Julian Sas
06.01.2006, Tilburg (NL), 013
Julian Sas Julian Sas hatte geladen und alle sind gekommen. Das '013' in Tilburg, Niederlande, war seit Wochen ausverkauft. Julian hatte vor ziemlich genau einem Jahr hier schon sein 10 Jähriges Bandjubiläum, wieder vor ausverkauftem Haus, gefeiert. Seit dem hat sich einiges getan: Der Keyboarder Pieter van Bogaert und Drummer Pierre de Haard haben die Band verlassen. Der Tastenmann wurde ersatzlos gestrichen und für Pierre sitzt seitdem der Schlagzeuger von der ehemaligen Rory Gallagher Tribute Band Laundromat, Rob Heijne, an den Kesseln, der einen ausgezeichneten Job macht und gut in die Formation passt.
Julian SasDas Konzert wurde in 2 Sets aufgeteilt. Set 1 bestand aus der Julian Sas Band in der sie Stücke aus der aktuellen Setlist spielten und Set 2 wurde dem irischen Ausnahmegitarristen Rory Gallagher, mit dessen Songs, gewidmet. Zu diesem Anlass hatte sich Julian Sas Musiker eingeladen, die Rory jahrelang auf seinen Konzerten begleiteten. Zum einen war der Drummer Brendan O'Neill (Nine Below Zero) und zum anderen der Bassist Gerry McAvoy (Nine Below Zero) gekommen, um Julian zu unterstützen und Rory mit diesem Konzert zu ehren.
Set 1:

Julian SasDas musikalische Event begann mit dem Song "Home Feeling", mit dem Julian Sas sein Publikum begeisterte, gefolgt von "When I Boogie" von der CD "Ragin' River". Seine ausufernden Soli kamen sauber rüber. Der Sound war super, denn das 013 hat eine sehr gute Akustik um die ca. 1700 Leute ordentlich zu beschallen.
Dann wurde es bluesiger. "Looking For A Friend" von dem aktuellen Album Twilight Skies Of Life trug der Holländer mit sehr gefühlvollen Soli vor. Leider standen wir in einem Pulk von Leuten, die es vorzogen sich lautstark zu unterhalten anstatt der Musik zu lauschen. Das störte besonders bei den leisen Passagen des Songs doch sehr.
Julian SasMit Vollgas ging es dann weiter. "Helping Hand", wieder von der aktuellen Scheibe, mit diesem tollen Riff am Anfang des Stückes, ließ nicht nur Julian zur Höchstform auflaufen, auch die Fans waren begeistert. Besonders Rob Heijne hat mir mit seinem abwechslungsreichem Schlagzeugspiel sehr gut gefallen. Er versteht es, Steigerungen und Höhepunkte eines Songs, mit zu gestalten. Da hat sich Julian einen guten Mann in die Band geholt. Am Ende des ersten Sets gab Mr. Sas noch seine spezielle Version des Jimi Hendrix Klassikers "Hey Joe" in einer 10 Minuten Version zum Besten. Nach knapp 60 Minuten war dann Schluß und es wurden ein paar kleine Umbauarbeiten auf der Bühne vollzogen.
Set 2:

Julian SasNun folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends; 'Julian Sas plays Rory Gallagher'. Das Set wurde mit "Double Vision" eröffnet. Während Gerry McAvoy und Brendan O'Neill recht locker zu Werke gingen, merkte man Julian Sas an, dass er ziemlich angespannt war, was sich mit der Zeit aber legte. Wer jetzt erwartete, Julian würde die Songs von Rory Gallagher lediglich covern, sah sich getäuscht. Der sympathische Holländer interpretierte diese auf seine, für ihn, typische Art und Weise. Die massenhaft anwesenden Gallagher-Fans belohnten Ihn dafür mit reichlich Applaus.
Julian SasMit "Shin Kicker" nahm Julian wieder mächtig Fahrt auf. Man sah der Band an, dass es ihnen richtig Spaß machte in alten musikalischen Erinnerungen zu schwelgen. Wenn man bedenkt, dass die Musiker so gut wie gar nicht zusammen geprobt hatten, war das Ergebnis hervorragend. Es folgten "Continental Op" und "I Take What I Want". Mit "What In The World" wurde es dann wieder bluesig. Die Soli wurden sehr emotional und Julian schien in einer anderen Welt zu spielen und alles um sich herum zu vergessen. Der Mann versteht es wirklich seine Gitarre singen zu lassen.
Julian SasBei dem nächsten Stück, "Bad Penny", gab Gerry McAvoy dann auch ein Bass-Solo zum Besten, ganz in der Manier der alten Tage, in denen er mit Rory spielte. Der Mann hat wirklich nichts verlernt. Gegen Ende des Solos warfen sich Julian und Gerry noch ein paar Riffs zu, um dann das Ende der Nummer einzuleiten. Der anschließende Beifall war überwältigend.
Julian SasJulian läuft jetzt langsam zur Höchstform auf. "Off The Handle", "Tattoo'd Lady", "A Million Miles Away" und die Fans liebten es. Auch die Version von "Messin' With The Kid" kommt sehr gut rüber. Gerry nimmt immer wieder Kontakt zum Publikum auf und animiert die Leute zum Mitsingen. Das offizielle Set ist jetzt zu Ende.
Julian SasAber es war klar, das sich die Musiker nicht ohne eine Zugabe verabschieden konnten und so kam, was kommen musste; "Shadow Play". Die Band machte wieder mächtig Druck und hatte einen Höllenspaß beim Spielen. Die Künstler verabschieden sich ein zweites Mal. Wieder umsonst, die Fans ließen nicht locker.
Julian SasWie es sich für ein Rory Gallagher Tribute gehört kam jetzt der ultimative Konzertabschluss. Ja, genau, der "Bullfrog Blues". Das Publikum klatscht fast die vollen 12 Minuten mit. Gerry McAvoy zaubert noch mal ein Solo auf dem Bass, in dem er auch das Thema von "Smoke On The Water" anspielt. Brendan O'Neill übernimmt jetzt und zieht ein Schlagzeugsolo der alten Schule ab. Mittendrinn taucht plötzlich Rob Heijne auf, der Brendan unterstützt. Schade das hätte ruhig etwas länger dauern dürfen. Die Band beendet gemeinsam den Song um dann die Bühne für immer zu verlassen.
Julian SasIch habe dann später von einigen Rory Gallagher Fans Sätze wie "Das war aber nicht der Rory" oder "Rory hörte sich aber anders an" und Ähnliches gehört.
Natürlich war es nicht Rory Gallagher, der auf der Bühne stand, denn er ist seit über 10 Jahren tot und es wird wahrscheinlich auch keinen mehr, wie Ihn, geben. Aber darum ging es, meiner Meinung nach, an diesem Abend auch nicht.
Die Band hat einem der größten Musiker ihren Tribute gezollt und ihn wieder zurück ins Gedächtnis gerufen um Ihn zu Ehren mit Ihrem Konzert und das ist Julian Sas, Gerry McAvoy und Brendan O'Neill zu 100 Prozent gelungen.
Julian Sas             Julian Sas


Julian Sas - Tilburg (NL), 013, 06.01.2006
Michael (Mike)Schröder, Fotos: Christoph Kleinhubbert, 14.01.2006