Mathias Schüller / Das Winterfell des Leguan
Das Winterfell des Leguan Spielzeit: 44:18
Medium: CD
Label: MV NRW, 2007
Stil: Deutschrock

Review vom 01.01.2008


Ulli Heiser
Irgendwie ging diese Scheibe 2006 an uns vorüber, aber wie die Wege des Herrn nun mal sind, landete "Das Winterfell des Leguans" doch noch dort, wo es hingehört: In meinen Player.
Kurz nach meiner Besprechung von Songs To The Siren, meldete sich Mathias Schüller ( auch Betreiber des Karo in Wesel) bei mir und nachdem ich auf seiner Website kurz in die Musik reingehört hatte, war klar, dass das "Winterfell des Leguans" ins Magazin muss.
Bei Songs To The Siren sitzt er nämlich an den Drums. Auf seinem eigenem Album mit dem Namen, der einen rätseln lässt, singt er und bedient neben dem Schlagzeug auch Gitarre, Bass sowie Orgel. Zusammen mit fünf Gastmusikern hat er ein Deutschrock-Dokument angeliefert, welches zu Americana-Sound mit z.T. nachdenklichen Texten ordentlich rockt. Erinnert mich die Stimme im Opener etwas an den Udo mit dem Hut, verschwindet mein Grinsen beim Text von "Ekelige Menschen" ganz schnell. Musikalisch hervorragend, mit einer Stimme, die die Wahrheit der Lyrics auf imposante Art und Weise unterstreicht, erzählt er von den Menschen in unserem Land, die ziemlich weit unten stehen und darauf angewiesen sind, das zum (Über)leben zu bekommen, was für andere nicht mehr kaufenswert ist:

»Ekelige Menschen mit ekeligen Haaren
kaufen ekelige Waren
Denn sie haben ja nicht viel Geld
[...]
Keiner braucht sie
Keiner will sie
Doch es werden immer mehr
[...]«
Flotte Uptempo-Rock'n'Roller geben sich die Klinke mit Roots- und American-Tunes, die so richtig schön nach Wüstenstaub auf den Lippen schmecken. Mal erinnert mich die Musik an einen
Tom Petty, dann wieder an den alten, ehrlichen MMW. Mathias hat keine Stimme, die auf ein Timbre festgelegt ist, sondern das Glück, sie sehr wandlungsfähig einsetzen zu können. Handwerklich gibt es weder bei ihm, noch bei seinen Gästen etwas auszusetzen. Am besten erschließt sich einem das Album, indem man sich zurücklehnt, das Booklet zur Hand nimmt und die Texte verfolgt und mitsingt.
Im Titeltrack wird's per Querflöte gar folkig und man kann anhand des Textes seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich vorstellen, was der Protagonist mit dem "Winterfell des Leguans" meint. Vorliegende Platte ist bereits Mathias' zweite; mangels Kenntnis der ersten kann ich nicht sagen, ob und was sich verändert hat. Muss aber auch nicht sein, denn laut Beipackzettel hat er »seinen eigenen Weg noch klarer ausgebaut«.
Ein Händchen für Melodie und Harmonie zu sinnvollen Worten beweist er in "Einfach nur verrückt". Die andere Hand kann den nicht minder treffenden Text auch musikalisch düster ausdrücken. Hart und hoffnungslos wirft die Gitarre immer wieder eine Schippe ins Feuer.
Im letzten Stück, "Schon lange her" verstärkt die Harp von Frank Schut die Stimmung, der man sich nur schwer verschließen kann.
Jeder kann sich und andere irgendwo in seinen Worten finden. So macht Musik mit deutschen Texten Spaß. Und irgendwie scheinen gerade die Musiker vom Niederrhein ein besonderes Talent für gute Musik zu haben. Mathias Schüller jedenfalls reiht sich in die mir bekannten und immer gerne gehörten Musiker dieser Gegend ein. Musikalisch und auch mit seinen Aussagen.
Line-up:
Mathias Schüller (Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Orgel)

Gäste
Michael Gertönis (Gitarre, Chorgesang)
Karl Hussmann (Piano)
Heinz-Bernd Hövelmann (Gitarre, Piano)
Hannah Schüller (Querflöte)
Frank Schut (Harp)
Tracklist
01:Life On Mars
02:Ekelige Menschen
03:Mama
04:Nie ehr
05:Ins Blaue
06:Magdscha
07:Das Winterfell des Leguan
08:Zitrone
09:Einfach nur verrückt
10:Radio T.
11:Halt mich fest
12:Schon lange her
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