Sheba The Mississippi Queen / Butter On My Rolls
Butter On My Rolls Spielzeit: 64:28
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Blues

Review vom 27.11.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Martha Booker aka Sheba The Mississippi Queen verbrachte die ersten Jahre ihres Lebens dort, wo man in so vielen Geschichten den Ursprung des Blues ansiedelt ... auf den Feldern und in der Kirche. Sheba kommt aus dem berühmten Delta. Sie und ihre Familie waren Farmpächter, die den größten Teil ihre Ernte als Lohn abgeben musste. Ihre Mutter verließ die Familie in Richtung Florida, nur um die Kinder später zu sich zu holen.
Viel veränderte sich für Sheba allerdings nicht, denn die harte Arbeit auf dem Feld/den Plantagen ging weiter und wie sie in ihrer Biografie selbst schreibt »singing helped us make it through the day.« Ihre erste Gruppe nannte sie The Grove Girls und einige Jahre später war man wieder unterwegs. Dieses Mal von Homestead nach Miami.
Dort lernte sie den Musiker Freddie Nelson kennen und mit ihm zusammen gründete sie, dann in New York lebend, die Gruppe The Swingers. Mit einer der Big Bands aus der Metropole wurden die ersten Studioaufnahmen gemacht und man trat in vielen Clubs der Stadt auf. Die Beziehung zu Freddie Nelson entwickelte sich für Sheba so wie es die von Ike Turner für Tina Turner war. Wieder zurück in Miami war des der Keyboarder Yosiah Israel mit dem sie gemeinsam Musik machte. Sein Name taucht übrigens häufiger in den Credits zu den dreizehn Songs von "Butter On My Rolls" auf. Mit dem Tastenmann verschrieb man sich eher dem Jazz und nach der Trennung von Yosiah Israel sang sie schließlich in der Wild Rod Moore Blues Band.
Abermals wurde eine neue Combo geründet und Sheba And The Rhythm Kings tourten kreuz und quer durch Florida. Fünf Jahre danach löste sich auch diese Formation auf. The Soul Kings war dann endlich die Band, mit der es eine erfolgreichere Zukunft geben sollte. Wenn man so will, reflektiert "Butter On My Rolls" Sheba The Mississippi Queens Leben in allen Blues-Facetten, die man sich vorstellen kann. Mit den im Line-up aufgeführten Musikern hat sie eine beachtlich gute Band hinter sich. In den gut vierundsechzig Minuten Gesamtspielzeit serviert uns Sheba einen 12-Takter, der als echte Überraschung zu bewerten ist.
Im Zusammenhang mit ihrer tollen Stimme darf man ohne Übertreibung zum Beispiel ruhig eine Verbindung zu Etta James knüpfen. R&B, Soul, Gospel, Funk und Jazz sind Stile, in denen Sheba The Mississippi Queen eine gesangliche Heimat hat und den Hörer voll überzeugt. Bemerkenswert ist, dass die sie begleitenden Musiker ebenfalls über hervorragende Qualitäten verfügen. Alle Songs wurden von ihr beziehungsweise im Team mit einigen anderen Künstlern komponiert.
"Blues In My Soul" ist autobiografisch. Hier lässt die Protagonistin, nur von der akustischen Slidegitarre begleitet, ihr gesamtes Leben Revue passieren. Dieses sehr persönliche Stück ist nur eines der Highlights auf den Scheibe. "Blues In My Soul" ist toller Delta Blues. Trotz der vielen Wirrungen in ihrem Werdegang gibt es auch viele fröhliche Momente. Shebas Blues ist nicht nur von Trauer oder Melancholie geprägt.
Im Gegensatz dazu hat die Sängerin aber auch so einige Hinhörer mit fast schon orchestraler Bläserabteilung auf dem Schirm. Auch in der großformatigen Anlage ist Sheba brillant. Hier gibt es keine Durchhänger. "Can't Help Lovin' My Man" ist eine Ballade mit hohem Zeitwert, nicht nur wegen der Länge des Tracks. Diese Nummer repräsentiert mit nicht überfrachteten Streicherklängen den Soul der Fünfzigerjahre. Super! Keine Sorge, mit Uptempo-Liedern kann man auch dienen. Da wäre gleich nach der hinreißenden Ballade zum Beispiel "Oh So Good", in dem die Gitarren, auch vom Bottleneck angetrieben, brillieren wie glänzende Diamanten.
Beim funkigen "Hey Girlfriend" wird die Tanzfläche bevölkert und für die folgende Groove-Nummer "Ms Good-n-Plenty" verweilt man gleich dort. Ganz klar, Sheba The Mississippi Queen ist eine echte Überraschung. "Butter On My Rolls" bietet Vielfalt und die bewegt sich auch noch auf hohem Niveau. Hier kann man sich quasi bedenkenlos austoben oder mit gespitzten Ohren gehaltvollen Blues genießen.
Line-up:
Sheba Beck (vocals)
George 'Chocolate' Perry (strings, bass, drums, horns)
Michael 'The Dog' Gauthier (keyboards, strings, horns)
Warren 'Roach' Thompson (guitar)
Chuck Juntzman (slide guitar)
Tracklist
01:Dance Jump (3:17)
02:Real Good Woman (6:22)
03:Big Man (4:03)
04:Can't Help Lovin' My Man (6:14)
05:Oh So Good (3:12)
06:Pourin' Rain (4:08)
07:Blues Of My Soul (7:05)
08:Butter On My Rolls (3:47)
09:Tell Me Why (5:44)
10:Don't Say Goodbye (5:54)
11:Hey Girlfriend (5:02)
12:Ms Good-n-Plenty (3:32)
13:Good Good Lovin' (6:01)
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