Scarved / Dynamite
Dynamite Spielzeit: 55:02
Medium: CD
Label: Sleaszy Rider Records, 2014
Stil: Hard Rock

Review vom 18.01.2015


Jochen v. Arnim
Wenn das so weiter geht, dann kann mein CD-Player bald nur noch Flämisch oder Französisch sprechen. Die belgischen Wochen nehmen einfach kein Ende und das ist auch gut so!
Heute steht uns Scarved ins Haus, eine Band der ich ebenfalls erstmals im Vorprogramm von Vandenberg's MoonKings persönlich über den Weg gelaufen bin. Ein Quartett aus dem flämischen Teil von Belgien, das sich erst seit 2012 unter diesem Namen in der Szene tummelt.
Gegründet wurde die Formation (korrekt ScaRveD geschrieben) von Luc Van Dessel, der zudem als Lead-Gitarrist fungiert. Zuvor hat er sich seit den Siebzigern in diversen Bands und als Produzent in seiner Heimat einen exzellenten Namen gemacht. Komplettiert wird das Ganze durch den nicht minder bekannten Bassisten Wim Wouters, der seine Karriere ursprünglich als Metal-Gitarrist in verschiedenen bekannten Bands begonnen hatte, dann aber zum Tieftöner wechselte, sowie den Session-Drummer Geert Mariën. Da zu einer richtigen Band aber auch noch jemand am Mikro fehlt, warb man Caro für dieses Amt an.
Die Sängerin startete mit selbstkomponierten Songs in der Disco- und Dance-Band K-Line, als ihr Gesangstalent von der EMI entdeckt wurde. Im Pop-Bereich kann sie daher ein paar anfängliche Erfolge vorweisen, hat aber nach einiger Zeit ihre Neigung zu Hard Rock und Metal entdeckt und sang früher u. a. bei Nightqueen. Gemeinsam mit den drei Jungs wurde in 2014 das vorliegende Debüt "Dynamite" aufgenommen, das uns auf rund fünfzig Minuten elf satte Tracks bietet.
Hard Rock und immer wieder mal ein wenig Metal dominieren den silbernen Rundling durch die Bank weg. Da sind sowohl der gute alte klassische Hard Rock zu hören, als auch modernere Ingredienzien, die die Band in ihrem Songwriting verarbeitet hat. Ein Großteil der Stücke rockt richtig nach vorne weg, wenngleich auch ein Ausflug in die Balladenwelt ("Silence") unternommen wird.
Ansonsten lebt das Album von dem, was der Engländer als 'catchy' bezeichnen würde. Allein der Opener, mit einem Touch von Metal versehen, schraubt sich besonders durch den Refrain in das Langzeitgedächtnis und es wird direkt schon bei diesem "Masquerade" klar, dass die Sängerin auf gar keinen Fall in die Kategorie der nordischen Sopran-Trällerelsen fällt. Sie bringt das Nötige mit, um das weite Feld von kernigem Rock abzufrühstücken. Das ist energiegeladen und ausdrucksstark, auch dann, wenn sie mal etwas Druck hinausnimmt.
Es gibt im Verlauf der CD immer wieder Stücke, bei denen sich dem subjektiven Ohr des Rezensenten ganz, ganz coole Basslinien oder Gitarrenparts offenbaren. Aber auch ansonsten mangelt es der Instrumentierung an nichts, alle drei Musiker verstehen ihr Handwerk und können - wie auch die Fronterin - sehr variabel aufspielen. "Devil In Disguise" ist zum Beispiel ein schönes Exemplar von einem im Blues verhafteten Song, der mit diesen Qualitäten aufzuwarten vermag.
"Army On Wheels" könnte beim Intro noch für eine allzu offensichtliche Hommage an Motörheads "Ace Of Spades" gehalten werden. Dann aber entwickelt sich der Song zu einem richtig coolen und knackigen Rocker, der bis auf ein paar Anleihen gar nichts mehr mit Lemmy & Co. zu tun hat.
Zum Auflockern des bunten Reigens bedient sich die Band einiger Hilfsmittel, wie z. B. dem Einsatz einer Voice-Box bei "Valley Of Gloom". Auch "Eastern Treasure" hat, oh Wunder, leicht östlich anmutende Klänge im Auftakt zu bieten, bevor es dann etwas düster und zäh à la Iommi und Butler weitergeht. Unterlegt von mehrstimmigen Backings entwickelt sich der Song zu einem perfekten Anspieltipp.
Ach, was soll ich sagen? Die hier angesprochenen Tracks dienen lediglich der exemplarischen Darstellung dafür, wie sehr "Dynamite" zu überzeugen weiß. Dabei soll die Qualität von Songs wie der Titeltrack oder "Payback Time" gar nicht unter den Tisch gekehrt werden. Lasst Euch einfach sagen, dass Scarved ein mehr als gelungenes Debüt auf den Tisch geknallt haben, das ein Antesten mehr als wert ist (und live gehen die richtig gut ab!).
Line-up:
Caro Verboven (vocals)
Luc Van Dessel (guitars, backings)
Wim Wouters (bass, backings)
Geert Mariën (drums)
Tracklist
01:Masquerade
02:Devil In Disguise
03:Army On Wheels
04:Valley Of Gloom
05:Vampire's Tale
06:Eastern Treasure
07:Eternal Rush
08:Silence
09:Payback Time
10:Dynamite
11:Brainfog
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