Klaus Schulze / Richard Wahnfried's Tonwelle
Richard Wahnfried's Tonwelle Spielzeit: 35:34 (CD 1), 47:14 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: MiG Music, 2011 (1981)
Stil: Elektronische Musik

Review vom 12.02.2012


Wolfgang Giese
Richard Wahnfried, das ist das Alter Ego des Musikers Klaus Schulze, der erstmals mit der Platte "Time Actor" im Jahr 1979 ins Rampenlicht rückte. Von jener Platte ist Michael Shrieve als beteiligter Musiker auch wieder auf diesem Zweitwerk, "Richard Wahnfried's Tonwelle", von 1981 dabei. Ein Geheimnis birgt diese Platte jedoch: Wer ist Richards Bruder Karl Wahnfried? Dazu Klaus Schulze im Originalton: »Everybody is always asking me this, but I can't and won't tell you.« Dabei kamen bereits Berichte aus der Gerüchteküche, es könne sich um Carlos Santana handeln. Mögen es die Spezialisten versuchen herauszufinden, wer dieser geheimnisvolle Karl denn nun sein könne. Neben Göttsching trägt er auf jeden Fall prägend zum Gitarrensound bei.
Was fällt sonst auf? Warum der Hinweis in dieser Special Edition darauf, dass die erste CD die "45 rpm-version" enthält und die CD zwei auf 33 1/3 Umdrehungen hinweist? Nun denn, so soll es wohl gewesen sein: Die Vinyl-LP auf 33 1/3, wie es sich gehört(e). Angeblich sollen auf der Platte dann irrtümlich als Laufgeschwindigkeit 45 Umdrehungen genannt worden sein. [Hat die LP vielleicht noch jemand?] Dieser 'Fehler' verselbständigte sich dann auf der CD-Ausgabe und daher hier nun auf der zweiten Platte die 33 1/3-Version. Nach Aussagen von Schulze gefällt ihm diese wohl auch besser - so geht es mir auch.
Beiden sind die elektronischen Rhythmen, gekoppelt mit der teils wilden Perkussion von Shrieve gemein. Über der hypnotisch-abgehackt agierenden Rhythmusgitarre und sind die verzerrten Klänge der Sologitarre gelegt worden. Dumpfe Wortfetzen werden darüber gesetzt und so geht die Musik in wildem Ritt, mit tranceartiger Atmosphäre, der man schnell verfallen kann, ab. Wenn die Tanzbeine dann so richtig in Schwung sind, setzt sicher unwillkürlich ein unaufhörliches Schütteln ein. Das passt jedenfalls zu "Schwung" - der "Druck" ist ein wenig anders. Hier federt der Rhythmus ein wenig mehr und die Keyboards sind eher in der Art im Vordergrund, wie man es von der Musik des Künstlers kennt. Die Gitarre 'zerrt' hier nicht so sehr, sondern perlt klar und deutlich mit fast akustisch anmutendem Anstrich, sehr viel melodischer und so ist dieser Track für mich der angenehmere Titel. Dieses angenehme Gefühl von meditativer Schönheit verstärkt sich noch auf der langsamen Version.
Sehr viel Harmonie und Schönklang verwöhnt die Seele auf "Richard Wahnfried's Tonwelle". Die Kombination von Elektronik und natürlicher Perkussion gewinnt hier noch an Stärke und Ausdruck. Ja, fast kosmisch wirkt das auf mich - nahezu fünfundzwanzig Minuten zum Abheben und Entrücken, zum Flug über den Alltag hinweg und hin zu fernen Galaxien, die Gutes verheißen. Ein gar sanfter 'Druck' vermittelt genau das Gegenteil: Nämlich einen sehr starken und angenehmen Druck auf den Solarplexus.
Line-up:
Klaus Schulze (keys & programming)
Manuel Göttsching (guitar)
Mike Shrieve (percussion)
'Karl Wahnfried' (guitar)
Michael Garvens (voice)
Tracklist
CD 1 (45 rpm-Version):
01:Schwung (17:01)
02:Druck (18:33)
CD 2 (Bonus-CD, 33 ½ rpm-Version):
01:Schwung (22:47)
02:Druck (24:27)
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