Matt Schofield / Heads, Tails & Aces
Heads, Tails & Aces Spielzeit: 59:54
Medium: CD
Label: Nugene Records, 2009
Stil: Blues

Review vom 16.07.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Das Schofield-typische Trio gehört, zumindest für vorliegende Platte, seiner mittlerweile fünfte, der Vergangenheit an.
Aufgestockt wird die Position des Bassisten jetzt durch Jeff Walker. Letztendlich ist Walker im Umfeld eines Schofields kein ganz so Unbekannter am Tieftöner, denn bereits bei Siftin' Thru Ashes war er als Gastmusiker auf einem Track dabei.
Der langjährige Drummer Evan Jenkins ist nicht mehr im Line-up.
Dafür setzt jetzt der Franzose Alain Baudry die Trommelstöcke und Jazzbesen ein. Seine Aktivitäten in anderen Bands (Vinz & The Mystery Machine, Super Kombo oder Hugo Chastanet) haben so recht gar nichts mit dem Blues zu tun. Sehr wohl hat er bereits bei Schofields Label-Kollegen
Ian Siegal am Schlagzeug gesessen.
Da Walker nicht nur den E-Bass zupft, bringt er mit dem Kontrabass zusätzliche Abwechslung in die Arrangements der elf neuen Songs von "Heads, Tails & Aces".
Tja, und nicht wenige Asse hat diese Platte wirklich zu bieten.
Schofield konzentriert sich stärker auf den Blues und findet mit der neu formierten Hintermannschaft die nötige Unterstützung für sein grenzenlos dahinfließendes Gitarrenspiel. Gemessen an seinen Verhältnissen geht es durchaus Blues-rockig zu, allerdings finden sich die noch höher angesiedelten Hörerlebnisse in den ruhigeren Abteilen der CD.
Schofield ist schon länger aus seiner gitarristischen Pubertät mit Blick auf Muddy Waters sowie Albert Collins heraus und wenn ein Vergleich gezogen werden muss, dann greift man dafür ganz hoch ins Regal... zu Robben Ford.
Ein lockerer Shuffle-Groove unterlegt den Opener "What I Wanna Hear".
Der E-Bass pumpt genüsslich vor sich hin und Jonny Henderson legt einen Keyboard-Teppich in Meterware aus. Das Gitarren-Spiel unseres Protagonisten ist von einer herrlich warmen Ausstrahlung, ohne den einen oder anderen schärferen Ton nicht auszulassen. Klasse sechs Minuten, in denen sich Matt immer höher schraubt! "Live Wire", zusammen mit Dorothy Whittick geschrieben, ist nicht das erste Stück der beiden Künstler. Hier shuffelt es zwei Schüppen mehr und der Keyboarder bekommt zur Entfaltung Raum in größerem Umfang. Henderson hat es bei den perlenden Klängen mit seiner jazzigen Ader und der Gitarrist schließt sich da, ohne Blut-Doping stante pede an. Leichte Rhythmus- als auch Dynamikwechsel sind die essentiellen Beigaben.
"War We Wage" ist eines dieser angesprochenen Stücke mit relaxtem Ambiente und einer Schofield-Gitarre, die so viel zu erzählen hat. Ein weiteres Musterläppchen seines Könnens, wovon noch mehr zu erwarten sein darf.
Zum Beipiel Freddie Kings "Woman Across The River". Wie entspannt und dennoch energetisch man sich hier präsentiert, hat das besondere Etwas, nach dem der Hörer auf so manch anderer Platte suchen muss. Oft verzweifelt und manchmal erfolglos.
Gegenüber den anderen Tracks weist "Lay It Down", ebenfalls aus der Schofield/Whittick-Feder einen deutlichen Spielzeit-Überhang aus. Das sind fast neun Minuten Slow-Blues, die einem die Freudentränen in die eh schon feuchten Augen treiben. Elektromagnetische Effekte halten eine von jeglicher anderen Tätigkeit ab. Dieser Track und sonst nichts. Schon wieder ein Ass! Das Griffbrett seines Arbeitsgerätes ist eine Wendeltreppe des Höhenfluges und der gespielten Emotionen.
Nicht so oft setzt er seinen Fuß auf das Wah Wah-Pedal, aber wenn, ist Funkiges garantiert. "Can't Put You Down" nennt er es und unter dem Strich stammen respektable sechs Songs aus der Kollaboration mit der Whittick. Das Stück ist spezieller Schofield-Funk, denn Baudry trommelt einen vertrackten Rhythmus dazu.
Elmore James' "Stranger Blues" steht auf fast jeder Fahndungsliste der Blueser und jetzt hat Matt ihn auch auf dem Plan, wobei man eher sagen muss, dass er dem Piano-Henderson sehr viele Lücken auf dem instrumental großen Parkplatz überlässt, auch wenn die Gitarre klanglich im Vordergrund steht.
So, wie die Platte anfing, endet sie auch... relaxt groovend.
Abschließend bleibt nur zwei Worte zu schreiben: ein Ass!
Line-up:
Matt Schofield (guitars, vocals)
Jonny Henderson (Hammond C3, Wurlitzer, piano)
Jeff 'The Funk' Walker (upright bass, electric bass)
Alain Baudry (drums, percussion)
Tracklist
01:What I Wanna Hear (5:57)
02:Live Wire (4:43)
03:War We Wage (4:29)
04:Betting Man (5:39)
05:Lay It Down (8:44)
06:Can't Put You Down (3:17)
07:Woman Across The River (3:48)
08:Nothing Left (6:26)
09:I Told Ya (5:33)
10:Stranger Blues (5:50)
11:Not Raining Now (5:11)
Externe Links: