Schwarzbrenner / 16.09.2011, art.gerecht, Berlin
art.gerecht Schwarzbrenner
Art.gerecht, Berlin
16. September 2011
Konzertbericht
Stil: Blues Rock


Artikel vom 23.09.2011


Matthias Ziegert
Schwarzbrenner - das ist deutscher Blues Rock. Deutschsprachiger Blues assoziiert bei mir normalerweise Namen wie Engerling, Monokel, Jürgen Kerth oder Hansi Biebl. Das änderte sich schlagartig, als mir vor einiger Zeit die Doppel-CD "Stadt am Abend" von Schwarzbrenner ins Haus gebracht wurde.
Der Name der 1995 in Düsseldorf gegründeten Formation bezieht sich auf eine alte Tradition am Niederrhein. Und vom Niederrhein zog es die Band am Samstag an die Spree. Es ist bereits ihr zweiter Besuch in der Stadt jenes Mannes, dem sie mit ihrer Musik ein Denkmal gesetzt haben: Schwarzbrenner verwendet fast ausschließlich 100 Jahre alte Texte des expressionistischen Dichters Georg Heym (1887 - 1912), kombiniert mit modernem Blues, und gehört damit zweifelsohne zu den außergewöhnlichsten Bands der deutschen Blues- und Rockszene.
Die Gruppe, die normalerweise in der klassischen Dreierbesetzung spielt, hatte sich 'verschlankt' und bot dem Berliner Publikum im akustischen Duoformat das Programm "Stadt am Abend". Wolfgang Becker (voc, g) und Christoph Keisers (Cajon) spielten sich in dem fast zweistündigen Konzert durch die 16-jährige Bandgeschichte, während der man inzwischen fünf CDs veröffentlicht hat. 2010 folgten dann das Konzeptalbum "Stadt am Abend" als Anthologie und die Maxi-CD "Rhein-Ruhr/Niederrhein".
Letztere ist eine Hommage der Band an die Heimatregion mit Texten von Frontmann Wolfgang Becker. Los ging es mit "Juninacht". Thematisch zog sich die Tageszeit, in der sich die Dunkelheit langsam über die Stadt legt, wie ein roter Faden durch das Programm. Heym beschreibt mit düsteren, teils beklemmenden Bildern die abendliche Stimmung in der Stadt, zeichnet Landschaften und erzählt Geschichten von Liebe und Leid, wie in "Tod der Liebenden im Meer" oder in "Die blinden Frauen".
»Mehrheitlich geht es in den Stücken um das Thema Vergänglichkeit, welche uns zeitlebens begleitet«, so die erklärenden Worte Beckers. Becker selbst anerkennt, dass die Schwarzbrenner-Musik ungewöhnlich ist und es bei manch einem Zuhörer mehrerer Anläufe bedarf, um Zugang zu ihr zu finden. Beeindruckend war, wie die mit markanter Stimme vorgetragenen Texte mit den stimmungsvollen Melodien regelrecht verwuchsen. Dabei reichte die Palette von betont langsamen Balladen über rockigere Stücke bis hin zu klassischen Bluesnummern, wie "Gott der Stadt" - ein Song, den Becker dem anwesenden Musikerkollegen Olli Becker (Speiche's Monokel Bluesband, Jessica) widmete. Ganz zum Abschluss gab es mit "Wüste der Einsamkeit" noch eine 'Welturaufführung'. Natürlich ließ man Schwarzbrenner nicht so ohne Weiters gehen. Als Zugabe gab es schließlich noch den Titel "Staubwolken" von der 2001 veröffentlichten CD "Himmelfahrt".
Die Düsseldorfer boten dem durchaus fachkundigen Publikum im art.gerecht - anwesend waren u.a. Vertreter von rockradio.de, deutsche-mugge.de, alex auf 88,4 - einen Abend lang Ohrenschmaus mit Musik, die weniger zum Rocken, als zum Abschalten und Zuhören geeignet war - handgemachten Blues Rock mit anspruchsvollen Texten.
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