JP Soars / More Bees With Honey
More Bees With Honey Spielzeit: 58:32
Medium: CD
Label: Soars High Productions, 2011
Stil: Blues

Review vom 14.06.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Was soll man denn davon halten? Das hätte ich nicht gedacht! Der Blues-Gitarrist und Sänger JP Soars war unter anderem Mitglied der Death Metal-Band Divine Empire. Zuerst Death Metal und jetzt der Blues? Geht nicht, gibt's nicht. Wie es bei Soars zu diesem musikalischen Sinneswandel kam, steht nirgends geschrieben. Aber was sein zweites Album "More Bees With Honey" zu bieten hat, wird jeden Blues-Fan (Puristen ausgeschlossen) höchst erfreuen. 2008 hatte er mit "Back Of My Mind" vorgelegt und gewann 2009 die International Blues Challenge sowie den angesehenen Albert King Award.
JP Soars macht vielseitigen Blues und bringt auch selbstgebaute, zweisaitige 'Zigarrenkisten-Gitarren' zum Einsatz. Das Design erinnert an das instrumentale Markenzeichen eines Bo Diddley und wenn die fast einstündige Platte mit dem Titelsong "More Bees With Honey" in bester R&B-Blues Brothers-Manier losfetzt, dann hat die Stimmung schon Oberkante Unterlippe erreicht. Was definitiv zu einem solchen Song gehört, sind fetzige Bläser sowie ein souliger Damenchor. Bei diesem Track ist für alles gesorgt. Sax Gordon und Terry Hanck an den Holzblasinstrumenten bringen die Bude zum Kochen. Robin Rogers sowie Guillermo Lojo lassen die Puppen tanzen. Der Song legt die Messlatte hoch!
JP Soars und seine Begleitmusiker können das Level halten und selbst die einzige Cover-Komposition passt perfekt in das Song-Gebinde. "The Hustle (Is On)" hat einen klasse Chris Peet-Shuffle und bei dem von T-Bone Walker bekannten Track klingt alles so schön nach West Coast. Der Protagonist hat aber auch ganz andere Lieder zu Papier gebracht. Da fliegen die Fetzen und es wird kräftig gerockt. Das geht schon mit "K.Y.N.O.M.B." los. Da stampft der Chicago-Rhythmus mit der verzerrt klingenden E-Gitarre um die Wette und Soars ist ein Mann der vielfältigen Soli-Töne. Hammer, was der in den Songs so raushaut.
Bei dem sich über viele Stilarten ausstreckenden Blues hat auch der Harper Jason Ricci ein Wörtchen mitzureden. Der noch junge Virtuose an den Kanzellen spielt seine Begleiter- wie auch Solo-Rolle vortrefflich. JP Soars hat unüberhörbar auch einen Faible für den Rock'n'Roll-getränkten Blues in unterschiedlicher Prägung. Unter dem Gesichtspunkt der zwölf Eigenkompositionen ist der Mann ein Meister. Ein Extrem-Metaller bewegt sich auf dem Pfad von so einigen sehr guten Bluesern. Ich hätte nie gedacht, dass die Worte Metal und Blues jemals in einer Rezension vorkommen würden.
Kein Geringerer als Jimmy Thackery sagt über den Protagonisten: »The 1st time I heard JP Soars... I knew right away that he was set apart from the pack. He just shinned through...«
Dem Urteil des Fachmanns kann man sich nur anschließen. Mit der Begeisterung für die Blues-Kracher muss ein Musiker in diesem Genre aus meiner Sicht aber auch (oder gerade) die Slow Blues-Prüfung bestehen. Nur alleine mit dem Instrumental "Lost It All" hat Soars das Herz des Hörers gewonnen. Was der Mann über die gesamte Spielzeit des Tracks zu bieten hat, ist gigantisch und dann übernimmt Ricci auch noch den Part des Steuermanns. Oh Mann, bei diesem Track mit der Ukulele im Hintergrund spitzen selbst alle himmlischen Blueser die Ohren. "So Many Times" ist ein weiterer Schleicher, der klasse ist.
"They'll Do It Every Time" ist einer der 'Zigarrenkisten'-Stücke und da muss man sich schon auf die Finger hauen, um nicht an der Lautstärke zu drehen. "Chasing Whiskey With Whiskey" bringt ordentliche Kilos auf die Waage. Der Track beginnt mit einigen Delta Blues-Tönen und dann machen Soars sowie Ricci diabolische Ausflüge auf ihren Instrumenten. Bei "Where'd You Stay Last Night" fliegen die Musiker wie in einem Hovercraft über die Swamps und ganz am Ende quatschen die Leute noch ein wenig über die Zubereitung eines Hähnchens.
Eine R&B-Nummer am Anfang, ein Blues-Boogie am Ende und dazwischen jede Menge Happening in Sachen 12-Takter. Stichwort Whiskey: JP Soars hat diese Art von Stimme, deren Entwicklung man angeblich auf dieses Getränk zurückführt. Wie dem auch sei ... ohne anzuklopfen hat "More Bees With Honey" bei mir voll eingeschlagen und Spuren hinterlassen.
Line-up:
JP Soars (vocals, guitars, ukulele, acoustic 2string homemade guitar)
Travis Colby (piano, Hammond organ)
Terry Hanck (tenor saxophone)
Sax Gordon (tenor saxophone)
Jason Ricci (harmonica)
Donald 'The Cougar' Gottlieb (electric bass)
Todd Edmunds (upright bass, tuba)
Chris Peet (drums)
Dave Shelly (percussion - #5)
Robin Rogers (vocals - #1)
Guillermo Lojo (backing vocals - #1)
Tracklist
01:More Bees With Honey (3:36)
02:K.Y.N.O.M.B. (4:55)
03:So Many Times (4:28)
04:Hot Little Woman (2:47)
05:Doggin' (6:27)
06:Back Of My Mind (3:09)
07:The Hustle (Is On) [H.E. Owens] (3:40)
08:Lost It All (5:21)
09:Twitchin' (3:10)
10:Sweet Blood Call (4:28)
11:They'll Do It Every Time (5:17)
12:Chasing Whiskey With Whiskey (7:02)
13:Where'd You Stay Last Night [J.P. Soars/Baby Face Leroy] (4:12)
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