Saidian / Phoenix
Phoenix Spielzeit: 64:08
Medium: CD
Label: Metal Heaven, 2006
Stil: Melodic Metal

Review vom 24.10.2006


Tom Machoy
"Phoenix" ist Saidians zweites Album. Ihre Debüt-CD kenne ich nicht und so kann ich mir alles ganz unvoreingenommen anhören und greife dann MEHR (»das klingt ja wie...«) oder WENIGER (»oh, neu!«) auf meinen Erfahrungsschatz an gehörten und z.T. hier im Schrank stehenden Musikscheiben zurück. Also: Saidian sind für mich ganz neu, und das zweite Album "Phoenix" will aus der eigenen Asche des Debüts ins Leben kommen. Und so schlecht kann es sicher nicht gewesen sein, denn was ich zu hören bekomme, ist gar nicht mal so übel. Kann Melodic Metal eigentlich auch gar nicht sein, selbst wenn sich einige Titel in ihrer Art 'ähneln' (Vergleiche mit Edguy sollen wohl schon gezogen worden sein.). Sie wurden auch als »Germany's Melodic Metal Sensation from 2005« bezeichnet - nun: Mit Sensationen ist das ja immer so eine Sache.
Wer auf Helloween und Axel Rudi Pell steht, ist bei Saidian schon mal ganz richtig - "Headbanging" ist angesagt!
Mit einem Intro, "Resurrection", beginnt die CD - wie in vielen Titeln (u.a. von A.R. Pell) mit dieser unglaublich mystischen Orgel, die so einen gruseligen Spinnennetz-Teppich webt, die so unterweltmäßig klingt. Mit dem Ritt auf dem Phönix ("Ride On A Phoenix") liefert die Band auch gleich eine kleine Hymne ab - ein 'durchgetrommeltes Schlagzeug', sehr melodisch der Refrain und herrlich die dicke, fette Keyboarduntermalung. Den ruhigen Mittelteil 'darf' ein feines Solo auf der Gitarre 'wegputzen', und das Vibrato in der Stimme von Markus Engelfried erinnert mich an die guten 'alten' Helloween. Das hat was!
Schnell, schneller, rasant, mit dem Keyboard (Markus Bohr) auf Cembalo gestellt und sich mit dem Schlagzeug (Klaus Sperling [Sinner, Ex-Primal Fear]) jagend, donnert es in "Praise The Lord" so richtig los. Und dann darf auch Rodrigo Blattert an den sechs Saiten gegen das Schlagzeug antreten.
Die Nummer ist sehr, sehr schnell, und am Ende kommen alle gleichzeitig ins Ziel. Und wer bis jetzt noch immer nicht rhythmisch 'mitarbeitet', hört entweder die Musik zu leise, oder in der Hülle war die falsche CD. "State Of Euphoria" klingt vom Sound her härter und ist 'schwergewichtiger'. Eigentlich schon eher etwas für Männer mit 'grimmigen Gesichtern'.
Hämmernd-klopfernd und seeehr keyboardlastig schließt sich "Fallen Hero" an. Stimmlich geht es fast bis an die (Schmerz-) Grenze, und auch hier zeigt sich so etwas wie ein hymnischer Charakter. Die Tasten ziehen Wolkenteppiche des Klangs durch den Track. Ich stelle mir das Ganze ohne Keyboards vor (was wohl dann noch bliebe?). Einen schönen Abschluss bekommen sie doch noch hin, indem sie Markus Engelfrieds Stimme schön nachhallen lassen.
Nun gibt es Kriegssequenzen, es hört sich nach Filmgemetzel an: "Crown Of Creation" - Krone der Schöpfung in monumentalem Sound, passend zum Titel, Anklänge an A.R.P. sind m.M. nach wieder nicht zu überhören. Ein ganz kurzer Gesangsteil wird von Jon Oliva (Savatage) als Gastsänger (und Freund) übernommen - guter Titel!
Nun gibt es eine Ballade auf die Ohren. "See The Light" wird vom Keyboard getragen, der Refrain ist sehr eingängig - eine schöne Metalballade mit sich im Titel '(auf-) bäumenden' Gitarren und der Schlagwerker betrommelt überwiegend die Bassfelle. An ein Gitarrensolo schließt sich nun wieder ein leiser Piano-Part an. Aber nur ganz kurz, um mit kraftvollem, langsam ausklingendem Refrain zu enden - Musik für Feuerzeuge!
Genug der Ruhe, denn es geht wieder stark an die Ohren. Ein gelungener, kraftvoller Gitarren/Keyboard-Einstieg, gefolgt von einem ruhigerem Strophenteil, der dann aber voll in den Refrain 'abfährt'. Gesang à la Helloween, und in dieser starken Qualität hält sich "Never Surrender" - RESPEKT vor Klaus Sperling an den Trommeln und Rodrigo Blattert, der seiner Gitarre jede Menge abverlangt bzw. ihr mit seinen Fingern eine ganze Menge bietet (je nachdem, wie man es sieht).
Mit leichtem Hall hinterlegt, singt Markus 'Angel' Engelfried vom Hofnarren. "The Jester" läßt den Instrumenten einen kurzen 'Leerlauf' zum Einspielen, was aber ganz schnell zum nächsten 'Kopfschüttler' führt. Zu einem 'Headbanger', der auch viele interessante Stellen hat. Das reicht von der Prog-Erzählgeschichte (Riverside) bis zur Hymne (Accept).
In Anklängen ist hier jede Menge dabei und mit sieben Minuten und sechs Sekunden auch ein richtig langes Stück. Nur das gekünstelte Lachen am Schluß passt irgendwie nicht dazu (das klingt eher nach Monstermarionette).
Wieder mit choralem Keyboardeinsatz, satten Gitarren und diesem nicht aufhörenwollenden Schlagzeug, jagen Saidian durch "Ride Like The Wind". Ein Hymnen (Helloween)-Refrain (vielleicht liegt es aber auch nur an der Ähnlichkeit der Stimme). Gitarre und Keyboard liefern die Zwischensoli ab, aber wie der Titel schon sagt: die Motoren angelassen und sich 'ne freie Strecke gesucht. Die muß auch gar nicht lang sein, denn schon nach 4 ½ Minuten ist Schluss.
"Nine Lives" geht wieder den härteren Gang, da darf auch schon mal kurz ein Monster zu 'Wort' kommen. Hier dominiert das Keyboard mal nicht so stark und es klingt auch etwas 'grimmiger'. Nach einem klasse Gitarrensolo gibt es eine weitere kleine Keyboardpassage und damit verliert die Katze ihr Gesicht und sicher auch das letzte Leben.
Der 12. Titel, "Power And Glory", gibt sich 'herrlich kräftig' - rasend schnell mit vielen Keyboards aber viel besserer Gitarre. Hier gegen 'stinken' keine Tasten an. Ein kurzes Gegeneinander, dann ein Miteinander. Tempo und Rhythmus wechseln (für alle Iron Maiden-Fans). Ja, hier bekommt jeder was auf die Ohren und "Power And Glory" wird am Ende noch mal kräftig 'rausgebrüllt', bevor das Schlagzeug maschinengewehrmäßig das Finale des Titels besiegelt - zusammen mit den Keyboards (mal wieder).
Zum Schluß kommt dann doch noch Wind auf. Schöne Gitarrensymphonik mit leicht orientalischem Einschlag und, gemessen am Titelnamen "Reign of Agony", eine klasse Umsetzung. Blattert an der Gitarre - ein Genuss und das als letzter Titel: absolut gelungen.
Alles in allem: Mir gefällt "Phoenix" - keine Langeweile. Der einzige Meckerpunkt von mir - ZU VIEL KEYBOARD!! - das ist doch eine Metalband, die dazu noch handwerklich gute Titel abliefert.
Nächster Live-Termin: 11.11.2006 in München, Cafe Glocke
Tracklist
01:Resurrection (Intro)
02:Ride On A Phoenix
03:Praise The Lord
04:State Of Euphoria
05:Fallen Hero
06:Crown Of Creation
07:See The Light
08:Never Surrender
09:The Jester
10:Ride Like The Wind
11:Nine Lives
12:Power And Glory
13:Reign Of Agony
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