Jeremy Spencer / Coventry Blue
Coventry Blue Spielzeit: 60:03
Medium: CD
Label: Propelz, 2014
Stil: Blues, Singer/Songwriter

Review vom 30.03.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Jeremy Spencer hat seinen musikalischen "Coventry Blue"-Kuchen in ganze fünfzehn Stücke geteilt. Dabei dürften nur die etwas dünner geratenen Teile deutlich in Richtung Blues zeigen. Obwohl der Künstler in seinen Booklet-Text im Digipak unter anderem schreibt, dass der »[...] Blues is still the foundation of my most satisfying musical output, and I want it always to be present in its heart and emotion even if the manifestations or fruits appear different in style or genre«, dann sollten sich Musikwissenschaftler herzlich eingeladen fühlen und aus ihrer Forschersichtweise belegen, in welches Loch sich der Zwölftakter in so einigen Nummern verkrochen hat.
Nichtsdestotrotz fällt dieses Album auf etwas fruchtbareren Boden als Bend In The Road. Mit Ausnahme von "Dearest ..." (Bo Diddley) hat Jeremy Spencer für alle anderen Tracks die Musik sowie Texte geschrieben. Bei den Lyrics von "Blind Lover" hat der auf dieser Platte auch als Partner an der Seite des Protagonisten aktive Brett Lucas mitgewirkt.
Selbstredend ist der Ex-Fleetwood Mac-Mann sozusagen verwachsen mit seinem Bottleneck. Dieses erkennt man nicht nur sehr deutlich auf dem Coverfoto. Der Albumtitel generiert sich aus dem englischen Begriff 'true blue'. Jeremy Spencer erklärt weiter: »This term comes from a special dye that was manufactured in Coventry several centuries ago.«
So gibt der Künstler zu jedem der Songs auf "Coventry Blue" einige Hintergrundinformationen. An und für sich hätte er es sich bei "Sounds Like Paris" sparen können, denn mit dem Akkordeon von Duncan McMillan, Jeremy Spencers sehnsüchtigem Slide-Gitarren-Sound, echt französischem Frischrahm-Streicherklängen und ein wenig Gypsy-Gitarre kommt dieses Lied mit einem ganz besonderen Ambiente daher. Dabei passt die Rezeptur zu diesem Stück, gerade durch den Kontrast von Metallröhrchen und Akkordeon besonders gut.
Bei "Blind Lover" wird man hier und da an die kompositorischen Künste von John Lennon/
Paul McCartney zu seligen Beatles-Zeiten erinnert. Trotzdem ist diese Nummer zum Genuss freigegeben. Mit einem geslappten E-Bass geht der Einstiegs-Song "Happy Troubadour" aufsehenerregend los und schon in diesem groovenden Instrumental steht die Slide-Gitarre im Vordergrund. Da kann man nicht meckern. Danach hebt sich der Vorhang für den ersten echten Blues. Die Sängerin Rachel May steigt mit ein und wenn sie ihre Stimme erhebt, dann schwebt diese in ziemlich hohen Sphären. Ein 12-Takter, der an der Genre-Tränke gut gefüllt wurde.
Das sich in ruhigeren Fahrwassern tummelnde "Open The Door", wieder mit Rachel May, zählen wir auch zum gerade erwähnten Stil und der Titelsong "Coventry Blue" findet sich mit seiner Atmosphäre in einem Juke Joint wieder. Dieses Stück ist zusammen mit "Dearest ...", das übrigens Buddy Holly in New York kurz vor seinem Flugzeugunglück aufgenommen hat, ausschließlich eine Angelegenheit von Jeremy Spencer sowie Brett Lucas. Wie könnte es anders sein ... der Songtitel "Moonshine Slide" steht für das, was er aussagt und kommt mit seiner Country-Prägung in den Beutel der Blues-Lieder.
Bei allen anderen Nummern muss man den Zwölftakter unter der Kuchenglasur suchen. Dieses geschrieben soll aber nicht bedeuten, dass die anderen Tracks schwächeln. Im Gegenteil, Jeremy Spencer darf man als einen kompetenten Singer/Songwriter bezeichnen. "Letting Go Of The Past" »has been in the making for over thirty-five years« und jetzt befindet sich Rachel May als Sängerin in der Hauptrolle. Zeitlos schön, was hier geboten wird! Auch das ruhigere "Endless" hat eine ganz schön lange Reifezeit hinter sich, geht es doch auf Jeremy Spencers Fleetwood Mac-Mitgliedschaft zurück. Er singt phasenweise mit einem Elvis Presley-Timbre und die Gitarre liebäugelt zeitweise mit Cliff Richards Begleitcombo The Shadows.
Gegenüber dem Vorgänger "Bend In The Road" kann sich Jeremy Spencer mit "Coventry Blue" besser in Szene setzen. Da hat er sich wohl für den richtigen Farbton entschieden.
Line-up:
Jeremy Spencer (vocals, slide guitar, resonator guitar, acoustic guitar, piano, organ)
Brett Lucas (electric guitar, acoustic 12-string guitar, resonator guitar, backup vocals)
James Simonson (electric bass, stand-up bass)
Todd Glass (drums, percussion)
Rachel May (vocals)
Molly Hughes (violin)
Mimi Morris (cello)
Stephan Koch (cello)
Duncan McMillan (accordion)
Tracklist
01:Happy Troubadour (3:21)
02:Got To Keep Movin' (4:09)
03:Dearest ... Umm ... Yah (2:35)
04:Send An Angel (6:01)
05:Sounds Like Paris (3:42)
06:Blind Lover (5:21)
07:Open The Door (2:46)
08:Sweet Were The Days (4:46)
09:Letting Go Of The Past (6:07)
10:Coventry Blues (3:15)
11:Nightingale's Pledge (4:01)
12:Durango (3:38)
13:Moonshine Slide (3:40)
14:The World In Her Heart (3:46)
15:Endlessly (2:57)
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