"Grell wird es dort zugehen! Grell und bunt."
Mit diesen Worten wurde uns die Schluff Jull
Show in Viersen von den lieben Kollegen schmackhaft gemacht
"Lasst also eure mit Runen bedruckten Metal-T-Shirts besser zu Hause!"
Wenn man nun entsprechend stilvoll in dunklem Shirt und Jackett dösig am Eingang rumsteht, kann es schon mal passieren, dass der ein oder andere Konzertbesucher einen selbst mit dem Veranstalter oder zumindest jemand "Offiziellem" verwechselt und um Erlaubnis zu Videoaufnahmen fragt - wir haben sie selbstredend gewährt.
Die Weihnachts-Schuff Jull-Shows im Viersener Marienheim haben eine lange Geschichte. Seit bereits 19 Jahren finden diese Happenings in den heimatlichen Gefilden der Band statt. Die Zuschauer kamen in Scharen, aber dorthin dieses mal auch zum letzten mal. Die Schließung steht unmittelbar bevor.
Die Band kündigte an, auf jeden Fall eine andere geeignete Auftrittsstätte zu finden.
 Ohne emotionale Bindung an das Marienheim fällt es uns wohl leichter zu sagen, dass dieser Plan so verkehrt nicht ist. Der Saal wirkte etwas kalt. Ein wenig Abhilfe verschaffte der mit bunten Tüchern psychedelisch gestaltete "Hippie-Himmel". Trotzdem ist handwarme Limo und das nicht viel kühlere Bier nicht jedermanns Geschmack.
Schon der Blick ins Publikum war die Reise nach Viersen wert. Die Deadheads erkannte man an ihrer multicoloralen Uniformierung.
Auch gab es eine recht hohe Anzahl kleiner Besucher, die sichtlich Spaß hatten - ob an der Darbietung der Schluff Julls oder an der Tatsache, mal so richtig lange aufbleiben zu dürfen, war nicht eindeutig zu erkennen.
Wem es noch nicht schrill genug zuging, hatte im Nebenraum die Gelegenheit sein Outfit auf den neuesten und buntesten Hippie-Standard zu bringen. Dort gab es das dafür nötige Zubehör sowie allerhand Accessoires zu kaufen. Aber auch Tonträger von Schluff Jull und der Mutter aller Jam-Bands, The Grateful Dead, wurden feilgeboten.
Auf ihrer Homepage baten Schluff Jull die Besucher, einigermaßen pünktlich zu erscheinen, denn sie wollten gegen 20:00 Uhr beginnen. Es wurde tatsächlich nur ein paar Minuten später, bis das Licht aus ging. Die ungefähr 200 - 250 Besucher erwartete über drei Stunden pure, gute und handgemachte Musik.
Schluff Jull bevölkerten in der Stammformation mit 9 Musikern die Bühne. Es gab zwei Gitarren, die Rhythmusfraktion mit Schlagzeug, Percussion und Bass, das Keyboard sowie zwei Saxophone und eine Trompete. Wir haben schon Shows gesehen, bei denen der Soundmann mit drei Instrumenten völlig überfordert war. Aber bei Schluff Jull ist das Gegenteil der Fall: Von der ersten Minute an klang die Band transparent und brillant. Die Jungs wussten wohl ganz genau, was sie an ihrem Tonmann haben, denn er wurde quasi mit der Band vorgestellt.
Bei Schluff Jull Shows trifft man viel nette Leute. Im ganzen Saal gab es nur "Good Vibrations". Besonders Olli war es ein Vergnügen, den Hans-Peter wieder zu treffen mit dem er vor Jahren einmal Hallenfußball gespielt hatte. Wie sich dann heraus stellte, verstärkte der bei zwei Stücken die Schluff Julls an der Blues Harp.
Sogar einige Mitglieder der deutschen "Southern Rock Mailing Liste" waren anwesend. Eines unserer Listenküken fand insbesondere an Hans-Peters Einlagen Gefallen und ließ es sich nicht nehmen, seinem Helden des Abends freudig die Hand zu schütteln.
Neben Hans-Peter griff zeitweilig noch ein dritter Gitarrist ins Geschehen ein und bereicherte die Musik mit virtuosen Läufen und perfektem Melodiefeeling.
 Insgesamt gab es alles, was sich ein Jam-Rocker so wünschen kann. Die Coverstücke entwickelten die gleiche Komplexität wie die Eigenkompositionen der Band. Einer der Songs in der Setlist was so frisch, dass er noch keinen Titel besaß, sondern einfach "Neue Ballade" genannt wurde. "Get up, stand up" haben wir erst am Text beim Ref erkannt, das klang in etwa wie eine Single, die man mit 33 rpm laufen lässt (zumindest die etwas älteren Leser werden verstehen, wovon wir hier reden ;-) )
Nach rund zwei Stunden Spielzeit wurde die Bühne in eine Art Jahrmarkt verwandelt - ein Jongleur mit fluoreszierenden Bällen zeigte auf der Bühne sein Können, anschließend wurden riesige Luftballons ins Publikum geworfen, das diese Spielzeuge dankbar aufnahm. Die Zwerge müssen ja trotz der späten Stunde irgendwie bei Laune gehalten werden, damit Mama und Papa noch ein bisschen länger Spaß haben können!
 Einige Besucher machten sich einen Spaß daraus, die Ballons auf die bunten Stoffbahnen des psychedelischen Himmels zu befördern. Andere versuchten dann mit kindlicher Freude, die Ballons von dort wieder hinunter zu bekommen. Natürlich unter Einsatz der anderen Ballons. Die Trefferquote war nicht besonders hoch. Aber dieses "Vertikal-Curling" passte zu der ausgelassenen Stimmung des Abends.
Ein Höhepunkt war das Cover des allerseits bekannten "Morning Dew". Wir erkannten den Song zwar auch erst beim Refrain, aber er bewies eine fantastische Durchschlagskraft. Und das, obwohl er als eine der Zugaben nach knapp drei Stunden angestimmt wurde.
Als junger Southern-Rocker ließ sich unser "Listenküken" kurz vor Schluss zu einem lauten "Freeeeebööörd"-Brüll hinreißen. Und wir staunten nicht schlecht, als dann der Riff der letzten Nummer ertönte. Er klang fast so wie der Hörerwunsch, aber es handelte sich um "Today's A Rainy Day". Gegen 23:30 Uhr war das Happening zu Ende und der letzte Schluff Jull Gig im Marienheim vorüber.
Damit ihr ggf. ein kleines Gefühl dafür bekommt, mit welchem Spaß und mit welcher Ausdauer Schluff Jull zur Sache gehen, hier die Set-List:
Jam In E(m) 
P. Man
Big Pink
Won't Be Your Fool
Right As Rain
Sweet Poze
Miles An' Miles
No Mistake
I Know You Rider
FOTD
Circlin' 'round a Sun
Eavesdropping
Hollow
Lovelight
Neue Ballade
No Matter Of Age 
The Well
61 Roadsong
Highway 61
On The Edge
Dreams
Drums
Ghostdance
Encore
Morning Dew
Left Bank Blues
Today's A Rainy Day
Als Beweis für die Anwesenheit von mindesten 4 Southern-Rockern bei einer Schluff Jull Show seht ihr auf letzten Bild von links nach rechts:
Janos, Ella, Werner und Olli "Wahn" Wirtz.
Schluff Jull - Marienheim - Viersen
Ella und Olli "Wahn" Wirtz, 19.12.2004,
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