Running Wild / Resilient
Resilient Spielzeit: 60:04 (Digipak), 51:14 (normale Version)
Medium: CD
Label: Steamhammer/SPV, 2013
Stil: Heavy/Power/Speed Metal

Review vom 02.11.2013


Marius Gindra
Machen wir uns nichts vor: In den letzten 10 Jahren hat sich Rock'n'Rolf nicht gerade mit Ruhm bekleckert und viele seiner Fans heftig vor den Kopf gestoßen. Erst der 2005er Totalausfall "Rogues En Vogue", nach mehreren Jahren nahezu völliger Funkstille das plötzliche Ende 2009 mit einem einzelnen, zwiespältigen Abschiedsauftritt auf dem bis dato bereits restlos ausverkauften
Wacken Open Air.
Etwas mehr als zwei Jahre später dann die Überraschung: Ein neues Album ist im Anmarsch; man hat also anscheinend wieder Blut geleckt. "Shadowmaker" entpuppt sich - abgesehen vom hässlichsten Cover der gesamten Karriere - zwar nicht als kompletter Griff in die Toilettenschüssel und hat einige solide bis gute Kabinettstückchen zu bieten, ist aber immer noch eindeutig im untersten Level des Bandschaffens anzusiedeln und glänzt - vorsichtig gesagt - auch nicht gerade mit einer besonders starken, metallischen Produktion.
Mit "Resilient" liegt somit jetzt schon das zweite Studioalbum nach der Pseudo-Reunion vor. Beginnen wir mit der schlechten Nachricht: Im Line-up ist wieder einmal kein Drummer aufgelistet und wenn man sich den Schlagzeugsound genauer zu Gemüte führt, kommt man schnell zu der Überzeugung, es hier auf ein weiteres Mal mit dem legendären, sagenumwobenen Herrn Sasso, dem tightesten Drummer mit genau 0,0 Millilitern Blut in den Adern, zu tun zu haben. Außerdem kommen ein paar Songs (die zum Glück eindeutig in der Unterzahl sind) nicht wirklich vom Fleck und haben stellenweise ziemlich platte Refrains, die nach der Reißbrett-Methode entstanden sein dürften (beste Beispiele hierfür sind der Titeltrack und das fast schon poppige "Desert Rose").
Andererseits bieten hymnische Singalong-Granaten wie das packende, vom klassischen Galopp-Rhythmus und Kasparek-typischen Twin-Guitar-Riffing getriebene "The Drift", das bissige, straighte "Run Riot" oder das hinsichtlich des Opener-Riffs etwas an Accept erinnernde "Crystal Gold" wieder Balsam für die geschundenen Ohren der enttäuschten Gefolgschaft. Gekrönt wird das Album von der knapp 10-minütigen, epischen Schlussnummer "Bloody Island", die ganz in der Tradition von Übersongs wie "Treasure Island" und "Genesis (The Making And The Fall Of Man)" geschrieben wurde, auch wenn bis zu diesen beiden vertonten Monumenten noch etwas Luft nach oben ist. Der wieder etwas lebendiger produzierte Gitarrensound sollte ebenfalls einigen wieder ein freudiges Lächeln auf die Lippen zaubern. Auch die Vocals haben in jüngerer Vergangenheit schon nasaler und kraftloser geklungen. Vielleicht stellt sich hier ja langsam eine Art Altersweisheit ein; wer weiß?!
Somit fällt das Resümee für den mittlerweile 15. Studio-Longplayer des Hamburger Echtmetall-Flaggschiffs unterm Strich recht positiv aus. Ich kann als langjähriger Die-Hard-Fan nach langer Zeit endlich wieder mein Haupt erheben und mich als größtenteils glücklicher Jünger meiner Lieblingsband bezeichnen.
Bis zum Niveau von Klassikern wie "Death Or Glory" und Black Hand Inn ist es zwar noch ein steiniger, langer Weg. Aber man hat mit dem zu kentern drohenden Schiff noch einmal die richtige Richtung eingeschlagen. 8 von 10 RockTimes-Uhren müssten hierfür angemessen sein!
Line-up:
Rolf 'Rock'n'Rolf' Kasparek (vocals, guitar, bass)
Peter Jordan (guitar)
Tracklist
01:Soldiers Of Fortune
02:Resilient
03:Adventure Highway
04:The Drift
05:Desert Rose
06:Fireheart
07:Run Riot
08:Down To The Wire
09:Crystal Gold
10:Bloody Island
11:Payola & Shenanigans (Bonustrack)
12:Premonition (Bonustrack)
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