Brian Setzer / 13
13 Spielzeit: 43:39
Medium: CD
Label: Surfdog Records, 2006
Stil: Rock

Review vom 17.10.2006


Joachim 'Joe' Brookes
Der Mann hat Humor: Mit 13 Songs bestückt er sein neustes Werk mit dem Titel "13" und das ist zugleich sein 13. Studio-Album. 13? Aberglaube?
Aus Brian Setzers Sicht nicht und wenn ich mir im Garten am Obstbaum meine Birne stoße, liegt das auch nicht daran, dass ich tags zuvor eine der Nachbarskatzen, die unseren Garten als Vergnügungspark ansehen, von links nach rechts unter einer vergessenen Leiter habe hergehen sehen.
Ob Setzer als Frontmann der Stray Cats oder eines ganzen Orchesters: Mit "13" veröffentlicht der mit Auszeichnungen gut bestückte Sänger und Gitarrist ein Album unter eigenem Namen.
Setzer hat eine satte, kurzweilige Mischung aus wohlbekannten Sounds und, obwohl sich meine Mundwinkel schon bedenklich durch die ersten Gitarrentöne nach unten bewegten, richtig rockenden Nummern abgeliefert.
Diese Gemengelage macht Freude, holt jede verschlafen in der wärmenden Sonne liegende Katze umgehend auf ihre vier Pfoten.
Angesprochenes "Drugs & Alcohol (Bullet Holes)" fetzt nach einlullenden 17 Sekunden mit Rockriffs so was von los, dass es den Überraschungsmoment auf seiner Seite hat. Es ist schon jetzt mächtig was los auf den Setzer-Pfaden. Schneidende Gitarren-Soli, scharf wie Katzenkrallen.
Heftig auch der Nachfolger: "Take A Chance On Love", fast jeder hätte aus dem Thema eine triefende Ballade zu Gehör gebracht. Setzer haut wieder in die Saiten, dass die Schwarte kracht. Mächtige Gitarren gepaart mit einem eingängigen Refrain, steht die Nummer für puren Rock'n'Roll. Der Song scheint mit drei oder vier Gitarren eingespielt worden zu sein. Die Krallen der Katze, die ja schon durch den ersten Track auf die Beine gekommen ist, hinterlassen erste Spuren auf dem Teppich.
Repeat-Taste und die Lautstärke mal 'ein wenig' höher drehen. Noch beschwert sich niemand im Haus, wobei ich das Gefühl nicht loswerde, dass Brian Setzer gerade unseren Sohn und seine Freundin vom Mars zurück auf die Erde geholt hat. Richtig: Die sind wach, ich habe noch nicht einmal ein 'Guten Morgen' vernommen. Oder war da etwa ein 'böser Blick'? An allem der Setzer mit seiner verflixten "13" Schuld…
Nicht genug, geht es mit dem Setzer-Rock'n'Roll in "Broken Down Piece Of Junk" weiter. Feiner Frage-Antwort-Gesang zwischen Brian und dem Männerchor.
Diese Gitarren, so fett und satt im Sound, wie eine Katze nach einer Mahlzeit, kredenzt vom allseits geliebten 'Dosenöffner'.
"We Are The Marauders" setzt das aufgegriffene musikalische Thema des Vorgängers fort und unsere Katze leckt sich genüsslich das Maul und putzt bei der Gelegenheit mal direkt das Fell.
Etwas ruhiger und verhaltener kommt "Don't Say You Love Me" daher, garniert mit einer schönen Frauenstimme (backing vocals).
Ja, ja, "Really Rockabilly" ist dann Programm. Hätte nie gedacht, dass es so viele verschiedene Spielformen des Rockabilly gibt, denn Setzer zählt bestimmt zehn verschiedene auf, pfeift uns gegen Ende noch einen und, als wäre sein Körper noch nicht genügend mit Tattoos besetzt, wünscht er sich noch eins auf seinem Nacken.
Mit dem kurzen "Mini Bar Blues" wird die gute Laune weiter aufrecht erhalten und es folgt ein fast schon, von der hektischen Großstadt beeinflusstes, "Bad Bad Girl (In A Bad Bad World)". Aufschreiende, schräg klingende Gitarre! Höre ich da zwischendrin Banjo-Klänge, die auch nicht gerade beruhigend klingen?
In "When Hepcat Gets The Blues" befinden wir uns in den Bugwellen der Stray Cats oder des Brian Setzer Ochestras. Bekannt, gut und Setzer zaubert einige jazzige Töne aus seiner Halbakustischen. So lässt es sich die Katze gefallen.
Harte Riffs begleiten dann wieder "Back Streets Of Tokyo". Der Lautstärke-Regler muss wieder herhalten.
Über das mächtig groovende "Everbody's Up To Somthin'", bei dem man in Versuchung kommt, den Refrain mitzusingen, endet "13" mit "The Hennepin Avenue Bridge", mit dem Brian Setzer zu einer überraschenden Schlussoffensive ansetzt.
Da ist das Banjo wieder, diesmal im Vordergrund, eine Tuba ertönt aus den hinteren Reihen und wir sind mittendrin in der Country-/Folk-Ecke. Wer hätte das gedacht?
Setzen, voll gut, Herr Setzer!
Tracklist
01:Drugs & Alcohol (Bullet Holes) (4:57)
02:Take A Chance On Love (4:01)
03:Broken Down Piece Of Junk (2:43)
04:We Are The Marauders (2:28)
05:Don't Say You Love Me (3:19)
06:Really Rockabilly (3:09)
07:Rocket Cathedrals (2:51)
08:Mini Bar Blues (2:03)
09:Bad Bad Girl (In A Bad Bad World) (4:29)
10:When Hepcat Gets The Blues (2:49)
11:Back Streets Of Tokyo (4:48)
12:Everbody's Up To Somthin' (2:47)
13:The Hennepin Avenue Bridge (3:09)
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