Screaming Headless Torsos / Code Red
Code Red Spielzeit: 52:09
Medium: CD
Label: Revolver Distribution Services, 2014
Stil: Jazz Rock/Fusion

Review vom 29.09.2014


Ulli Heiser
Was für ein Kracher! Der Titelsong "Code Red" behandelt mit wenigen Worten wie es ist, wenn man als Soldat nachts im Bett liegt, von posttraumatischen Alpträumen geplagt ist, die sich um den Alarm vorm Einsatz drehen. Sind es der Worte wenig, so wird ansonsten aus vollen Rohren geschossen. Während der Soldat mit erkennbar leidender, aber trotzdem harter Stimme von den Sirenen spricht, schießt die Band eine Salve nach der anderen ab. Böse und brutale metallische Riffs in Verbindung mit hingerotzten »Code Red«-Rufen, wie sie der härteste Drill Instructor im wirklichen Leben schwerlich hinbekommen würde.
Ganz anders präsentiert sich "Brooce Swayne", das vokal und auch rhythmisch stellenweise an eine harte Prince-Nummer gemahnt. Wenn bei diesem stets auch harte Gitarren zu hören waren, so ist die Spielweise David Fiuczynskis doch um einiges schneidender und ausufernder. David, seines Zeichen Professor für Gitarre am Berklee Institut of Music, beschreibt sich selbst als »a jazz-musician who doesn't want to play just jazz«. Seine Gitarren sind i. d. R. Doppelhalsgitarren, von denen eine bundlos ist.
David Fiuczynskis ist mit der Jazzsängerin Lian Amber verheiratet, wurde vom California Institute of the Arts für einen Genius Award in the Arts nominiert, mit einem Guggenheim-Stipendium geehrt, nahm an vielen Jazz-Festivals teil, spielte bereits auf über 100 Platten mit und stand mit Leuten wie Cuong Vu, Hiromi Uehara, Rudresh Mahanthappa, Jack DeJohnette, John Zorn, Stewart Copeland (u. a. Police), Muhal Richard Abrams, Freak Power, Scritti Politti, Cindy Blackman, Charles & Eddie, Franz Koglmann, Ronald Shannon Jackson, Vernon Reid, Victor Bailey, Steve Coleman, Jazz Passengers, Jack Walrath, Frank London, Billy Hart, Don Pullen, Gongzilla, John Medeski oder Bernie Worrell (Parliament/Funkadelic, Talking Heads) auf der Bühne.
Letzterer, der 'Wizard Of Woo', ist als Gast auch auf "Code Red" vertreten und bringt eine quirlige Portion Funk ins Geschehen. Überhaupt, die Stile... Wenn ein Großteil der oben Genannten auch in Richtung Jazz zeigt, so ist die Mischung auf dem sechsten Album der Band doch um einiges reicher. Rock, Funk, Soul und auch etwas Experimentelles liegt stets in der Luft. Da hat das Musician Magazine recht, als es 1996 die Screaming Headless Torsos zu einer der Topbands wählte, meinte: »...brilliantly blending jazz know-how with a love for heavy riffs«.
Zu begeistern weiß auch Sänger Freedom Bremner, der seine wandelbare, aber im Grunde soulige Stimme dem jeweiligen Umfeld perfekt anpasst. Die am meisten in Richtung Jazz schielenden Stücke sind die ruhigeren und legen sich bei mir in die Gehirnecke, in der auch einige der alten, jazzigen Nummern Stevie Wonders (aus der "Innervisions"- sowie "Songs In The Key Of Life"-Phase) und Rupert Hines liegen. In den forscheren Tracks zwinkert oft Meister Zappa und auch zum Trio Medeski Martin & Wood sind es keine große Entfernungen. Dominiert wird das allerdings stets durch die Arbeit von Professor Fiuczynski, der mit seinen Torsos für eine klare Erkennbarkeit sorgt.

"Code Red" ist kein einfaches Album für den Rocker und kein akademisches für den Jazzer. Das macht es unterm Strich aber zu einem interessanten und guten Album.
Line-up:
David Fiuczynski (guitars)
Freedom Bremner (vocals)
Daniel Sadownick (percussion)
David 'DJ' Ginyard (bass)
Gene Lake (drums)
Skoota Warner (drums)

Additional musicians:
Jimmy Valentine (guitar solo, additional rhythm guitar - #2)
Chevy Chevis & Tania Jones (additional background vocals - #2)
Akie Bermiss (additional keyboards - #3)
Bernie Worrell aka 'The Wizard Of Woo' (Hohner D-6 clavinet, Arp and Moog synth - #3)
Casey Benjamin (vocoder leads - #7)
Chri Fisher (vocoder choir and keyboards - #7)
Tracklist
01:Code Red (3:23)
02:Brooce Swayne (3:39)
03:Wizard Of Woo (3:45)
04:Field O Light (3:45)
05:With You (4:15)
06:Fried Tongue (5:30)
07:Sideways (1:59)
08:Running Black Water (7:24)
09:Almond Pear In Love (6:08)
10:Dead Cristmas Trees (5:10)
11:My Reasons For Silence (7:32)
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