Scarlet Anger / Dark Reign
Dark Reign Spielzeit: 49:36
Medium: CD
Label: Dust On The Tracks Records, 2012
Stil: Thrash Metal

Review vom 20.08.2012


Jochen v. Arnim
Selbst wer sich nur ab und zu mal auf dem Thrash Metal-Sektor umschaut, wird es nicht vermeiden können, diesem Luxemburger Quintett über den Weg zu laufen. In einschlägigen Print-Magazinen wurden sie erwähnt, bei mehreren Metal-Battles des W:O:A waren sie Finalisten und alle möglichen Contests haben sie auch noch gewonnen. Zudem gab es sie live mit u. a. Primal Fear, Megadeth, Rage oder Channel Zero zu sehen, um hier mal nur ein paar Bands zu nennen. Seit 2007 rühren sie im Topf der Thrasher mit herum und haben mit Vorbildern wie Metallica, Kreator oder Slayer bislang neben einem Demo auch zwei EPs (2009 und 2011) auf den Markt gebracht. Besonders die zweite Scheibe "Kill The King" brachte aus der Fachwelt Lob im Überschwang. Folgerichtig setzten sich die Jungs aus unserem schönen Nachbarland auf den Hosenboden und haben nun unlängst ihr ordentliches Langrillen-Debüt für die Nachwelt erschaffen. Dabei hat es nicht geschadet, dass sie im vergangenen Jahr den Deal mit dem Label Dust On The Tracks klarmachen konnten. Aufgenommen und abgemischt wurde das Ganze unter 'Aufsicht' des Gitarristen Fred Molitor im heimischen Scarlet Anger Studio. Danach hat Annihilators Jeff Waters das abschließende Mastering übernommen und bezeichnet diese Scheibe als Ansammlung von »killer songs.«
Beim Betrachten der CD-Hülle (Artwork übrigens auch von Fred Molitor) mit der Trackliste fällt auf, dass die Titel in zwei Parts unterteilt sind. Der erste Satz besteht aus den Tracks der EP "Kill The King", während der zweite dieses Thema augenscheinlich weiterführt, der Zusatz »The king is dead, long live the king« lässt den Eindruck entstehen, hier sei ein großer thematischer Kreislauf angerichtet worden. Die Jungs wollen ihr Album jedoch ausdrücklich nicht als Konzeptalbum verstanden wissen, die neuen Songs sollen lediglich eine Fortführung dessen sein, was auf der EP bereits Sache war. Also, die 'alten' Stücke neu eingespielt und noch ein rundes halbes Dutzend an Neuware dazu, fertig ist der Lack. Mit rund 50 Minuten bekommt der Hörer ein extrem feines Scheibchen, gemischt aus durchaus traditionellen Thrash-Anteilen und zugleich einem Haufen moderner Elemente. Scarlet Anger wird man nicht nachsagen können, sie hätten ihre Idole aus der Bay Area schlichtweg kopiert. Anlehnungen findet man selbstverständlich, aber die perfekt eigenständige und erdige Arbeit der Luxemburger dominiert das Album. Melodie und Eingängigkeit sind ebenso wichtige Anliegen der Band wie andererseits auch mal fett da hinzuhauen, wo es richtig schmerzt.
"New God Rising" kommt als Opener unmittelbar fett aus den Speakern und weist neben einer monströs wirkenden Arbeit an den Fellen eine starke Gitarrenarbeit auf. Riffing und flinke Soli stehen im songdienlichen Einklang und dazu beansprucht Shouter Joe Block seine Stimmbänder recht eindrücklich. "My Battlefield" dagegen zieht sich zu Anfang etwas zäher, nimmt aber schnell an Druck zu, wird zu einem Song gewoben, der sich hoher Eingängigkeit empfiehlt. Auch hier wieder die wichtigen Komponenten aus Rhythmus und Melodie, verursacht durch die bereits angesprochenen Komponenten. Und so treiben uns Double Bass und feiste zwei x sechs Saiten durch die Tracks der Scheibe, während uns Block alles Vokale um die Ohren haut. Entgegen anfänglicher Befürchtungen, er könne sich nur im Extrembereich aufhalten, beweist er aber doch seine ganzen Qualitäten im Verlauf des Albums und zeigt durchaus Variabilität.
Das Scheibchen ist jetzt einige Male durchgelaufen und bei jeder Umdrehung entdecke ich neue kleine Raffinessen. Besonders angetan hat es mir "My Empire Coming Down", das von Aufbau, Melodieführung und handwerklicher Umsetzung her immer wieder Spaß macht. Einer der Songs, bei denen man sich sofort und ohne große Schwierigkeiten einen großen mitsingenden Haufen Fans vor der Bühne vorstellen kann. Auch der Rest von Chapter II gefällt mir insgesamt ein wenig besser. Es hat den Anschein, die Luxemburger hätten hier in der Zeit zwischen "Kill The King" und dem Einspielen der ganz neuen Songs das ganz feine Schleifpapier hervorgezogen und ihren Arrangements und dem Soundgerüst die Oberflächen gehörig poliert. Fragt mich nicht nach Details - subjektiver Gesamteindruck. Sicher ist jedoch, dass in Rückschau auf die zwölf Titel eine runde Sache [sic!] entstanden ist, bei der es sich für alle Thrash Metal-Fans empfiehlt, mehr als nur ein offenes Ohr zu riskieren. Und tut mir einen Gefallen, hört Euch die Scheibe mehrmals hintereinander an - lohnt sich! Auf jeden Fall dürfen wir schon jetzt auf die zweite CD gespannt sein, die für 2013 geplant ist.
Line-up:
Joe Block (vocals)
Fred Molitor (guitars)
Jeff Buchette (guitars)
Vince Niclou (bass)
Alain Flammang (drums)
Tracklist
Chapter I: Kill The King…
01:New God Rising
02:My Battlefield
03:From Fool To King
04:Game Over
05:Face Of Evil

Chapter II:…The King Is Dead, Long Live The King
06:Dark Reign
07:Follow The Order
08:A Tale Of Hate
09:Prince Of The Night
10:Tenfold
11:My Empire Coming Down
12:Scarlet (Demo) - Bonus Track
Externe Links: