Bewegte Vergangenheit
Auch wenn mir der Name
Ken Stringfellow vorher absolut nichts gesagt hat, so hat dieser Mann doch schon über 25 Jahre Musikerfahrung auf dem Buckel. 1988 gründete er die bekannte Indie-Band
The Posies, die es bis heute immerhin auf sieben Platten geschafft hat und sporadisch immer noch aktiv ist. Aber der gute
Ken fühlt sich bei dem, zugegeben etwas schleppenden, Veröffentlichungsrhythmus der Band, nicht ausgelastet und war parallel auch noch bis 2010 Mitglied der in Alternative-Kreisen sehr beliebten Band
Big Star. Als ob das nicht schon reichen würde, war er ebenfalls Anfang des letzten Jahrzehnts im Studio und vor allem als Unterstützung bei Konzerten von
R.E.M aktiv. Dieser Mann ist also wahrhaft ein Workoholic und legt nun sein drittes Solo-Album nach.
Von den 70s bis zu den 90s
Auf den 14 Liedern von "Danzig In The Moonlight" zeigt uns
Ken Stringfellow eine große Bandbreite seiner musikalischen Vorlieben und umspannt mal eben locker mindestens 25 Jahre Musikgeschichte. Klingt der Opener "Jesus Was An Only Child" wegen seiner etwas schrägen Harmonien noch sehr nach 90er Alternative Rock, so ist man beim nachfolgenden "110 Or 220V" direkt entspannt in den 70ern gelandet. Mit einer wunderbaren Leichtigkeit und einer typischen
Neil Young-Harp-Melodie ausgestattet, markiert der Titel direkt mal ein Highlight. Auch das nachfolgende "Superwise" entwickelt sich nach sprödem Anfang zu einer Quelle von großartigen Melodien. Hier denkt man direkt an die Glanzzeiten von
Tears For Fears in den 80ern. Alleine schon die Harmonien im Refrain sind absolut überragend. Nach diesem tollen Doppelpack kommt aber leider viel Massenware. Zwar sind "Shittalkers" oder auch "History Buffs" noch ganz nett, aber der Rest verliert sich irgendwo in der Durchschnittlichkeit. Ganz schräg wird es dann sogar noch bei "Pray", wo er lupenreinen Soul inkl. Bläsersektion präsentiert. Das macht das bunte Durcheinander perfekt. Zum Abschluss gibt es dann aber noch ein kleines Juwel mit "You're A Sign". Hier kommen nochmals schöne 70er-Melodien zum Einsatz und der Gesang erinnert stark an
Al Stewart.
Nie richtig traurig, aber immer mit einer melancholischen Note ist diese Album, wie bereits gesagt, der perfekte Soundtrack für den Herbst. Trotz einiger starker Tracks kann das Album am Stück aber nicht überzeugen. Zu viele verschiedene Stile, die beim kompletten Hören einen immer wieder aus der gerade aufgebauten Stimmung holen. Hier wären ein paar folkige Songs mehr besser gewesen. Trotzdem musikalisch und handwerklich absolut gute Arbeit. Aber gerade bei dieser Musik ist Stimmung enorm wichtig, was hier leider nicht konsequent umgesetzt wurde. Wen das allerdings nicht stören sollte, der erhält hier ein Album voll mit kleinen und großen Melodien, die man sich als Fan von R.E.M., den Go Betweens oder den alten Radiohead ruhig mal anhören sollte.