Nachruf / Zum Tod von Nikki Sudden
R.I.P.
Mit Bestürzung und Traurigkeit versucht man wieder mal die Nachricht eines Todes zu verdauen. Nikki Sudden wurde nur 49 Jahre alt und starb nach einem Live-Gig am 26.3.2006 in seinem Hotelzimmer in New York City. In einer 'gerechten' - weil vom künstlerischen Maßstab ausgehenden - Welt hätte der als Adrian Nicholas Godfrey geborene sicher die Aufmerksam bekommen, die ihm hätte zukommen müssen.
Ich will hier nicht die Geschichte seines Lebens nacherzählen, sondern einfach nur ausdrücken, daß mir der Mensch und Musiker Nikki Sudden fehlen wird. Auch ich wurde erst recht spät auf ihn aufmerksam und der Anlass war ein 8-Minuten Hammersong seiner zeitweiligen Band The Jacobites, in der er mit seinem damaligen Kumpel Dave Kusworth spielte. Das Epos hieß "Liquor, Guns & Ammo" und beschreibt die Reise eines Engländers von Charlottesville, VA über Atlanta, GA nach Athens, GA. Zum Zeitpunkt, als ich diesen Song kennenlernte, war ich selbst in besagtem Athens im amerikanischen Süden. Nach meiner Rückkehr hab ich dann so ziemlich alle Jacobites-Platten angeschafft, die ich bekommen konnte und von denen ist und bleibt "God Save Us Poor Sinners" ein Werk, das nie alt wird.
Neben den Songs, die er mit und für seine Bands schrieb, enthalten auch seine in Deutschland bei 'Glitterhouse' erschienenen Solowerke so manches Juwel, auf das etliche der vielfach überschätzten Rockstars zu Recht stolz gewesen wären und wegen dessen Qualität sie sich wohl kurzzeitig an ihrem Kaviar verschluckt haben...
Nikki Sudden, der ewige und wirkliche 'Troubadour', der in Klamotten aus viktorianischer Zeit und mit Mascara geschminkt einen Lebensstil aufrecht erhielt, der ihn mit seiner Musik zum Superstar gemacht hätte, wäre er nur ein wenig älter gewesen und hätte mit seinen Songs und Bands 1970 anfangen können. Obwohl er alles richtig gemacht hat, war er leider zur falschen Zeit am falschen Punkt, trotz hochwertiger und aussagekräftiger Musik ein typisches Opfer eines wie immer geartenden Zeitgeistes.
Ungwöhnlich genug, als Engländer war er ein bekennender Deutschland-Liebhaber, der lange Zeit in Berlin lebte. Er hat Songs kreiert und mit seiner dazu perfekt passenden nasalen Stimme so veredelt, dass er einen komplett anderen Stellenwert im Rockzirkus verdient hätte. Nun nützt es ihm leider sowieso nichts mehr. Alles, was wir tun können ist, seine Songs weiterhin auf uns wirken zu lassen. Das alleine ist schon eine Art Trost.
Nachruf: Zum Tod von Nikki Sudden
Manni Hüther, 08.04.2006
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