Seven That Spells / Superautobahn
Superautobahn Spielzeit: 43:35
Medium: LP
Label: Sulatron Records (Cargo Records), 2015
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 07.10.2015


Markus Kerren
Hmm, der Rezensent reibt sich beim Studieren des Infoblattes etwas verwundert die Augen. Dauert in Kroatien etwa alles ein bisschen länger oder haben wir es hier vielleicht mit einer Wiederveröffentlichung bzw. gar verschollenen Aufnahmen zu tun? Wirklich feststellbar ist eigentlich nichts, aber (und nochmal wandern die Augen) dennoch steht da klar erkennbar im Promo-Zettel »Recorded in 2007«. Nun gut, an solchen Kleinigkeiten wollen wir uns nun wirklich nicht aufhalten, vielmehr sei erwähnt, dass es die Band Seven That Spells bereits seit dem Jahr 2003 gibt. Es gab seither unheimlich viele (laut Info über 60) Line-ups, die einzige Konstante seit Beginn ist der Gitarrist Niko Potocnjak. Das vorliegende Werk wurde jedenfalls als Sextett aufgenommen und macht mal richtig Dampf.
Lediglich drei Songs werden auf "Superautobahn" präsentiert, die dafür aber mit jeweils langen Spielzeiten aufwarten können. So beginnt "The Wall" die Scheibe umgehend mit einem treibenden Schlagzeug-Rhythmus sowie wortlosen Gesängen, bevor der Rest der Band einsteigt und den Hörer in einen wahren Strudel aus flirrenden Synthie-Sounds, hämmerndem Beat und abgefahrenen Gitarren mitreißt. Eine der beiden Sechssaitigen fackelt auch gar nicht lange herum, bevor sie sich in einen wahren Rausch aus Rückkopplungen - immer im Verbund mit durchaus vorhandenen Melodien - begibt. Die knapp dreiviertelstündige Reise durch Raum und Zeit beginnt dann auch genau hier und lässt bis zum Ende keine Sekunde mehr locker.
Instrumentaler Psychedelic Rock der abgefahrenen Sorte, so wie der Kenner und Liebhaber von Sulatron Records es kennt und liebt. Interessant bei diesem ersten Track ist die Tatsache, dass sich die Band über die gesamten knapp elf Minuten an einem einzigen Riff festhält, völlig losgelöst darüber improvisiert und das Ganze dann trotzdem (oder gerade deshalb?) nie langweilig wird. Letzten Endes ist so was sicher auch eine Kunst, wenn auch nicht jeder Musikliebhaber etwas damit anfangen können wird. Der Song steigert sich mit laufender Spielzeit immer mehr, wird immer intensiver und lässt mich am Schluss erst mal etwas ausgepumpt (aber auch sehr gespannt darauf, wie es weitergehen wird) zurück.
Genau so geht es mir mit "The Pyramid", das sich ebenfalls nicht zweimal bitten lässt und von Beginn an Power und Druck macht. Erneut sind die Drums sehr dominant, es zirpt und der Bass massiert die Magenwände gewaltig. Diese Kroaten von Seven That Spells sind abgefahren, das muss man ihnen zweifellos zugestehen. Wer weiß, wie viel Slivovitz oder andere Stimmungsbeschleuniger da durch die Adern geflossen sind, fest steht aber soviel, dass dieses Material den Anfang des Untergangs bedeutet, falls man sich willenlos fallen lässt und keine innere Resistenz gegen den gebotenen Wahnsinn zur Verfügung hat. In anderen Worten: Hochexplosiv, mitreißend und... ja, wie schon erwähnt...intensiv.
Schließlich folgt das Sahnestück, fast 22 Minuten "The Colossus", das - sanft aufgebaut - erst ganz allmählich Fahrt aufnimmt. Wieder sind hier wortlose Gesangsspuren im Spiel, die die Szenerie nur noch unheimlicher machen. Es wäre vermessen zu sagen, dass dieses Stück andere Anreize als die vorherigen bietet, aber es wäre genauso dilettantisch, keinen Sinn in dem angebotenen Nihilismus zu erkennen.
Fakt ist, dass Seven That Spells auf dieser Scheibe keinen Sinn für schmerztrunkene Langzeitepen oder philosophische Vorhersagungen hat. Auf "Superautobahn" wird abgefahrener, instrumentaler Psychedelic Rock präsentiert, der nicht so eben nebenbei konsumierbar ist. Selbst wenn man sich darauf einlässt bzw. einlassen will, wird man von der schieren Wucht dieser kroatischen Band teilweise platt gemacht. Definitiv gut, definitiv ein Trip! Ein Trip, aber auch ein Tipp für die Freunde des härteren Psychedelic Rock.
Und - nur so ganz am Rande - welcher (heterosexuelle) Mann ist nicht gewillt, die Autobahn auf dem Albumcover bis zu ihrem verführerischen Ende zu fahren?
Line-up:
Bruno Motik (drums)
Narantxa (bass)
Kawabata Makoto (guitars)
Lovro Zlopasa (saxophone)
Michael Ramey (piano, vocals)
Niko Potocnjak (guitars)
Tracklist
Side 1:
01:The Wall (10:45)
02:The Pyramid (11:00)

Side 2:
01:The Colossus (21:43)
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