Shaking Godspeed / Hoera & Awe
Hoera And Awe Spielzeit: 34:56 (CD1), 42:50 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Drakkar Entertainment, 2013
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 06.02.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Hurra, "Hoera" ist da! Die fleißigen Niederländer, erst seit zirka zweieinhalb Jahren aktiv, werfen ihr neues Album gleich mit dem Vorgänger "Awe" als Special Edition auf den Markt. Das Coverbild des schweißtreibend-psychedelischen Doppeldeckers ist nur ein Blättchen. Dahinter befindet sich kein Booklet, sondern ein zusammengefaltetes, beidseitig bedrucktes Poster mit den wichtigsten Angaben zu beiden Platten, wobei klanglich Eroc auch seine Finger im Spiel hatte. Alle Songs stammen aus der Ideenschmiede von Wout Kemkens. Bei einigen Tracks hat er zusammen mit seinen Bandmates Paul Diersen beziehungsweise Maarten Rischen komponiert.
Shaking Godspeed rockt, ist schräg, laut, heftig, spielt Musik, die ohne Einschränkung als auditive Droge verabreicht werden kann, schert sich einen Dreck um irgendwelche musikalischen Vorfahren, die man der Gruppe vielleicht ans Revers heften möchte und nach gerade einmal fünfunddreißig Minuten ist die psychedelische Erscheinung vorbei. So rockt die Band frei nach ihrem eigenen Motto: »If you want to be as cool as your heroes, don't be like them.«
That's Rock'n'Roll bei Shaking Godspeed ... kurz und schnell, aber mit Depotwirkung. Die elf "Hoera"-Songs fliegen nicht nichtssagend an einem vorbei, sondern verfügen über einen Klebeeffekt, den man nicht vielen Bands aus dieser Sparte nachsagen kann. Bodenhaftung oder Erdung haben die zum Teil unter der drei Minuten Grenze angesiedelten Nummern durch den Blues, der hier in der Rolle eines verdeckten Ermittlers auftaucht. Ansonsten geht es fast immer, wie an einer Linie gezogen, in Richtung Space.
Shaking Godspeed liefern hypnotisch-universale Riffs mit treibenden Beats, einem Bass, der nur geradeaus pumpt und Gesang, der oft mit Effekten angereichert wird. Entspannung scheint für das niederländische Trio eine Unbekannte zu sein. Trotzdem gibt es hier und da Atempausen: "Without" darf man dann doch als eine Art Ballade bezeichnen.
Nicht nur die hochoktanig-verzerrte Gitarre fetzt einem um die Ohren. Paul Diersen setzt auch die Orgel mit Retrosound ein. So etwas kommt enorm gut rüber und der Gesang ist genauso emotional, wie der psychedelische Rock, den die Band mit Vehemenz rüberbringt. Logisch, dass es bei Shaking Godspeed auch gespenstisch zugehen muss ... "The Ghouls Have Come" ... es klingt, als würden die Saiten der Gitarre mit dem Bottleneck bearbeitet werden ... es entstehen ganz eigentümlich-mystische Sounds. Zwischendrin kommen die Klänge wie aus dem Nirgendwo. Der Dreier bewegt sich jetzt, im Vergleich zum ansonsten gebotenen Tempo in Richtung absoluter Nullpunkt. Die Band kann aber noch kürzer. Unter zwei Minuten wird im Rausschmeißer "Scratch Your Name In Our Skin" eine markante Mischung aus Blues, Rock'n'Roll und Punk geboten. Das aktuelle Album "Hoera" überzeugt den Anhänger des psychedelischen Rock.
Der Vorgänger "Awe" erschien 2010 und diese Platte macht nur eines ... sie untermauert die Qualitäten des niederländischen Trios. Wobei hier die Attribute des Blues doch etwas deutlicher zum Vorschein kommen und es nachvollziehbar wird, wie begeistert die Presse beim Erscheinen dieser Scheibe über diese geschrieben hat.
Auch hier spielen sich Paul Diersen, Wout Kemkens und Maarten Rischen die Finger wund. Grundsätzlich, im Vergleich zu "Hoera" mit einer wohltemperierten Härte und das Bottleneck kommt wesentlich häufiger zum Einsatz. Auf ihre Art und Weise können beide Platten beim Hörer punkten.
Bei einem Lied weniger und einer längeren Spielzeit kommt es dann tatsächlich doch zu einem Longtrack mit dem Titel "People Wait, People Listen". Bass und Drums legen einen Fußwippen-Groove hin und dazu serviert die Gitarre Riffs aus den Sechzigerjahren. Der in die Musik eingebettete Gesang ist phasenweise effektvoll verfremdet und mit einigen atmosphärischen Veränderungen hält Shaking Godspeed den Hörer auch über eine längere Distanz vor den Lautsprechern. Mittendrin fällt das Tempo sozusagen in sich zusammen und es kommt zu einer Orgie an Klangkaskaden, aus denen sich ein infernalisches Ende entwickelt. Bei dem Trio muss man immer auf der Hut sein, denn es sorgt für so manche Überraschung. Hammer!
Übergangslos moduliert die Orgel am Anfang von "Don't Have Time". Die drei Musiker sind echte Könner auf ihren Instrumenten. Zu hymnenhaftem Chorgesang im Refrain slidet die Gitarre und es lebe der Blues Rock. "Alive And Swell" ist vom Arrangement her nicht mit einem Jimi Hendrix-Song zu vergleichen, aber zu Beginn erinnert man sich beim Sound des Sechssaiters gerne an den Ausnahmegitarristen. Ansonsten hat die Gitarre eine fast schon jazzige Ausrichtung wie bei Mörglbl. "Lately" groovt durch die Grachten.
Man findet einfach kein Sandkorn im Getriebe der beiden Platten. "Hoera & Awe" ist ein Doppelpack, mit dem der Shaking Godspeed-Fankreis definitiv einen größeren Radius bekommt. Die Band muss man gehört haben! Hut ab!
Line-up:
Paul Diersen (vocals, organ, bass)
Wout Kemkens (guitar, vocals)
Maarten Rischen (drums)
Tracklist
CD 1: Hoera
01:I Wonder (3:19)
02:Hoera (3:28)
03:French Girls (2:53)
04:Season's Over (2:58)
05:Jesus (4:07)
06:Gong Gong (3:34)
07:Without (2:15)
08:Promise (3:35)
09:With (2:41)
10:The Ghouls Have Come (4:10)
11:Scratch Your Name In Our Skin (1:57)
CD 2: Awe
01:Godspeed (3:20)
02:X-Ray Eyes (2:55)
03:We're Under Attack, So I've Heard (2:07)
04:High Hopes/High Times (5:46)
05:People Wait, People Listen (7:45)
06:Don't Have Time (4:57)
07:Alive And Swell (3:52)
08:Lately (4:42)
09:Day At The Office (2:29)
10:In Public (5:22)
Externe Links: