Lindsey Stirling / Same
Same Spielzeit: 45:25
Medium: CD
Label: Welovemusic Records/Universal Music, 2013
Stil: Pop, Dance

Review vom 01.04.2013


Steve Braun
Schaut man sich die Chartsplatzierungen der Violinistin Lindsey Stirlings an, müsste das vorliegende Debüt schlichtweg 'super' sein. Im deutschsprachigen Raum ging das schlicht "Lindsey Stirling" betitelte Album - wie man so schön sagt - durch die Decke und stellte damit den Erfolg im Heimatland der US-Amerikanerin weit in den Schatten. Schaut man sich die Klickzahlen ihres YouTube-Kanals LindseyStomp an, wird einem fast schwindelig. Können sich mehr als 250 Millionen Video-Klicker irren? Eine Tour durch unsere Breiten im Februar brachte - wie die betreuende Agentur betont - Metaller wie Rocker, Emos wie 'Gothen' sowie 'Schrullos' und 'Normalos' zum gemeinsamen Abtanzen... die 'Generation YouTube' eben! [Bloß nicht in den Spiegel schauen - ich fühle mich gerade wahnsinnig alt!]
Nach so vielen Vorschusslorbeeren ist der erste Hördurchlauf - muss ich leider sagen - erstmal etwas ernüchternd. Das grundsätzlich gute Songmaterial erfährt m. E. eine eher halbherzige Umsetzung. Warum wird ausschließlich mit Synthesizern und nicht mal mit einem 'echten' Orchester gearbeitet - warum werden pappige Drum Machines und kein 'echtes' Schlagwerk eingesetzt? Ein Schlenker in die Klassik hätte den durchgängig im Pop verorteten Songs von "Lindsey Stirling" einen zusätzlichen Pfiff verpasst. Wie man das überaus erfolgreich macht, zeigt die kometenhafte Karriere der Vanessa Mae, deren Werke durchweg ein Genuss sind.
Aber mal langsam: Mit dem zweiten Durchlauf öffnen sich Lindsey Stirlings zwölf Eigenkompositionen langsam - klarer Fall von zu hoher Erwartungshaltung. Man darf das 26-jährige Fräuleinwunder nach einer EP, dreizehn Singles und diesem Debütalbum (noch) nicht am großen Vorbild messen. Sie bewegt sich, obwohl sie auch Klassik-Charts stürmen kann, eindeutig im Bereich der Dance- und Popmusik, angereichert mit Dubstep, Trance und Electro-Elementen. Die Kompositionen zeugen durchweg vom kreativen Potenzial der elfenhaften Geigerin. Sie bieten Unterhaltungsmusik auf hohem Niveau - das passt zur Untermalung der Hausarbeit ebenso wie zum Autofahren.
Allerdings ist die Frage nach der Nachhaltigkeit dieser Art von Musik, dem 'Abnutzungsgrad', nicht unberechtigt. Bei aller unbestreitbaren Virtuosität und kompositorischem Talent ist die musikalische Umsetzung eher eindimensional. Hier könnte eine Band aus Fleisch und Blut, eine analoge Truppe eben, den synthetischen Kleister gewaltig aufmischen. Und wenn dann gelegentlich noch ein klassisch orientiertes Orchester hinzukäme, hätte die an der Brigham Young University ausgebildete Lindsey Stirling bereits die dritte Dimension in ihr Spiel gebracht.
Einen hohen Unterhaltungswert, den Party-Faktor kann man "Lindsey Stirling" ganz gewiss nicht absprechen. "Crystallize", "Moon Trance", mein persönlicher Fave "Shadows" und "Stars Align" kann man diesbezüglich als Anspieltipps empfehlen - da wippt der Fuss, da zuckt die Hüfte. Für ein nachhaltiges Etablieren in der 'Vanessa Mae-Klasse' braucht es allerdings etwas mehr als mit irrem Aufwand produzierte Video-Clips. So könnte bereits das zweite Album Lindsey Stirlings von entscheidender Bedeutung sein. Wenn sie hier ihr wohl eher vorwiegend junges Publikum von den Dancefloor-, Electro- und Dubstep-Tanzflächen in anspruchsvollere Rock- und Klassikgefilde mitnehmen könnte, wäre das eine tolle Sache!
Line-up:
Lindsey Stirling (violin, voices)
Tracklist
01:Electric Daisy Violin (3:15)
02:Zi-Zi's Journey (3:17)
03:Crystallize (4:18)
04:Song Of The Caged Bird (3:05)
05:Moon Trance (3:55)
06:Minimal Beat (3:35)
07:Transcendence (3:45)
08:Elements (4:07)
09:Shadows (3:43)
10:Spontaneous Me (3:29)
11:Anti Gravity (3:56)
12:Stars Align (4:50)
Externe Links: