Silvertrane / Same
Silvertrane
Italien ist Weltmeister - nein, nicht nur bei der Schiebung von Fußballspielen, sondern auch in der neuesten Sportart Southern-Blues-Rock-Jam, die aber von den allermeisten Tifosi verschmäht wird.
Das ist mehr als schade, denn nach W.I.N.D. und Voodoo Lake - deren genialer Keyboarder Maurizio Spandre auch hier zaubern darf - haben auch Silvertrane mit ihrem selbstbetilten Debüt-Album den Musik-Olymp (pardon, den Ätna) erklommen.
Weitere Verbindungen mit Voodoo Lake gibt es zuhauf: Die CD wurde in den Turiner Bottleneck Studios von Simone Ubezio aufgenommen, der zugleich für Produktion, Mix und Ton verantwortlich ist - und was für Töne das sind. Neben dem bereits erwähnten, voll überzeugenden Amalgam gibt es hier noch reichlich jazzige Einflüsse, die aber den gemeinen Fan überhaupt nicht überfordern.
Der bestimmende Musiker der Gruppe ist Dave Moretti, der sich wie eine heisere Ausgabe von Warren Haynes anhört und wild wie John Popper Mundharmonika spielt. Jedoch merkt man bereits dem Slide-feurigen Opener "Far Away" an, dass wir keine One-Man-Show erleben werden:
Soli von Bass, Drums und Keyboard folgen aufeinander. Jam vom Allerfeinsten darf man auch beim locker-flockigen, swingenden "Where Dies The Sun" hören.
Das erste, hervorragend arrangierte, jazzige Stück ist "Calista", auf dem es eine wunderschöne Saxophon-Einlage von Gast Matteo Ricciardi zu hören gibt. In die gleiche Kerbe schlägt "Lazy Bitch" - zum heißen Sommer wäre "Lazy Beach" passender - mit einer gewissen Steely Dan-Reminiszenz (Stichwort: laid-back Jazz-Pop-Rock).
Auch die restlichen Nummern - wie z. B. die Über-Ballade "Trouble" (ohne Double) oder der Boogie "My Dark & Lady Light", inkl. "Train Train"-Memorial-Harp-Intro und mit Giulia Coluzzi (die nächste Voodoo Lake-Connection) als Leadsängerin- überzeugen vollends.
Silvertrane haben somit bereits mit ihrem Debüt eine Pflichtscheibe für die Fans der kleinen Southern-Blues-Jam-Fraktion eingespielt. Wer auf gut durchdachte Arrangements, tolle Instrumentierung und trotz aller Vorbilder auf originelle Musik steht, wird hier bestimmt nicht enttäuscht.
Bella Italia ist Weltmeister - so oder so!


Spielzeit: 40:51, Medium: CD, Eigenproduktion, 2005, Rock
1:Far Away (5:10) 2:Silently (04:04) 3:Calista (03:59) 4:Another Star (05:42) 5:Lazy Bitch (06:05) 6:Where Dies The Sun (04:30) 7:Trouble (06:46) 8: My Dark & Lady Light (04:29)
Janos Wolfart, 02.08.2006