SceneS / Call Us At The Number You Provide
Call Us At The Number You Provide
SceneS, das ist eine 6-köpfige Formation aus dem Schwabenland, die sich aus folgendem Line Up zusammensetzt:
Vocals: Alex Koch
Guitars: Chris Lorey
Keyboards: Florian Wentzel
Bass: Jan Ebert
Drums: Hendrik Edelthalhammer
Auf dem mir vorliegenden Album "Call Us The number You Provide", das nach der im Jahre 1999 erschienenen Demo-CD "New Beginning" (mit 4 Tracks) gleichzeitig auch das erste "Komplettalbum" von SceneS ist, waren zudem noch ein paar Gastmusiker mit von der Partie: der Sänger Nektarios, der Angel Dust- Sänger Dirk Thurisch sowie der Frontmann von PUMP-/ex Brainstorm, Marcus Jürgens.
Als Stilrichtung - und spätestens jetzt wird es richtig interessant - nennt die Band "Progressive Metal" für ihre Musik: Dabei werden unkonventionelle Wege gegangen; der Spaß an der Musik steckt in der Liebe zum Detail. Trotzdem bleiben Melodien nachvollziehbar und Refrains eingängig.
Das Album "Call Us The Number You Provide" besticht von der Aufmachung durch ein sehr aufwendiges und liebevoll gestaltetes Booklet, in dem neben einer ganzen Reihe Fotos der Bandmitglieder auch sämtliche Songtexte enthalten sind.
Allein mit der Musik kann ich nichts oder nicht viel anfangen. Okay, so etwas ist schnell von irgendwelchen "Meckerern" geschrieben, steht dann im Raum. Es bleibt die Frage, warum das so ist. Und da man zu Ende bringen sollte, womit man anfängt, will ich nun versuchen, meine Eindrücke anhand der Tracks näher zu erklären:
"So (Father)" erinnert in den Anfängen noch ganz entfernt ein wenig an Saga, ist aber wesentlich experimenteller. Dieser erste Eindruck verflüchtigt sich aber sehr bald. Getragen wird das Stück vorherrschend durch langgezogene Keyboardtöne, in die ab und an ein kräftiger Gitarrenrhythmus eingeflochten wird. Das Ganze klingt ein wenig mystisch. Der Gesang ist mir persönlich etwas zu zerfahren und der Aufbau eher zu kompliziert, infolgedessen wirkt das Stück nicht als Einheit.
"You Walk Away" besteht aus relativ komplizierten Gesangspassagen, die sich über etwas zu verzettelte Rhythmen und Gitarrenriffs legen. Ist mir zu verschachtelt um zu zünden. Dazwischen gibts Keyboardsequenzen, die wohl versuchen sollen, mehr Ruhe einzubringen. Die Musik wirkt verkrampft und der Sänger zu bemüht.
"My Own Life" fängt ähnlich an, experimentelle Rhythmik bestimmt das Stück, dazu gibt es recht halligen Gesang, fette Gitarrentöne und stellenweise fast überfallartige Breaks. Der Eindruck von Theatralik macht sich breit und es fehlt irgendwie die gewisse Einheit.
"Start Again" ist mit über 10 Minuten das längste Stück der CD. Es fängt im Grunde genauso an, wie "My Own Life" aufgehört hat. Ab ca. der zweiten Minute kommt dann unerwartet eine recht gefühlvolle Einlage, die mir gut gefällt. Bevor man sich allerdings richtig daran gewöhnt hat, plötzlich ein Schrei - und dann geht es mächtig konfus zur Sache. Ich finde, weniger ist manchmal bedeutend mehr. Durch zu viele musikalische Elemente und Verschachtelungen wirken infolgedessen die meisten Songs zu überladen, außerdem fehlt die Lockerheit. Dadurch reißt - zumindest für mich - schnell der "rote Faden" und macht es mir unmöglich, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Passagen wirklich zu erkennen.
"Deep Inside My Heart" fängt mit sanften Pianoklängen an, ist dabei verhalten und melodisch und kommt richtig gut. Na also, geht doch! Das Stück wirkt, gemessen an den anderen Tracks auf der CD, wie eine Verschnaufpause.
Schade nur, dass das einzige Stück auf der CD, dem ich wirklich vorbehaltlos etwas abgewinnen kann, gleichzeitig auch mit nur gut zwei Minuten Spielzeit das kürzeste ist
"I Will Stay" startet wieder mit kompromisslosen Gitarrenklängen und viel zu bemüht wirkendem Gesang, dann reißen abrupte Takt- und Rhythmuswechsel alles auseinander.
Für mich bedeutet Prägnanz einfach mehr Sparsamkeit beim Einsatz der Mittel, die Aussagekraft der Musik hängt entscheidend davon ab.
Nach "Save The Light" und "Such A Shame", Tracks, die sich nicht großartig von "I Will Stay" unterscheiden und irgendwie "gleich" klingen, wird "Nothing Left To Say (Unforgiven)" mit etwas konfusen Keyboardklängen eröffnet, dann kommt einmal mehr - wie könnte es auch anders sein - die alles zerschmetternde fette Gitarre. Das Unheil wird perfekt, als der Sänger sich ins Zeug legt. Ich meine damit nicht, dass er nicht singen kann - der Mann hat wirklich eine gute Stimme! Nur die Summe macht's - und bei der Masse der eingesetzten Komponenten artet die Musik vorübergehend in konfusen Krach aus! Ab und an gibt es dazwischen wieder verhaltenere Passagen, die mich noch mehr verwirren und das Desaster komplettieren.
Fazit:
Die Musik ist - zumindest für meine Rock und Bluesrock-gewohnten Ohren - zu überladen. Viel zu viele Komponenten, zu viele Breaks und Verschachtelungen verhindern, dass ich damit etwas anfangen kann. Ich hätte der Sache gewiss eher etwas abgewinnen können, wäre man sparsamer und eindeutiger mit dem verwendeten Material umgegangen. So aber fehlt oft eine klare, durchgehende Linie.
An dieser Stelle will ich fairer weise anmerken, dass die Scheibe möglicherweise bei mir "an der falschen Adresse" gelandet ist, wobei ich gerne auch einmal einen "Blick über den Tellerrand" riskiere - und dabei des Öfteren schon so manche musikalische Perle entdeckt habe.
Es mag Musikfreunde geben, die vielleicht gerade eine solche Mucke wie "Call Us The Number You Provide" bevorzugen. - die Geschmäcker sind ja (Gott sei Dank) verschieden.
Veröffentlichungstermin ist der 21.03.2005
Spielzeit: 55:22, Medium: CD, Escapi Music, 2005
1:So (Father) 2:You Walk Away 3:My Own Life 4:Start Again 5:Deep Inside My Heart 6:I Will Stay 7:Save The Light 8:Such A Shame 9:Nothing Left To Say (Unforgiven)
Peter Rodenbüsch, 10.03.2005