Tokyo Rosenthal / Ghosts
Ghosts Spielzeit: 37:35
Medium: CD
Label: Rock & Sock Records, 2009
Stil: Americana

Review vom 04.03.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Nach Love Won Out steht der Americana-Mann Tokyo Rosenthal mit seinem nächsten Album vor der Tür.
Abermals setzt er auf die bewährte Mithilfe von zum Beispiel Al Perkins (Ex-Manassas, The Flying Burrito Brothers) und Chris Stamey (Alex Chilton, Bob Mould, The Golden Palominos, Matthew Sweet). Einmal ist Peter Holsapple (Continental Drifters) mit seinem Akkordeon und Lisa Lacheau an der Querflöte dabei.
Obwohl sich der Protagonist auch hinter dem Schlagzeug wohl fühlt, hat er den Platz auf fünf Tracks Tim Rae überlassen. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt Jim Eisenberg auf dem Banjo.
Rosenthal ist ein relaxtes Album gelungen.
Die Ausgewogenheit der Songs ist beeindruckend und man hat sehr viel Wert auf die Arrangements der einzelnen Lieder gelegt. Rosenthal sowie Stamey haben der Platte eine wunderschöne Stimmung verpasst und neben einem Aufblitzen des Blues gelingt den Musiker sogar ein erfolgreicher Ausflug in den Jazz. Ja, auch das ist Roots Music im Umfeld des Künstlers.
Ausgerechnet dieser Track trägt den Titel "Feelings Don't Know Any Age".
Ein hingebungsvoller Song mit Querflöte, akustischer Gitarre und Piano. Da lässt sich zu Beginn und am Ende vortrefflich träumen. Zwischendrin kommt es zu einem Rhythmuswechsel und der Jazz wird herbeizitiert.
Ohne Umwege wird der Hörer sofort gut Freund mit Rosenthals Stimme, die neben der Versiertheit an den Instrumenten zu einem weiteren Markenzeichen von ihm wird.
Im Kontext seiner Musik rockt der Mann auch.
Dafür gibt es mehrere Stationen auf der Platte, an denen man gerne verweilt, sprich, die Nummern vertragen auch ein häufigeres Abspielen. Den Schlusspunkt von "Ghosts" setzt er zum Beispiel mit einer flotten Komposition, die er sich von Rex Fowler geliehen hat.
"Goin' On Saturday" wird von Bobby Britts Fiddle angetrieben und hier darf das Schlagzeug auch einmal richtig abgehen.
Sehr interessant und etwas außerhalb des "Ghosts"-Rahmens eröffnen Rosenthal & Co. die Platte mit "Inside Your Skull". Groovender Rock'n'Roll mit Slidegitarre und Pedal Steel ist angesagt. Ja, so ähnlich macht es auch ein Julian Dawson. Da brummt es lecker im Schädel!
Im Titeltrack tummeln sich so einige Percussioninstrumente und wenn man den Informationen im Digipak Glauben schenken darf, ist hier Josh Starmetz am Cello mit dabei. So richtig kann man das aber nicht hören. Wenn, dann hat der lediglich Hintergrundfunktion. Vielmehr von diesem Streichinstrument ist in der Ballade "House On The River" vorhanden. Hier lässt das Flair Speiseeis schmelzen und bringt Steine zum Singen. Eine Melancholie, die mit zart besaiteter akustischer Gitarre und klassischen Elementen Freude macht.
Rosenthal kann nicht nur eine klasse Rhythmusgitarre spielen. Über die gesamte Platte hinweg erweist er sich darüber hinaus auch als sehr guter Fingerpicker.
Außerdem ist es schön, dass bei den verschiedenen Tracks unterschiedliche Instrumente in den Vordergrund gestellt werden. Mal ist es die Fiddle, dann das Banjo oder die Pedal Steel beziehungsweise das Piano. Also nicht nur Arbeitsgeräte, die Rosenthal spielt.
Die CD strahlt viel mehr Wärme aus, als es das Coverbild suggeriert.
Der Kollege Markus kündigte ja bereits in seiner "Love Won Out"-Rezension das neue Album an.
"Ghosts" ist eine klasse Platte geworden.
Der Künstler zeigt in allen Belangen der Musik Qualität, die er mit sehr guten Begleitern in ein wirklich hörenswertes Album umgesetzt hat.
Tokyo Rosenthal weiß zu gefallen und schultert nicht nur die Akustische. Mit dem Einsatz der E-Gitarre geht er zwar sparsamer um, allerdings hat er sich auch genau überlegt, in welchen Songs dieses Instrument Sinn macht. Der Americana-Streifzug ist gut gelungen.
Line-up:
Tokyo Rosenthal (vocals, rhythm guitar, lead guitar, piano, harmonica, drums)
Al Perkins (pedal steel guitar - #1,2,8)
Bobby Britt (fidel - #2,3,6,10)
Jim Eisenberg (banjo - #3,5,8)
Peter Holsapple (accordion - #4)
Lisa Lacheau (flute - #7,9)
Josh Starmetz (flute - #7,9)
Raul of Bayonne (percussion)
Chris Stamey (bass)
Tim Rae (drums - #3,7,8,9,10)
Tracklist
01:Inside Your Skull (5:19)
02:Still She Thanks God (3:39)
03:There Is No Perfect Love (3:37)
04:Ghosts (3:27)
05:House On The River (3:23)
06:Mister Tell Me 'bout The Great Depression (3:37)
07:I Can't Read Ya (3:02)
08:And Then You Sang (3:36)
09:Feelings Don't Know Any Age (4:40)
10:Goin' On Saturday (3:16)
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