Saxon, Battalions Of Steel - 30th Anniversary Tour
23.3.2010, Schlachthof, Wiesbaden
Support: Big Ball
Plakat Saxon: Battalions Of Steel - 30th Anniversary Tour
Support: Big Ball
Schlachthof Wiesbaden
23. März 2010
Konzertbericht
Stil: Heavy Metal
Fotos: Jens Groh

Artikel vom 29.03.2010


Andrea Groh
Big Ball Alle Jahre wieder…kommen wir in den Schlachthof. Letztes Jahr am 11.3. zu Kreator etc. und weil die Saxon-Tour vom Herbst verschoben wurde, sind wir wieder im März dort… was wird dann nächstes Jahr sein?
Ebenso wie bei Kreator, fand das Konzert in der großen Halle statt, deren hinterer Teil abgesperrt war. Es war angenehm gefüllt, aber nicht zu voll - genau richtig. Saxons Biff meinte, er wäre überrascht, an einem Dienstag so viele Leute zu sehen.
Big Ball Im Vorfeld war es ein wenig unklar, wer im Vorprogramm spielen sollte. Zunächst waren SuidAkrA gelistet, die schon letzten Herbst dabei sein sollten, was mir zwar gut gefallen hätte, aber vielleicht von den meisten Fans als nicht so passend empfunden worden wäre. Dann hieß es Anvil oder Suidakra und Anvil (das wäre eine tolle Sache gewesen, zwei alte Legenden ,die gerade wieder gefragter sind, zusammen), schließlich spielten die noch recht unbekannten Big Ball, eine junge Band aus Deutschland, die gerade ihr Debüt herausgebracht hat.
Big Ball Wer bei dem Namen Richtung AC/DC denkt, liegt gar nicht falsch. Keine Coverband, aber dennoch im Fahrwasser der Australier, die derzeit so angesagt sind, dass ihre Konzerte innerhalb kürzester Zeit ausverkauft sind und selbst Epigonen wie Airbourne Erfolge feiern können.
Big Ball Big Ball rockten ordentlich, erfüllten damit ihre Rolle als Anheizer anständig und bekamen recht gute Publikumsresonanz, wenn man die Tatsache bedenkt, dass sie den meisten völlig unbekannt gewesen sein dürften. Der Support auf dieser Tour hat sich auf jeden Fall für sie gelohnt, sie konnten hiermit ihre Bekanntheit deutlich steigern, haben sicher einige neue Fans hinzugewonnen und CDs verkauft. Ich persönlich fand sie allerdings ziemlich unoriginell, sowohl was Bandname, Musik und Texte betrifft. Der beste Moment war für mich, als der Sänger mal kurz grunzte, was er nämlich normalerweise in seiner Hauptband Debauchery auch macht.
Nach einer ca. halbstündigen Umbaupause und einem kurzen Verwirrspiel - die Pausenmusik von Thin Lizzy hörte auf und es begann "Seek And Destroy" von Metallica, ich dachte kurz, habe ich mich etwa in der Veranstaltung geirrt? - folgten kurz nach 21 Uhr die Veteranen Saxon, teilweise bereits in Ehren ergraut (ich finde, Biff steht das großartig).
Saxon Sie können auf eine lange Geschichte zurückblicken, waren zwar nie ganz groß, aber haben sich auch nie aufgelöst oder vom Heavy Metal entfernt, auch wenn sie mal kommerziellere Phasen hatten. Zudem sind sie auf dem Boden geblieben, was sich beim Eintrittspreis von 32 Euro bemerkbar macht, der ist eher solide (eben "Solid Ball Of Rock") und nicht Superstar-mäßig. Interessanterweise war auch das Merchandise für Konzertverhältnisse recht günstig mit z.B. 20 Euro für ein Tourshirt, beim letzten Mal als sie vor Motörhead spielten war das anders (ob da ein Diktat gegeben hatte, sich dem Headliner anzupassen?).
Saxon Dies alles macht die alten Herren sehr sympathisch, und durch die hochwertigen Re-Releases der ersten neun Scheiben im letzten und diesem Jahr wurde auch geschickt die Aufmerksamkeit wieder auf sie gelenkt.
Natürlich lag der Hauptfokus auf den Songs der damaligen Zeit, das sind schließlich die Klassiker, die die Leute hören wollen, ob "Motorcycle Man", "The Eagle Has Landed" (einen Adler als Deko gab es allerdings nicht, dafür hübsche Drachenbilder), "Strong Arm Of The Law", "Denim And Leather","Princess Of The Night" bis hin zu "Broken Heroes" und der Früh-Neunziger Hymne "Requiem (We Will Remember)", die gleichzeitig schön, mitreißend und melancholisch ist.
Auch neueres Material wurde bedacht, wobei mir besonders "Witchfinder General" (über den legendären britischen Hexenjäger Matthew Hopkins) gefiel, aber auch "Metalhead", welches laut Ansage nicht von der Begeisterung für Heavy Metal handelt, sondern von Experimenten, die Aliens mit entführten Menschen machen, also etwas Science Fiction zwischen den ganzen historischen Themen. Dafür gab es dann wieder "Warrior" u.a.
Saxon Meinen Favoriten unter den Songs über Geschichte sparten sich Saxon bis zum Schluss auf: das großartige "Crusader". Vorangegangen war "Wheels Of Steel" mit Mitsingteil, bei dem Biff bewies, dass er genau wusste, wann er an welchem Ort spielt (dabei haben sich ja schon einige Kollegen blamiert) und dass er in einigen Sprachen bis drei zählen kann, wobei natürlich das Deutsch in unseren Ohren einen starken britischem Akzent aufwies (»eins, suwei, druei«), am japanischen versuchte er sich erst gar nicht, sondern meinte nur »bla, bla, bla« und hatte damit die Lacher auf seiner Seite.
Insbesondere hier, aber auch sonst zeigte er sich als souveräner Frontmann, der mit dem Publikum umzugehen weiß und ebenso wie die restliche Band Spaß am Auftritt ausstrahlte. Leider war das Line-up nicht ganz komplett, Bassist Nibbs fehlte, da er bei seiner kranken Frau weilte. Für ihn sprang Yenz Leonhardt (Kingdom Come u.a.) ein, der seine Sache ordentlich machte, natürlich nicht ganz ohne Spielfehler, was aber völlig verständlich und absolut entschuldbar ist.
Saxon Saxon gehören noch lange nicht zum Alteisen, sind immer noch aktiv und spielfreudig; es ist schön, dass sie wieder mehr Publikum ziehen als noch vor 10-20 Jahren, als teilweise nur 150 Zuschauer kamen.
Jung und alt zusammen: Wild bangende Kuttenträger, Altrocker und gesetztere Damen- und Herrschaften erfreuten sich gemeinsam eines gelungenen Konzertes, dessen Headliner eine Bandbreite von harten NWOBHM-Songs über melodischere Rocker bis gefühlvollen ruhigeren Tracks bot. Ein Querschnitt von gut 30 Jahren Bandgeschichte - es handelte sich um die 30th Anniversary Tour (Hm, wie rechnet sich das eigentlich? Die Band brachte bereits 1979 ihr Debüt heraus, die Bandgründung wird je nach Quelle auf 1976 oder 1977 datiert).
Natürlich können in knapp zwei Stunden Spielzeit nicht alle Highlights gespielt werden und die Fans vermissten sicher manche ihrer persönlichen Favoriten (bei mir waren es z.B. "Rock The Nations" und "Back On The Streets") - vielleicht dann beim nächsten Mal?
Saxon Der Abend zeigte, mit dem britischen Schlachtschiff ist auch nach über 30 Jahren noch zu rechnen und es sieht nicht so aus, als müsste es bald abgewrackt werden. Im Gegenteil, die Veteranen machen so manchen jungen Hüpfern noch etwas vor, auch wenn sie vielleicht nicht mehr ganz so wild und agil sind, sondern eher gestandene reife Herren mit viel Lebenserfahrung, insbesondere Biff wirkt wie ein britischer Gentleman.
Saxon sind nicht nur an Existenzjahren ein Klassiker, sondern vermittelten das angenehme Gefühl, ein klassisches zeitloses Konzert erlebt zu haben, mit Soloeinlage des Gitarristen (zum Glück kein Drumsolo, das ist in den meisten Fällen eher unspannend) und Verbeugung der Musiker am Schluss. Diese Geste zeigte an, dass nun nach zwei Zugabenblöcken der Vorhang fallen würde (wenn einer vorhanden wäre) und dass endgültig Schluss war.
Saxon Auch wenn der Backkatalog an guten Songs locker noch für weitere Stunden gereicht hätte, war die Spielzeit doch dermaßen gespickt mit Highlights, die von einer gut aufgelegten Band dargeboten wurden, dass die Fans die Halle befriedigt und erfüllt verlassen konnten. Lieber zwei gute und intensive Stunden als drei langweilige...
In diesem Sinne: »Denim and Leather / Brought us all together / It was you that set the spirit free« galt für diesen Abend und möge es noch für weitere Abende und Jahre gelten.
Vielen Dank an den Schlachthof für die problemlose Akkreditierung.
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