Tokyo Rosenthal / Who Was That Man?
Who Was That Man Spielzeit: 38:53
Medium: CD
Label: Rock & Socks Records, 2011
Stil: Roots Music

Review vom 22.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Tokyo Rosenthal wird von Mal zu Mal besser. Wer schafft es schon, eine Ode an seine betagte Katze zu schreiben und auch noch so tierisch gut in Szene zu setzen. Man muss etwas genauer hinhören, dann bekommt im letzten Track "Little Old Man" das Maunzen des Katers mit. Klanglich vom Country geschwängert singt Rosenthal einfühlsam zu Banjo, Pedal Steel- und akustischer Gitarre.
Mit "Who Was That Man?" setzt sich Rosenthal weiter auf die Schiene des Erfolges. Bei ihm werden die Alben mit steigender Zahl immer besser, statt wie manchen anderen, schwächer. Durch den Opener befindet sich Toyko Rosenthal in ein strahlendes Licht, der besonders durch das mit TexMex gefütterte Bläser-Arrangement überrascht. Allerdings geht der Mann dann doch seinen eigenen Weg, denn zunächst kam mit Willy DeVille in den Sinn. Wenn schon die Rede von Licht ist, dann muss hier und für einige andere Tracks Bobby Britt genannt werden. Der Fiddler agiert durch die gesamte Nummer brillant und mit Recht gehört ihm einen Solo-Einlage.
Die Drei von der Gebläse-Station machen noch einmal mit. "The Librarian" heiß das Stück, in dem Darren Riley sowie Jay und Ben Shepherd sparsam ihre Chili-Würzung verstreuen. Übrigens hat das Bläser-Trio ansonsten seine Heimat bei Pancho Ballard And The Banditos. Thematisch ist "Black To Blue" wohl der globalste Song. Es geht zwar konkret um das Ölleck im Golf von Mexiko, aber grundsätzlich kann man den Ort beliebig ersetzen. Banjo und Gitarre bilden eine spannende Stimmung auf und im Folgenden spielt Allyn Love an der Pedal Steel-Gitarre eine hervorragende Rolle, die sich bis zu einem Solo ausdehnt. Trauriges Thema, klasse Song!
Bei seinen Balladen ist Rosenthal mit fast zerbrechlicher Stimme unterwegs. Wenn die Steel-Gitarre fast wimmert und das Banjo kurz vor den Tränen ist, dann nennt der Protagonist so etwas "Fresh Start". Da braucht er noch nicht einmal drei Minuten, um Gänsehaut zu erzeugen. Es ist irgendwie kein Wunder, dass Rosenthals "Who Was That Man?" in Genre-Charts immer weiter nach oben klettert. Der Erfolg sei ihm gegönnt und das Album hat es verdient.
Der ehemalige Boxer lässt es bei "Ann Marie" aber richtig krachen. Da muss der Drummer Will Rigby Gas geben und Britts Geigenbogen nimmt Fahrt auf. Charlie Chamberlin spielt die Lead-Gitarre und wow, das ist zwar kurz, aber sehr prägnant, wie er dort die Töne aneinanderreiht. Dieses Solo gehört mit zum Besten auf der Platte. Britt hatte ich ja schon lobend erwähnt. Ganz ohne Probleme: 'Ann Marie' fällt mir. Toller Roots-Track!
Hey, Rosenthal paart Country mit Rock'n'Roll. Und da fragt sich der Hörer, wo das Piano in "San Antone" ist? Nirgends. Diese schmissige Nummer geht aber auch ohne, nicht aber ohne abschließenden Trommelwirbel von Rigby. "The Librarian" sowie "San Antone" sind echte Knüller und Rosenthal ist ein gestandener Geschichtenerzähler, der aus Beobachtungen, eigenen Erfahrungen und politischen Themen seine Sichtweise der Dinge transportiert.
So bringt er zum Beispiel mit "Your 3rd Score" ein klasse rockendes Loblied auf seine Frau. Abermals ist es Bobby Britt, der im instrumentalen Mittelteil klasse soliert. Es ist einfach viel los auf der Platte und die knapp neununddreißig Minuten sind hervorragend abwechslungsreich gefüllt. Rosenthals zehn Kompositionen sind Anlass zu mehrmaligem Hören, denn man hat viel Wert auf Details gelegt. Beide Daumen gehen nach oben.
Line-up:
Tokyo Rosenthal (vocals, lead guitar, rhythm guitar, piano, percussion)
Charlie Chamberlain (lead guitar, mandolin, banjo - #2,4,8 – 10)
Allyn Love (pedal steel guitar - #2 – 4, 7,8,10)
Bobby Britt (fiddle - #1,2,5,7,9)
Darren Riley, Jay Shepherd, Ben Shepherd (horns - #1,6)
Chris Stamley (bass)
Will Rigby (drums)
Tracklist
01:Who Was That Man? (4:14)
02:Saving Or Suffocation (4:56)
03:Maybe I've Been Where I'm Goin' (3:56)
04:Black To Blue (4:12)
05:Your 3rd Score (3:18)
06:The Librarian (4:44)
07:San Antone (2:59)
08:Fresh Start (3:07)
09:Ann Marie (4:44)
10:Little Old Man (2:43)
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