Marilyn Scott / Nightcap
Nightcap
Marilyn Scott ist eine Sängerin, die man schon zwangsläufig (bewusst oder unbewusst) gehört hat, wenn man den Film "Twins" (mit Arnold Schwarzenegger) gesehen hat. Oder auch Harvey Fiersteins "Torch Song Trilogy", in dem sie eine Version von "Skylark" (von Johnny Mercer/Hoagy Carmichael) zum Besten gibt.
Aber der Reihe nach:
Aufgewachsen in Südkalifornien und inspiriert durch Künstler wie Aretha Franklin, Janis Joplin oder Etta James stand Marilyn Scott bereits im Alter von fünfzehn Jahren auf der Bühne der lokalen Clubs, wo man rasch auf sie aufmerksam wurde.
Mit steigendem Bekanntheitsgrad holte man sie dann des öfteren zu Auftritten bekannterer Bands wie beispielsweise Spyro Gyra, Hiroshima oder auch Bobby Womack - um nur einige zu nennen.
Es folgte eine recht beeindruckende Solokarriere, in der sie einige hochkarätige Scheiben aus dem Bereich des Blues, Jazz und Soul veröffentlichte. Erklärter Höhepunkt dabei war die Einspielung des Albums "Smile" aus dem Jahre 1992, bei dem Marilyn Scott unter Anderem bei dem Stück "That Man On My Mind" im Duett mit Brenda Russell zu hören ist und sich auch mit einer Coverversion von "You Donīt Me" in der Toplist der Billboard Contemporary Jazzcharts etablieren konnte.
"Nebenbei" lieferte sie, wie oben bereits erwähnt, die musikalische Untermalung zu verschiedenen Verfilmungen, was ihr den Namen "die Königin der Soundtracks" einbrachte.
Die mir nun vorliegende neue CD "Nightcap" ist - die Soundtrack-Vertonungen nicht mitgerechnet - das nunmehr neunte Album von Marilyn Scott. Es enthält insgesamt acht Coverversionen, alles Stücke von bekannten Altmeistern aus den Bereichen des langsamen Jazz, Swing, Blues bzw. des Soul-Blues.
Die Reihe der weiteren Mitwirkenden ist lang:
George Dukes (Keyboards)
Vinnie Colaiuta (Drums)
Brian Bromberg (Bass)
Ray Fuller (Guitar)
Dan Higgins (Tenor Sax/Flute)
Brendan Fields (Alto Sax)
Rick Baptist (Trumpet)
Dean Parks (Guitar)
Dori Caymmi (Guitar and Vocal)
Lenny Castro (Percussion)
"Unsere Absicht war einfach: Nehme Klassiker. Frische sie auf und gib jedem genug Raum um sich auszudrücken. Strebe dabei nicht nach Perfektion sondern bringe Gefühl in die Sache - und dann lasse "Mutter Jazz" den weiteren Weg weisen"
Und was ist dabei herausgekommen?
Es ist ein Album das Euch ein paar Jahrzehnte zurück, in die Welt des langsamen Jazz, Swing und Blues versetzen wird.
Und es ist genau das geworden, was beabsichtigt war - wunderbare einfühlsame Versionen alter und langsamer Klassiker, die vor Esprit nur so sprühen. Songs voller Jazz, Blues und vor Allem - voller Gefühl.
Langsame, einschmeichelnde Barmusik, voller Filigranität, mit Piano und Saxophon, Trompete und Flöte, dabei verhalten - und dennoch beherrschend, mit einer absolut passenden, tollen Stimme.
Mit anderen Worten: Musik, die sich anhört wie ein guter gealterter Rotwein schmeckt.
Fazit: Die CD ist Feeling pur auf gehobenem Niveau.
Für die Fans dieser Musik ist sie ein Muss!
Und für die "Nicht-Fans"?
Die sollten trotzdem "ein Ohr nehmen".
Es lohnt sich.


Spielzeit: 40:06, Medium: CD, Prana Entertainment, 2005
1:Wished On A Moon (Dorothy Parker & Ralph Rainger) 2:Smile (Charlie Chaplin, John Turner & Geoffrey Parsons) 3:Hereīs That Rainy Day (Johnny Burke & Jimmy Van Huesen) 4:Stardust (Hoagey Carmichael & Mitchell Parish) 5:Isnīt This A lovely Day (Irving Berlin) 6:Hereīs To Life (Artie Butler & Phyllis Molinary) 7:Yesterdays (Jerome Kern & Otto A Harbach) 8:If Itīs The Last Thing I Do (Sammy Cahn & Saul Chaplin)
Peter Rodenbüsch, 10.04.2005