Julie Slick / Terroir
Terroir Spielzeit: 53:16
Medium: CD
Label: Slick Sounds, 2013
Stil: Progressive Fusion

Review vom 30.04.2013


Wolfgang Giese
Julie Slick ist Mitte Zwanzig und bereits im Alter von elf Jahren sprach man von einem Wunderkind am Bass. Schon bald darauf hatte sie die Möglichkeit, ihr Wissen und ihr Spektrum durch Zusammenarbeit mit Stewart Copeland oder Jon Anderson zu erweitern, bis sie im zwanzigsten Lebensjahr auf den Gitarristen Adrian Belew traf. Mit ihm und dem Bruder Eric Slick am Schlagzeug bildete die Bassistin das Adrian Belew Power Trio.
Hier liegt nun ihr zweites Soloalbum vor, das durchaus noch Spuren jener Zusammenarbeit aufweist und dazu eine Menge von King Crimson in sich trägt.
Ein stark schnarrender Bass, wie ich ihn von Kollegen wie Hugh Hopper oder Mick Karn schon in dieser Art gehört habe - gleich beim ersten Track fällt das auf. Treibender Beat, einige Sprachfetzen, kein klar erkennbares Thema, der vielseitige, auch in Jazzkreisen aktive Gitarrist David Torn ist hier in seinem Element. Spuren von altem Jazz Rock vermengen sich mit experimentellem Sound. Mit mehr fließenden Klängen, die fast meditativ vor sich hin tönen, geht es mit "Pi" weiter, um dann im Laufe des Albums weitere musikalische Richtungen anzustoßen. Vielen Stücken ist gemein, dass diese typisch repetitiven Strukturen aufgegriffen werden und die Musik eindringlich wirken lassen. An die Siebziger angelehnte Jazz Rock-Muster hören wir auf "Kismet". Dissonanzen begleiten uns bei vielen Titeln, elektronische Spielereien stehen dem Klang akustischer Gitarren entgegen. "Quintal" ist in diesem Zusammenhang wirklich sehr interessant anzuhören.
Kinderstimmen auf "Go!", ein wenig Groove in Richtung Pop-Jazz, Fusionanleihen, 'unbequem' quälende Gitarrenklänge - dafür sorgt Belew auf dem achten Titel. Kollege Torn erscheint mit dem Oud bei "Skypark" auf der Bildfläche und bringt orientalisches Feeling in die Atmosphäre, die rockend ihre Bahn zieht. Das ist ein gar tanzbares Stück für die alternative Disko. Psychedelisch mutet es zum Schluss an, wenn auf den längsten Track des Albums mit Samples gearbeitet wird. Die Musik entwickelt sich langsam und lässt sich Zeit dabei. Hierbei entsteht eine packende Dichte und Spannung im Aufbau, sodass dieses mein Lieblingsstück ist.
Nun, als Wunderkind am Bass möchte ich Julie Slick nun nicht gerade bezeichnen, mit ihrem Instrument weiß sie sicher ihre Kompositionen zu gestalten, keine Frage. Aber anstatt solistische Meister- und Höchstleistungen wie so mancher Schnelldaumen am Bass zu präsentieren, setzt sie den Bass eher soundgestaltend und gruppendienlich ein.
Line-up:
Julie Slick (bass)
David Torn (guitars, oud)
Pat Mastelotto (drums)
Steve Ball (acoustic guitars)
Claire Woodsworth (vocals)
Tim Motzer (guitar)
Robbie Mangano (lead guitar)
Marco Minneman (drums)
Eric Slick (drums)
Isabel Hall (sample)
John Slywka (bass)
Adrian Belew (guitar)
Todd Mecaughey (drums)
Rick Musallam (guitar)
Dave Dickens (sample)
Mike Visser (guitar)
Carl Bahner (drums)
Noodle Theory (sample)
Tracklist
01:6 [feat. David Torn & Pat Mastelotto] (6:00)
02:Pi [feat. Steve Ball & Claire Wadsworth] (4:13)
03:Accidental Incident [feat. Eric Slick & Tim Motzer] (3:27)
04:Kismet [feat. Eric Slick] (3:07)
05:Quintal [feat. Robbie Mangano & Marco Minnemann] (4:01)
06:Go! [feat. David Torn, Eric Slick & Claire Wadsworth] (5:13)
07:Minminzemmi (feat. Eric Slick & John Slywka] (4:10)
08:Sirène [feat. Rick Musallam, Adrian Belew] (4:07)
09:Skypark [feat. David Torn, Carl Bahner & Mike Visser] (4:13)
10:Even The Tide Recedes [feat. Noodle Theory & Tim Motzer] (14:42) 10:Oro (10:53)
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