John Cee Stannard & Blue Horizon / Bus Depot Blues
Bus Depot Blues Spielzeit: 43:17
Medium: CD
Label: Cast Iron Recordings, 2014
Stil: Country Blues

Review vom 02.02.2015


Steve Braun
Einigermaßen zerknirscht muss ich gestehen, den Namen John Cee Stannard richtig bewusst noch nie wahrgenommen zu haben. Möglicherweise befinde ich mich damit in guter Gesellschaft? Bei der Recherche stolpert man aber unweigerlich über den Namen Tudor Lodge und da könnte es schon bei dem einen oder anderen Liebhaber des britischen Progressive Folk der frühen Siebziger 'klingeln'. Mit dieser Band ist John Cee Stannard - nun als Duo - bis in heutige Tage aktiv. In seinem Soloprojekt widmet sich der Brite aus dem südenglischen Reading dagegen mit sehr traditionell gespieltem Country Blues den Wurzeln des Blues.
Ein Jahr nach seinem Solo-Debüt "Doob Doo Be Doo Wah" (nomen est omen) legte Stannard im vergangenen Spätherbst "Bus Depot Blues" nach. Erneut interpretiert er den Blues dermaßen - im positiven Sinn - altmodisch, dass man sich in die Fünfziger zurückversetzt glaubt. Da erscheint es geradezu folgerichtig, dass sich der Sänger und Gitarrist ausgerechnet an dem Jimmy Rogers-Song "That's Alright" versucht, zu dem Elvis seine 'Pelvis' besonders sexy kreiseln ließ. Diese einzige Fremdkomposition von "Bus Depot Blues" darf man somit als wegweisend für das gesamte Album begreifen.
Old-timey wie die gesamte Musik ist auch das Artwork des Klapp-Digipaks gehalten. Die Rückseite sieht sogar wie die einer Original-LP aus den fünfziger/sechziger Jahren aus. Dies alles ist weder Attitüde noch 'very stylish', sondern scheint mitten aus der Lebenswirklichkeit John Cee Stannards gegriffen - authentisch, wie es ein Modewort bzw. Unwort mehr oder weniger treffend umschreibt. Die zwölf Songs von "Bus Depot Blues" klingen eben nicht nach Reading/UK, sondern nach Memphis, St. Louis oder New Orleans.
Folk- bzw. Country Blues zieht sich wie ein roter Faden quer durch diese Aufnahmen, die natürlich - auch dies ist stilecht - allesamt weitgehend akustisch eingespielt wurden. Akustische Gitarren dominieren den Sound, allenfalls die Slide wird auf einer Halbakustischen - ohne jeden Effekt verfremdet - dargeboten. Der Kontrabass blubbert, das Schlagzeug wird bestenfalls mit den Besen gestreichelt, wobei oftmals ein Waschbrett oder Cajon zur rhythmischen Stimulans ausreichen würde. Quietscht die Hoochie oder wimmert die Fiddle, fühlt man sich in Zeiten zurückversetzt, als das Leben noch in Schwarzweiß flimmerte und Al Capone mit Maschinengewehrsalven aus seinem gepanzerten 28er Series 341-Cadillac den Takt dazu vorgab.
Die ersten sieben Takes sind kompakt und schmissig - wie das Banjo-dominierte "Lady Luck" oder das angesprochene "That's Alright" - arrangiert und flutschen nach Country Blues-Art geschmeidig in den im Takt wippenden rechten Fuß. Mit dem stimmungsvollen "Flood Water", bei dem man sich an die Ufer des mächtigen Mississippi versetzt glaubt, werden die Songs atmosphärischer... und länger. Hier blitzen dann schon mal Stannards folkige Wurzeln ("When You Need Them Most") oder traditionell jazzige Metriken ("Best I Can For You") unverhohlen durch. Folglich sind "Flood Water" und "Bad Luck Rain" aus diesem 'Block' meine beiden Lieblinge von "Bus Depot Blues".
John Cee Stannards neues Album fällt mit seinem herrlich altmodischen musikalischen Gehalt völlig aus der Zeit... und ist damit zeitlos schön. Oder ums mit Gerhard Polt auf den Punkt zu bringen:
»Zeit plus Zeit ist mehr Zeit. Brot plus Zeit ist Brotzeit. Zeit mal Zeit ist Mahlzeit ... Das ist die Wurzel aus Zeit. Das ist per Saldo - Gemütlichkeit Prost, Gemeinde!
Line-up:
John Cee Stannard (vocals, guitars, banjo)
Mike Baker (guitars)
Howard Birchmore (harmonica)

Guest Musicians:
Julian Bown (drums)
Andy Crowdy (double bass)
Melissa Lynch (violin)
Alex Steer (tambourine)
Alison Rolls (backing vocals)
Tracklist
01:Solitary Vacation With The Blues (3:08)
02:Bus Depot (3:39)
03:Hard Times - 83 (3:24)
04:Lady Luck (2:50)
05:I'll Take Care Of Mine (3:11)
06:That's Alright (2:55)
07:Blues In My Life (3:25)
08:Flood Water (5:02)
09:When You Need Them Most (4:08)
10:Bad Luck Rain (4:15)
11:Best I Can For You (4:35)
12:Not Until It's Gone (2:35)
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