Dirk Speksnijder / The Man With Two Brains
The Man With Two Brains Spielzeit: 38:05
Medium: CD
Label: Chevalier D'Angleterre Records, 2010
Stil: Pop, Rock

Review vom 19.10.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Fake! Fake! Alles nur Fake hier ... bis auf die Musik.
Dirk Speksnijder ... da schnei(j)det der Edelstahlhobel bei mir, nicht weit von der deutsch-niederländischen Grenze entfernt, ganz geschmeidig durch den Gouda aus deutscher Produktion, auch wenn 'spek' Speck bedeutet. Wahrheit und Fälschung liegen so nah beieinander. Hinter dem Künstlernamen Dirk Speksnijder steckt Phil Dirk Knight und der lebt im englischen Ashby-de-la-Zouch (Leicestershire), zirka fünfundvierzig Kilometer von Birmingham entfernt. Ein Ort, in dem vielleicht tatsächlich der berühmte Hund begraben ist. Da kann man schon einmal (oder öfter) auf blöde Gedanken kommen.
Ob folgende Story nun Wahrheit oder Fantasterei ist, wage ich nicht mehr zu beurteilen. Knight hatte ein Streitgespräch mit dem Physiker Dr. Brian Cox, ebenfalls bekannt als Keyboarder der irischen Popgruppe D:Ream über just diese Band. Durch übersinnliche Eingebung kam Knight in Besitz des Zugangscodes zum Large Hardon Collider, dem Teilchenbeschleuniger am Froschungszentrum CERN in Genf. Dort wurde Dirk Speksnijder erschaffen. Ihm gab Phil Dirk Knight seine Kompositionen für "The Man With Two Brians", das Speksnijder in "The Man With Two Brains" umbenannte, falls Dr. Brian Cox irgendwelche Ansprüche stellen sollte. Mit diesem Hintergrund macht der Albumtitel Sinn.
So verquer wie diese Geschichte auch ist, Speksnijders Platte mit mehr oder weniger kurzen Hymnen ist Pop/Rock aus den Sechzigerjahren. Dieser Mann hat was drauf! Mit welcher Frechheit der sich in dem Jahrzehnt tummelt, ist schon wieder saugut. Neben wunderschönen Songs, bei denen Speksnijder alle Instrumente, bis auf das Schlagzeug spielt, gibt es einen gewissen Gary Stockes, der mit sieben verschiedenen Stimmen auf der Platte vertreten ist. Tim Bragg ist der Drummer und alle drei kennen sich seit einer Ewigkeit. Das Männer-Trio war schon Ende der Siebziger in unterschiedlichen Gruppen aktiv.
Zu offensichtlich ist die Minute "Don't Tell The Missus" als bunte Eintrittskarte zu Ähnlichkeiten mit XTC. Kein schlechte Adresse! Bei allem Respekt vor anderen Bands, die einem bei Dirk Speksnijders Musik in den Sinn kommen, zieht sich XTC wie ein roter Faden durch den Käse, ähm, die Platte. Dann sind auch noch die üblichen Verdächtigen wie die Beatles, Kinks,
The Small Faces und andere.
Der Protagonist hat ein Händchen für eingängige Songs und er hätte mit einem der Tracks vor fünfzig Jahren bestimmt einen Hit gelandet, so authentisch kommt die gesamte Chose rüber. Ohne Widerspruch muss man Spekschnijder musikalisches Talent bescheinigen und er kann nicht nur mit der Gitarre vortrefflich umgehen.
Wer immer noch nicht weiß, wie die Löcher in den Käse kommen, sollte es vielleicht einmal mit Speksnijders musikalischen Spitzenhäubchen versuchen. Besonders mag ich den goldgelben, alten Gouda, der beim Schneiden auseinanderbröckelt. So ist es auch mit "The Man ...". Gut gereift und trotzdem frisch.
The Red Button hatten mit Erfolg auch schon in eine solche Sechziger-Kerbe geschlagen. Spekschnijder schneidet sich in einigen Tracks durch Minizitate (zum Beispiel Bowies "Major Tom") hauchdünne Scheiben vom Originalkuchen ab und lässt uns mit richtig schönen Songs an einer hochinteressanten Epoche, zu der es das Wort Compact Disc noch gar nicht gab, teilhaben. Selbst die Spielzeit von achtunddreißig Minuten passt da ins Konzept.
Genauso wie Knights Alter Ego Dirk Speksnijder war er wohl auch nie in einer Käsefabrik. Es lebe der Käse! Es lebe Phil Dirk Knight für die abgedrehte Idee mit dem Dirk Speksnijder. Solche Musik kann einfach nicht unmodern werden und schon gar nicht, wenn sie so gut dargeboten wird wie auf "The Man With Two Brains". Ja, und ein wenig Sixties-Psychedelic hat es auch noch.
Hey, hier fehlt nichts und Knight hat für Speksnijder ein besonders delikates Stück Käse reifen lassen. Richtig gut gefällt mir, auf Knights MySpace-Seite zu lesen, dass er wieder damit beschäftigt ist, Songs für Speksnijder zu schreiben. Her damit, wenn die Zeit dafür reif ist!
Line-up:
Dirk Speksnijder (all instruments, vocals)
Gary Stokes (voice improvisation)
Tim Bragg (drums)
Tracklist
01:What A Song And Dance! (3:35)
02:Beecham's Powders (1:05)
03:Hot Air Balloon (3:49)
04:Don't Tell The Missus (0:51)
05:Going Out (3:30)
06:Glam (2:59)
07:Tracy Played The Saxophone (4:19)
08:Mr Hitchcock Takes A Holiday (0:41)
09:Evil Guy (3:12)
10:Something To Say (3:09)
11:Kevin Honestly (3:32)
12:Ted Robinson (1:04)
13:Two-O-Eight (2:44)
14:The Man With Two Brains (3:34)
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