Sarke / Vorunah
Vorunah Spielzeit: 37:29
Medium: CD
Label: Indie Recordings, 2009
Stil: Black Metal


Review vom 22.04.2009


Andrea Groh
Sarke? Nein, kein falsch geschriebener Reiswein, sondern das Pseudonym des norwegischen Musikers Thomas Berglie, der schon bei Bands wie Tulus, Khold, Sensea Anima, Valhall und Old Man's Child getrommelt hat, was ihm wohl nicht genug war, so dass er 2008 ein Projekt unter seinem Namen gestartet hat. Hier übernimmt er dann zusätzlich die Gitarre und den Bass (ob er auch das Keyboard spielt oder jemand aushilft wird leider nicht verraten).
Lediglich beim Gesang hielt er sich zurück bzw. griff auf fremde Hilfe zurück. Diese ist in der norwegischen Szene auch nicht gerade unbekannt, handelt es sich doch um Darkthrones Ted Skjellum, heutzutage besser bekannt als Nocturno Culto. Dem war wohl langweilig, weil sein Partner Fenris keinen Bock auf Konzerte hat und lieber Leserbriefe an ein bekanntes deutsches Metal-Magazin schreibt oder alte und neue Tonträger sammelt. Vielleicht liegt es auch daran, dass Darkthrone zwar regelmäßig und häufig CDs veröffentlichen, die aber in letzter Zeit recht ähnlich waren - also zwar das Level hielten und Spaß machten, aber nicht unbedingt etwas Neues boten.
Wer dies ein wenig vermisst hat und eine CD sucht, die es schafft den Black Metal Darkthrones, der in letzter Zeit immer punkiger wurde, als Basis zu nehmen und in eine andere Richtung weiterzuentwickeln, ist bei der "Vorunah" genau richtig. Denn hier gibt es, wie schon gesagt Keyboardklänge, die für Auflockerungen und unheimliche Akzente sorgen.
Doch keine Angst, es sind keine kitschigen Teppiche wie bei anderen norwegischen Kollegen, das Keyboard bleibt meist dezent aber effektvoll. Es ist auch kein Geklimper mit Gitarren als Raspelsound im Hintergrund, sondern es klingt heavy und recht doomig, Geschwindigkeitsrekorde sind hier nicht zu erwarten.
Sarke sind (jetzt kommt wieder die Verbindung zu Darkthone) stark von den Black Metal-Vorreitern aus den 80ern beeinflusst: Es gibt Anklänge an Mayhem und Bathory (hier wurde sogar ein Songtitel übernommen - "13 Candles" ist aber kein Cover), die Parallelen zu Celtic Frost sind gar schon so massiv, dass ich es unverschämt nennen könnte, wenn es mir nicht so gut gefallen würde. Erstaunlich wie stark der Einfluss der Schweizer gerade auf die skandinavische Black Metal-Szene selbst heute noch ist. Da sich das Original nach kurzer Reunion inzwischen wieder aufgelöst hat, freue ich (und auch bestimmt einige andere) mich über solche Klänge, insbesondere wenn sie so überzeugend gemacht sind, wie hier auf der "Vorunah".
Denn hier kommt es vor, dass eine räudige Rock'n'Roll-Stelle in bester Motörhead-Manier von einem epischen Doom-Part gefolgt wird… plötzlich wabern für einen Moment sphärische 70er Keyboards, um von einem 80er Riff abgelöst zu werden. Alles ist im Fluss, alles ist im Wandel - immer wieder anders und ergibt doch ein Ganzes. Schönheit und Finsternis ist kein Gegensatz.
Sarke versuchen nicht, die fieseste Black Metal-Band der Welt zu sein, kümmern sich nicht darum, ob true oder nicht true - scheuen sich nicht, Ideen und atmosphärische Momente einzubauen und genau das macht sie überzeugender, als so Manche, die nur vor sich hin scheppern.
Hier geht es darum, einen Horror-Soundtrack zu erschaffen, eine Reise in eine alptraumhafte Welt, eine schwarze morbide Landschaft in der von Zeit zu Zeit unheimliche Lichter auftauchen. Inseln der Schönheit, ja sogar humorvolle Elemente (z.B. der Text von "Dead Universe", der aufzählt, was so alles tot ist), welche die restliche Dunkelheit umso tiefer erscheinen lassen.
Damit gelingt es, eine CD zu machen, die zwar Elemente des Black Metal aufgreift, aber die Grenzen sprengt, somit auch Anhängern von Doom Metal ansprechen könnte, genauso wie Hörer von Horror-Soundtracks; Fans des Herrn Sarke und Darkthrone werden auf jeden Fall zuschlagen, die von Celtic Frost sollten es auch.
Unglaublich, welche finstere Macht sich hinter einen solch harmlosen, unscheinbaren weißen Cover verbergen kann.
Line-up:
Nocturno Culto (vocals)
Sarke (guitar, bass, drums)
Tracklist
01:Primitive Killing (4:21)
02:Vorunah (4:02)
03:The Drunken Priest (3:24)
04:Frost Junkie (6:24)
05:Old (3:42)
06:Cult Ritual (6:33)
07:13 Candles (6:57)
08:Dead Universe (2:06)
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