finden. Ein für die Zeit typisch schweres Orgelspiel, druckvolles Bassgezupfe, keine überzogene und doch gute Gitarrenarbeit sowie eine Rockröhre mit viel Blueseinflüssen, treffen meinen Nerv. Und da sich diese Scheibe bereits einen Kultstatus erspielt hat, halte ich, falls es überhaupt noch möglich ist eine Ursprungsfassung zu ergattern, einen Erwerb der CD für sinnvoll. 1991 wurde die Platte von Repertoire Records remastert und wird dort noch als Nachpressung angeboten.