Ian Siegal / 30.05.2012, Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
Cultureel Podium Roepaen Ian Siegal
Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
30. Mai 2012
Stil: Roots Music


Artikel vom 04.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Ian Siegal Ian Siegal macht seinen Weg und erntet mit seiner Musik eine verdiente Anerkennung nach der anderen. 2011 erhielt er den British Blues Award als bester männlicher Künstler und 2012 wurde The Skinny, das mit hochkarätigem Line-up eingespielt wurde, für den Blues Music Award nominiert. Momentan fährt der Brite dreigleisig. Einerseits ist er solo unterwegs, andererseits mit seiner Band und dann auch noch mit den Mississippi Mudbloods. Hinter der letztgenannten Combo verbergen sich Cody und Luther Dickinson von den North Mississippi Allstars und Alvin Youngblood Hart, der als Gast auf "The Skinny" mitwirkte.
Ian Siegal Mit Traditionals, Coversongs und Eigenkompositionen war der Mann ein musikalischer Magnet. Er konnte von einem Lied zum andern die Atmosphäre wechseln. Da blieb einem schon die Spucke im Hals stecken. Siegal spielte zwar nur eine akustische Gitarre, aber seine Stimme war das zweite Instrument. Unglaublich wandlungsfähig ging sein Gesang unter die Haut und nicht nur einmal hatte man das Gefühl, in Siegals Adern floss Mississippi-Blut. Er bot viel Bottleneck-Einsatz und sein Fingerpicking war schon beeindruckend.
Ian Siegal Der Protagonist hatte zwar eine Setlist, aber an die hielt er sich nicht so ganz. Die Songauswahl geschah meist spontan und ganz gleich, wofür er sich entschied... seine Performance war bewundernswert. Ob Fremdkompositionen wie "Stagger Lee", "The Cape", "Crawlin' King Snake", "Dust My Broom", "Fishin' Blues" oder Songs, die bis zu den tiefen Wurzeln des Blues (Charlie Patton) zurückgingen... alles war Hundertprozent Ian Siegal. Steve Earles "Cocaine Cannot Kill My Pain" avancierte zur Hymne des Abends.
Ian Siegal Mit seinen Geschichtchen zwischen oder sogar während der Songs konnte der Mann die gute Laune noch verstärken. Als Zugabe gab der Alleinunterhalter mit "Oh Mary, Don't You Weep" zunächst einen weiteren Song mit Bottleneck-Einsatz und dann eine gigantische Version von
John Lee Hookers "House Rent Blues" zum Besten. Ein Boogie, wie ihn nur Ian Siegal interpretieren konnte. Die erfundene Story innerhalb der Nummer handelte vom Dschungelcamp, Pamela Anderson, zwei höllischen Cocktails für sie und seine entsprechende Wirkunge auf die wohlgeformte Frau. Bei Platten von James Blunt sowie Eric Clapton schlief sie ein und Joe Bonamassa ließ sie ins Koma sinken. Weitere Details der Siegal-Geschichte unterliegen dem schwarzen Zensur-Balken. Nahtlos ging der "House Rent Blues" über in "One Bourbon, One Scotch, One Beer". Klasse Schlusspunkt mit Sinn für Humor und so manchen Lachern im Publikum.
Ian Siegal "The Cape" von Guy Clark und "Come On In My Kitchen"
(Robert Johnson) verdeutlichten die Spannweite der musikalischen Einflüsse. Country Blues, Americana und Roots Music waren die Genre-Zutaten eines sehr emotionalen Auftritts. Dazu hatte der Brite auch noch eine Prise TexMex im Köcher.
Ian Siegal Foot Stomping unterstützte die Rhythmik und Siegal benutzte sein Arbeitsgerät ebenfalls als perkussiven Klangkörper. Mit der flachen Hand schlug er auch auf die Saiten und erzielte damit einen besonderen Sound-Effekt. Etwas Besonderes hatte der Künstler am Ende des regulären Sets für das begeisterte Publikum in der Hinterhand. Eine seiner Kompositionen, die es nicht auf "The Skinny" schaffte, aber beim neuen Album, das Ende September 2012 veröffentlicht werden wird in der Tracklist auftaucht, gab er in ihrer Urversion zum Besten. Tolles Stück, aber leider verriet uns Siegal nicht den Titel des Liedes.
Ian Siegal Mit seinen Kommentaren zu diversen Themen (auch Fußball) wirkte der Brite einerseits wie ein guter Kumpel, den man schon seit seiner Jugend kennt und andererseits glich er einem ironisch, zeitweise sarkastischen Typen, mit dem man nichts zu tun haben möchte. Seine Live-Musik ist genial und das, was er zum Thema Fußball in Zusammenhang mit England, den Niederlanden und Deutschland vom Stapel ließ, hat meines Erachtens nichts in diesem Konzertbericht zu suchen.
Ian Siegal war in den weit über eineinhalb Stunden sehr überzeugend und begeisterte die Zuschauer mit seiner ungemein intensiven Musik. Solo kann man sich den Mann auch ein zweites Mal anschauen.
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Ian Siegal (acoustic guitar, slide guitar vocals)
Externe Links: