J.D. Souther / If The World Was You
If The World Was You Spielzeit: 59:53
Medium: CD
Label: Slow Curve Records, 2008
Stil: Singer/Songwriter, Bar Jazz

Review vom 21.01.2009


Markus Kerren
Wer sich einigermaßen mit der Rockmusik der letzten 40 Jahre beschäftigt hat, dem wird der Name J.D. Souther garantiert irgendwann und irgendwo schon mal über den Weg gelaufen sein. Und dennoch wird es (sehr) Vielen, wie auch mir, so gehen, dass sie noch kein einziges Album des Amerikaners gehört haben. J.D. Souther war zu großen Teilen seines künstlerischen Schaffens der Mann im Hintergrund, der Songwriter, der Anderen, wie zum Beispiel den Eagles oder Linda Ronstadt zu Hits und großen Erfolgen verholfen hat.
Die Anzahl von Alben, die er unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, blieb dagegen sehr übersichtlich. Ende der Sechziger teilte sich Souther in Los Angeles ein Apartment mit Glenn Frey und die beiden machten auch Musik zusammen. Festgehalten in der Form eines einzigen Albums, das 1970 unter dem Namen Longbranch Pennywhistle erschien. Glenn Frey gründete darauf mit Don Henley die Eagles, während Souther im Jahr 1972 sein erstes Soloalbum veröffentlichte.
Danach tat er sich mit den von ihren vorherigen Bands (Manassas bzw. Poco) abgewanderten Chris Hillman (u.a. auch Ex- The Byrds, Ex-The Flying Burrito Brothers) und Richie Furay (auch Ex-Buffalo Springfield) zusammen und es entstand Souther Hillman Furay. Eine Formation, die immerhin für zwei Alben zusammenblieb, bevor man sich aufgrund der sogenannten 'kreativen Differenzen' und Furays neugefundenem Glauben (der sich nicht mit einem wilden Rocker-Leben vereinbaren ließ) wieder trennte. Seitdem kamen sporadisch noch drei weitere Soloalben von Souther, aber außerhalb der Musiker-Szene spielte sein Name außer einer Top 10-Single eigentlich nie eine größere Rolle.
Und jetzt legt der Mann, knappe 25 Jahre nach dem letzten Streich, sein fünftes Soloalbum "If The World Was You" vor. Und damit sorgt der Wahl-Kalifornier vor allem aufgrund dessen Stilrichtung für eine riesengroße Überraschung. Stand Souther eigentlich Zeit seines Lebens für Country (bzw. Country Rock der leichteren Art), so haben wir es hier mit einem ungewohnt jazzigen Album zu tun. Live im Studio eingespielt, ließ er sich dabei von einem mit angezogener Handbremse spielenden (leider nicht namentlich genannten) Jazz-Quintett begleiten.
Im Grunde sehr spartanisch von Akustik-Gitarre, Drums, Bass und Piano bestimmt, gibt es aber auch erstaunlich oft Blasinstrumente zu hören. Wenn man genauer darauf eingeht, kann man "If The World Was You" aber nicht als reinen Jazz-Verschnitt abtun, denn mit u.a. dem Eröffnungstrack "I'll Be Here At Closing Time" hat J.D. auch Singer/Songwriter-mäßig was am Start. Und dann ist da auch noch "House Of Pride", eine vertrackte, wie interessante und irgendwie verkleidete Country- bzw. Bluegrass-Nummer, die Eindruck schindet.
Bemerkenswert auch noch der Rausschmeißer "The Secret Handshake Of Fate". Bemerkenswert, da er mit einer Spielzeit von monströsen zwölfeinhalb Minuten aufwarten kann. Meiner Meinung nach etwas übers Ziel hinausgeschossen, da der Text relativ belanglos ist und sich auch sonst während der gesamten Laufzeit ziemlich viel wiederholt, bzw. kaum etwas Neues kommt. Bei aller Liebe, aber in diesem Fall wäre Weniger dann doch Mehr gewesen.
Insgesamt ist "If The World Was You" aber sehr interessant und sollte für jeden mal zumindest einen Probelauf Wert sein. Man findet keinen Hit, sondern hat es eher mit einem 'Chill-out'-Album zu tun. Gut, um die angegriffenen Nerven nach einem harten Arbeitstag wieder zu beruhigen, oder um einfach nur zu entspannen und sich von anspruchsvoller, wenn auch nicht überambitionierter Musik verwöhnen zu lassen. Southers Gesang, der sich zumeist in höheren Tonlagen befindet, ist nicht unbedingt meine Welt, aber das sollte nicht als Kritikpunkt dienen, da es reine Geschmackssache ist und bleibt.
J.D. Souther, der Mann, der für Eagles-Klassiker wie z.B. "New Kid In Town" und "Heartache Tonight" (sowie vielen weiteren, bei denen sein Name bei der Autoren-Nennung einfach ausgespart wurde, wenn man Don Felders Buch glauben schenken darf) verantwortlich war, hat eine neue Richtung eingeschlagen. Und selbst wenn es auch nur leichtere Unterhaltung ist, das nötige musikalische Niveau ist definitiv vorhanden und mir gefallen die elf Tracks. Ein Ancheck-Versuch ist die Scheibe allemal Wert!
Tracklist
01:I'll Be Here At Closing Time
02:House Of Pride
03:Journey Down The Nile
04:One More Night (Killing Spree)
05:In My Arms Tonight
06:Rain
07:A Chorus Of Your Own
08:The Border Guard
09:Brown (Osaka Story)
10:Come On Up
11:The Secret Handshake Of Shake
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