Saxon / Innocence Is No Excuse
Innocence Is No Excuse Spielzeit: 77:47
Medium: CD
Label: EMI, 2010 (1985)
Stil: Heavy Metal


Review vom 08.02.2010


Andrea Groh
Ich erinnere mich noch gut daran, wie diese Platte vor 25 Jahren erschien und auch an die Seifenwitze zum Cover.
Auf diesem ist eine Umsetzung des Titels "Innocence Is No Excuse" (dt. "Unschuld ist keine Entschuldigung") zu sehen: Eine moderne Eva beißt in einen Apfel mit dem Saxon-Symbol. Manche behaupteten allerdings, es handele sich um eine Seife und fragten sich, ob dies nun das neue Saxon-Merchandise wäre. Eigentlich gar keine so schlechte Idee…
Wichtiger als die Diskussion um das gelb-grüne Objekt ist natürlich die um die Musik. Auch hier gab es kritische Stimmen, weil die Musik melodischer und weniger riffig-rau war als z.B. auf dem Vorzeigewerk Wheels Of Steel. Doch diese Vorwürfe bekamen auch andere britische Heavy Metal Bands in dieser Zeit, darunter Iron Maiden und Judas Priest. Die Musik Mitte der 80er klang anders als die von Anfang der 80er. Das muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein.
"Innocence Is No Excuse" rockt ordentlich, enthält zwar kein hypnotisches "747 (Strangers In The Night)" und auch kein düsteres "Crusader", "Back On The Streets" jedoch setzt sich in den Ohren fest und will von dort nicht mehr weichen. Aber auch "Call Of The Wild", "Broken Heroes" und andere Songs kommen gut. Es gibt keinen Ausfall, das Qualitätslevel ist einigermaßen konstant, daher fällt es schwer, einzelne Songs hervorzuheben, zumal ich schon festgestellt habe, dass nicht jeder Hörer die gleichen Favoriten hat.
Die LP wurde von vielen wieder etwas positiver aufgenommen als der Vorgänger "Crusader" (oft allerdings erst im Nachhinein), wobei bei beiden Veröffentlichungen die Meinungen auseinander gingen und viele Fans dennoch den ungeschliffeneren Anfangstagen hinterher trauerten. Für die Produktion war Simon Lanhart verantwortlich, ein Schüler von Mutt Lange (den die Band ursprünglich wollte), der durch seine Arbeit für Def Leppard bekannt wurde, was im Nachhinein einiges erklärt. Wobei ich den Sound ziemlich gelungen finde und daran nichts auszusetzen habe.
Wer "Wheels of Steel" hören will, soll eben diese auflegen, aber für eine Band wäre es wohl langweilig, immer dasselbe zu spielen. Wobei Saxon hier nicht viel von ihrem Stil abgewichen sind und keine klanglichen Experimente gemacht haben.
Auch wenn die Musik etwas eingängiger und meinetwegen auch kommerzieller (gilt ja für viele als Schimpfwort) mit Blick auf den US-Markt ist - was sicher auch mit dem Wechsel zum Majorlabel EMI zusammenhängt - so bleibt es doch gradliniger Heavy Metal mit einer gewissen Dosis Härte und Melodie. Dazu Biffs charakteristische Stimme, unterlegt mit dem Gitarrenduo Paul Quinn und Graham Oliver (letzterer allerdings nur bis 1995).
Das war das, was die Fans wollten und das, was sie bekamen.
Hier auf dieser Neuauflage bekommen sie sogar noch einiges mehr: Mit Single B-Seiten und Live-Tracks wird die Spielzeit der CD gut und sinnvoll ausgenutzt, selbst wenn das bedeutet, dass "Back On The Streets" ganze drei Mal vorhanden ist (man darf nicht vergessen, es handelt sich hierbei um Bonus zur regulären Platte).
Dazu gibt es ein aufwändiges Booklet mit einem Vorwort des legendären britischen Musikjournalisten Malcom Dome, Abdrucke von Reviews, Single-Cover und eine Replika des Original-Textblattes, was natürlich in CD-Größe nicht gerade lesefreundlich ist.
Fans, die "Innocence Is No Excuse" bisher nicht auf CD hatten, sollten zuschlagen; Sammler auf jeden Fall, denn diese Neuauflage, die Teil einer ganzen Reihe ist, ist hochwertig genug, um sie sich alle in den Schrank zu stellen.
Line-up:
Biff Byford (vocals)
Paul Quinn (guitar)
Graham Oliver (guitar)
Steve Dawson (bass)
Nigel Glocker (drums)
Tracklist
01:Rockin' Again (5:11)
02:Call Of The Wild (4:03)
03:Back On The Streets (4:00)
04:Devil Rides Out (4:25)
05:Rock n' Roll Gypsy (4:14)
06:Broken Heroes (5:25)
07:Gonna Shout (3:59)
08:Everybody Up (3:30)
09:Raise Some Hell (3:40)
10:Give It Everything You've Got (3:27)

Bonusmaterial:
11:Back On The Streets (12" Club Mix)
12:Live Fast Die Young (B-side of Back On The Streets)
13:Krakatoa (B-side of Rock n' Roll Gypsy)
14:The Medley (live, B-side of Rock n' Roll Gypsy)
  - Heavy Metal Thunder
  - Stand Up And Be Counted
  - Taking Your Chances
  - Warrior
15:Gonna Shout (Live)
16:Devil Rides Out (Live)
17:Back On The Streets (BBC In Concert Hammersmith 1985)
Externe Links: