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Thorbjørn Risager / Dust & Scratches
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Zweimal ist Thorbjørn Risager mit seiner Band bislang ROCKTIMES-aktenkundig geworden. Kollege Steve hat den 2010er Datenträger Track Record begutachtet (was sich auch auf der PR-Ankündigung zu dieser neuen Scheibe niederschlug), während ich die Live-Qualitäten des Septetts bei den Schmölzer Blues Tagen 2010 einem Qualitätscheck unterzogen habe. Im Ergebnis gab es Übereinstimmung: Black Danish Dynamite der Spitzenklasse!
"Dust & Scratches" ist die sechste Longplayer-Veröffentlichung in sieben Jahren und mit ihr schreibt Risager seine bisherige Erfolgsgeschichte fort. Das Album strotzt nur so vor Power, wie nicht anders zu erwarten war. Die siebenköpfige Mannschaft ist weitgehend noch an Bord, lediglich Gitarrist Svein Erik Martinsen hat abgemustert und wurde durch Peter Skjerning ersetzt. Und der ist ein ebenso guter Steuermann, fährt klasse Manöver, hat auch zwei der Songs beigetragen. Auf den meisten Tracks ist der satte Dreier-Brasssound zu hören, der allerdings nicht immer mit Volldampf bläst, sondern die Glut auch richtig dosiert anfacht.
Obwohl der dynamische Bandsound gut gewichtet ist, steht jedoch bei allen Stücken die gewaltige Stimme des Bandchefs, schwarz und soulful, im Vordergrund. Und wie der singen kann! Nicht nur shouten oder röhren - wenn er will, dann klingt er schmerzvoll und blue wie eine der großen Jazzdiven. Bestes Beispiel dafür ist "End Of Time". Diese Inbrunst habe ich bisher von einem (weißen) Europäer noch nicht gehört! Das Gros der Songs rockt jedoch satt, irgendwo zwischen Chicago Blues, Memphis Soul und New York Funk. Die Stile sind mal mehr, mal weniger präsent, oft bringt er sie auch zusammen in einem brodelnden Sud, fügt einen Schuss Oldtime Jazz dazu, würzt mit Swing und einem Schuss Tex Mex, kocht mit Jump Blues noch mal auf und das klingt dann immer nur - RED HOT.
"Dust & Scratches" ist keine geschniegelte Produktion, sondern hält, was Name und Cover versprechen. Es geht zur Sache, Leidenschaft aus jeder Pore, der große Schaufelbagger gräbt sich tief in die Gefühlswelt der Beteiligten. Risager und seine Mannen packen den Zuhörer vor den Boxen, der Rhythmus der ersten Nummern ist hammerhart. Hardcore Blues anno 2012, der richtige Elektroschock für den kollabierten Zwölftakter! Auch wenn dann tourenmäßig etwas zurückgeschaltet wird, die Intensität lässt kaum nach. Genauso wenig wie die Klasse der Songs und ihrer Arrangements. Nächstes Beispiel: "On My Way" - ein puristisch vorgetragener hypnotischer Blues, der direkt aus dem verbrannten Herzen des Mississippi-Deltas stammen könnte. Wie Kollege Steve bleibt mir eigentlich nur, die Spielzeit zu kritisieren. Üblicherweise sind mir 45 Minuten wirklich genug, aber hier hätte ich liebend gern noch mehr bekommen.
Mit solchen Musikern wie Thorbjørn Risager und seiner Truppe könnte der alte Mann Blues noch mal auf die Beine kommen und sein Mojo wieder schwingen. Leider gibt es zu wenige davon, die neben den handwerklichen Fähigkeiten auch über das entsprechende Feeling und genügend zeitgemäße Kreativität verfügen. Vergesst die Frickler-Aufziehpuppen mit ihren Marionetten, hört euch diese Dänen an!
Gelegenheit dazu gibt's in Kürze wieder auch in unserem Land, Näheres in unseren Tourterminen.
Line-up:
Thorbjørn Risager (vocals, guitar) Emil Balsgaard (piano, organ, Rhodes) Peter Skjerning (guitar, background vocals) Kasper Wagner (alto sax, tenor sax, baritone sax) Peter Kehl (trumpet) Søren Børgaard (bass) Martin Seidelin (drums) Guests Lars Skjærbæk (background vocals) Runde Harder Olesen (percussion)
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