Matt Schofield / Live From The Archive
Live From The Archive Spielzeit: 70:17
Medium: CD
Label: Nugene Records, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 09.07.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Der Albumtitel drückt es ja bereits aus. "Live From The Archive" erscheint zwar im Jahr 2010, das Konzert wurde allerdings schon zirka sechsunddreißig Monate vorher aufgenommen. Es handelt sich dabei um einen Radiomitschnitt aus dem Club De Bosuil in Weert (NL). Die Veröffentlichung steht im Zusammenhang mit einer ausgedehnten Tour durch Amerika und Kanada. Dabei vertritt Kevin Hayes (unter anderem Robert Cray) Evan Jenkins an den Drums.
Olle Kamellen, die uns Matt Schofield hier auftischt? Bei dieser zeitlichen Distanz würde ich nicht unbedingt davon sprechen und außerdem lassen Livealben des englischen Saitenziehers, der mittlerweile definitiv zur Spitze des britischen Blues Rock-Eisberges zählt, den Puls eines jeden Fans des Genres höher schlagen. Die Songs generieren sich im Schwerpunkt aus
Siftin' Thru Ashes und "Room At The Back" gibt einen Ausblick auf das seiner Zeit noch vor der Veröffentlichung stehende Album Ear To The Ground.
Dass Schofields Trio ohne Bassisten auskommt, ist hinlänglich bekannt. Der Hammond-Mann Jonny Henderson sorgt für die tiefen Töne und am Schlagzeug sitzt der ebenfalls langjährige Weggefährte Evan Jenkins. Mit etwas über siebzig Minuten ist die Kapazität eines Silberlings bestens ausgenutzt worden. Davon entfallen fast vierzig Minuten auf nur drei Songs: "Lights Are On, But Nobody's Home", "Black Cat Bone" sowie "The Letter".
Wie nicht anders zu erwarten, schreibt das Trio den Begriff 'jammen' in ganz großen Lettern. An Hendersons Hammondsound kann man sich einfach nicht satthören. Der Protagonist ist mit allen Wassern aus der Quelle des Blues gewaschen und bekannt ist er auch für seine beliebten Ausblicke über den Tellerrand. Da spielen Funk sowie Jazz eine bedeutende Rolle in der musikalischen Ausrichtung der Eigenkompositionen und Coversongs (zum Beispiel von Albert Collins).
Mit dem Opener "All You Need" ist, vom Titel her, zu Beginn fast schon alles gesagt. Lecker groovender Beat mit feinen jazzigen Beilagen von der Gitarre wie auch Hammond machen ordentlich Stimmung und "Siftin' Thru Ashes" schwimmt auf einer ersten, herrlich anzuhörenden Funkwelle. Die Soli von Schofield und Henderson sind erste Kajüte. Seine Vorliebe für kurze Zitate von anderen Künstlern gibt den Tracks zusätzliches Futter.
Nach der Bandvorstellung dann "Lights Are On, But Nobody's Home" von Albert Collins, einem seiner Vorbilder. Nach zwei richtig flotten Nummern kommt der Slow Blues zum Zuge. Zunächst ist es Schofield, der sich geradezu in sein Spiel hineinsteigert. Erst nach vier Minuten wird es in seiner Interpretation um einige Dezibel ruhiger. Dann steigert man die Dynamik und immer noch ist der Gitarrist am Ruder. Unglaublich, welche Gefühle er rauslässt. Der Emotionsbogen ist kurz vor dem Bersten. Da ist Szenenapplaus nur die logische Folge. Dieser Song ist Schofields Ding!
Klasse ist das instrumentale "Room At The Back" mit einem Twinsound von Hammond und Gitarre. Übrigens wurde dieser Track von Henderson sowie Jenkins geschrieben. "On My Way" groovt herrlich durch die Ackerfurche des Blues und hier ist der Tastenmann mit einem tollen Leslie-Einsatz der Aktivposten. "Black Cat Bone" ist Funk-Genuss pur. Hier gibt es ein schönes Wechselspiel zwischen Orgel sowie Sechssaiter, der feine "Sex Machine"-Licks liefert.
Am Ende ist "The Letter" dann das Herzstück der Platte. Knapp neunzehn Minuten mit allem, was den geneigten Blues-Fan erfreut. Zunächst ein langes Intro. Dann setzt bei reduziertem Tempo der Gesang ein. Schofield & Co. machen aus der The Box Tops-Vorlage ihre eigene Sache. Henderson serviert gute Backing Vocals und die Gitarrenriffs sind richtig fett angemacht. Jenkins ist mit einem ausgiebigen Drumsolo zur Stelle. Dann bekommt Henderson den Staffelstab auf die schwarzen und weißen Tasten gelegt. Als hätte er seine Beiträge bisher auf Sparflamme gekocht, bereitet er dem Hörer nun eine Gänsehaut nach der anderen. Einfach geil, was hier in Stereofonie rüber kommt! Aus seinem Zitatenschatzkästchen pickt Schofield sich Deep Purples "Smoke On The Water" und jammt darüber mehr jazzig als bluesig. Diese Interpretation ist ein krönender Abschluss.
Mit Matt Schofields "Live From The Archive" wird der Geldbeutel wieder etwas dünner.
Line-up:
Matt Schofield (vocals, guitar)
Jonny Henderson (Hammond-C3)
Evan Jenkins (drums)
Tracklist
01:All You Need (6:13)
02:Siftin' Thru Ashes (6:15)
03:Band Intro (0:47)
04:Lights Are On, But Nobody's Home (10:37)
05:Room At The Back (4:18)
06:On My Way (6:14)
07:Black Cat Bone (9:51)
08:Sitting On Top Of The World (7:15)
09:The Letter (18:47)
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