Eric Scott / Where The Water Runs Deep
Where The Water Runs Deep Spielzeit: 43:41
Medium: CD
Label: Itzall Goode Musicrds, 2012
Stil: Pop

Review vom 18.11.2013


Daniel Daus
Nachdem Eric Scott auf seinem vorletzten Album noch 'Rot' gesehen hatte (kleiner Scherz am Rande: nicht wirklich - nur der Titel lautete "Red") offenbarte er uns im letzten Jahr mit "Where The Water Runs Deepest" einen tiefen Einblick in sein Seelenleben.
Der in Northern Beach, Maryland ansässige, trotz meines nicht gerade kleinen musikalischen Backgrounds, mir bisher nicht bekannte Singer/Songwriter und leidenschaftliche Bass-Spieler (kann er richtig gut) ist ein weiterer Beweis für den schier unerschöpflichen Fundus an großartigen Vertretern seiner Zunft in diesem mir ansonsten bis auf wenige Dinge suspekten Landes.
Genauso merkwürdig ist es, warum diese Scheibe erst jetzt, ein geschlagenes Jahr später und nicht schon ein paar Wochen vor ihrem VÖ-Termin bei uns auftaucht ist. Aber egal, schön ist in jedem Fall, dass sie noch ihren Weg zu uns gefunden hat. Ein Werk, das bei mir sofort, von vorne bis hinten, sympathisch rüberkommt - ich bin jedenfalls im Nachhinein froh, diesen Künstler mal entdecken zu dürfen, auch wenn seine Art zu Musizieren sicher ganz nicht zu meinen Hauptpräferenzen zählt.
Scott hat sich für die Entwicklung dieses Albums laut eigener Aussage zu einer anderen Vorgehensweise als herkömmlich entschieden. Seine sonstigen Werke hat er meist in relativ begrenzter Zeit kreiert und in wenigen Tagen komplett im Studio eingespielt. Hier sind sämtliche Songs über einen langen Zeitraum entstanden, bis sich seiner Meinung nach ein gut passendes Gesamtensemble wie von selbst zusammengefunden hatte.
Zunächst wollte Eric die Lieder auch nur in Form von Gesang (er hat übrigens eine sehr ausdrucksstarke, soulinspirierte Stimme) und Akustikgitarrenbegleitung umsetzen, entschied sich aber dann doch dafür, einige weitere Instrumente dezent mit einzubinden, weil ihm das Ganze über den gesamten Verlauf einer CD doch zu monoton geraten wäre. Eine richtige Entscheidung. Diese Meinung wird von mir ebenfalls vertreten.
Und so berauscht mich der Musiker mit sehr schön arrangierten, überaus melodischen Liedern, bei denen man auch herrlich mal den 'Hans Guck in die Luft' mimen kann (ich liebe es, in dieser rauen, windigen, verregneten Zeit auch mal mit einer warmen Decke gemütlich auf der Couch zu liegen und einfach nur durchs große Wohnzimmerfenster durch den Garten in den sich im herbstlichen Farbenspiel präsentierenden angrenzenden kleinen Park zu schauen), abschalten, relaxen und 'Fünfe auch mal einfach gerade sein lassen kann'. Natürlich ebenfalls bestens fürs Candlelight-Dinner als Hintergundambiente mit dem potenziellen Wunsch-Date oder der bereits vorhandenen Liebsten geeignet.
Die lesens- und anhörenswerten Texte seiner Songs erscheinen, auch wenn ich mit solchen Statements bei Künstlern normalerweise recht vorsichtig bin, grundehrlich, bewegend und zum Teil autobiographisch. Manche Tracks sind sehr spartanisch, nur mit der (geplanten) Akustikgitarre ("Everybody") oder dem Piano ("Forgiven" - Richtung Marc Cohn, Phil Vassar) gestaltet.
Beim Rest stoßen dann - sehr zurückgenommen - die klassischen Rhythmusinstrumente wie Bass, Drums und Percussionmaterialien (Congas)/-effekte (Fingersnips) dazu, ab und zu finden aber auch Fender Rhodes-Klänge ("Boston"), die Orgel ("Get To Me"), eine Wurlitzer ("Victim") oder ein Cello ("I Wanna Save The World"), sowie einige Harmoniegesänge (hier hätte ich lediglich eine etwas stärkere Einbindung der bezaubernden Gastmusikerin Ruut als einzigen Verbesserungsvorschlag anzubringen) ihre Berufung. Das Schmuselied "If It Takes All Night" wäre vermutlich, wenn es von einem Lionel Richie performt würde, sofort ein Riesenhit.
Meine Favoriten sind die Tracks, in denen sich auch eine E-Gitarre mal den Weg in Songs wie das verzweifelt, aber wunderschön klingende "Loneliness Is Speaking" oder das mit einem lässigen Reggae-Touch bedachte "Mama Let Yo' Hair Down" (toll hier besonders Scotts funkiges Bassspiel) bahnt. Klasse auch der mit augenzwinkerndem, eindeutig-zweideutigem Text (übrigens schön, dass diese auch mal in einer altersgerecht, etwas größer angelegten Schrift im Booklet beigefügt sind) cool rübergebrachte Akustikblues "Take Me Home".
Eric Scotts "Where The Water Runs Deepest" ist zweifellos für mich eine Bereicherung in meiner Sammlung, die im weitesten Sinne nur Leute wie Mark Gillespie, Ari Hest, Marc Broussard, Roachford, John Mayer (die poppigeren Sachen von ihm), Johnny Reid oder Paul Carrack als eventuelle Referenzgrößen bisher beheimatet. Ein Werk vornehmlich für Liebhaber leiserer Töne. Die glasklare Produktion sorgt für ein überaus angenehmes Hörerlebnis. Lieber Eric, das nächste Album darf sich dann gerne zum aktuellen Zeitpunkt zur Besprechung bei mir einfinden…
Tracklist
01:Boston
02:If It Takes All Night
03:Get To Me
04:Everybody
05:Break Me Open
06:Loneliness Is Speaking To Me
07:Forgiven
08:Take Me Home
09:Victim
10:I Wanna Save The World
11:Mama Let Yo' Hair Down
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