Sloppy Joe's / Same
Same Spielzeit: 24:01
Medium: EP
Label: Toolboxx Records/Believe Digital, 2013
Stil: Glam-, Hard Rock

Review vom 27.12.2013


Steve Braun
Ein 'Sloppy Joe' ist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ein überaus zweifelhaftes nordamerikanisches Sättigungsmittel (das Wort 'Nahrung' möchte ich in diesem Zusammenhang ganz bewusst außen vor lassen). Eine Art Sauce Bolognese auf einer Zelluloseschnitte wie man sie vom kaum minder fragwürdigen Hamburger kennt, ist sicherlich nicht der Gipfel aller kulinarischen Genüsse, steht aber wohl für ein aktuelles Lebensgefühl: Spaß haben und währenddessen irgendwie satt werden.
'Spaß' ist das Stichwort, auf das ich jetzt ungelenk-mühsam hingearbeitet habe, denn ein quirliges Spaß-Trio aus Hamburg stellt sich uns heute vor. Wenn man Sloppy Joe's gleichnamige EP so anhört, kann man sich lebhaft vorstellen, in welcher gnadenlosen Weise die Jungs bei Clubkonzerten die Hütte abfackeln. Bei diesem Hard Rock mit deutlicher Glam-Note aus den Siebzigern dürfte kein Auge trocken und kein Nacken ungeschüttelt bleiben!
Für ihre erste Veröffentlichung hat sich Sloppy Joe's sechs Discohits aus den Heydays des Genres (Opa Ilja lässt grüßen) rausgesucht und reichlich heavy- und hardrockig verwurstet. Hundertprozentig klar, dass dieses Konzept vor allem live ein Knaller ist, denn diese Mucke bringt die Leute garantiert auf die Kneipentische und lädt zum fröhlichen Mitgrölen ein.
Gleich mit Billy Oceans schmierigem Disco-Gassenhauer "Love Really Hurts Without You" von 1976 wird mit sägenden, teils gedoppelten Gitarren und ungestüm polternder Rhythmusfraktion der Schleim aus der ollen Rille geblasen. Extrem cool kommt Don Williams' 1977er Hitparadenstürmer "Some Broken Hearts Never Mend" daher, der zunächst mit sehr traditionellem Country beginnt, um ziemlich fix zu einem prügelnden Glamrocker zu mutieren.
Kaum wiederzuerkennen ist George Bensons schmalziger Pophit von 1985, "Nothing's Gonna Change My Love For You". Und während Schorsch mal kurz den Beutel wechselt, hauen Sloppy Joe's respektlos und zackig auf den Haufen. Das klingt allerdings doch ziemlich arg nach den Leningrad Cowboys... und richtig - die beiden folgenden Nummern hatten die ebenfalls SEHR erfolgreich gecovert. "These Boots Are Made For Walking" (»Namm-namm-namm-namm...«) und die Tom Jones-Schnulze "Delilah" zählten früher zu den Höhepunkten von deren Liveshows und auch die Hamburger liefern überzeugende Versionen ab!
Den Schlusspunkt setzt "Hot Stuff" von Disco-Queen Donna Summer, seit diesem Jahr posthum in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen. Mit Sloppy Joe's Interpretation wäre dieser Treppenwitz der Musikgeschichte allerdings zu rechtfertigen gewesen. Doch wird in dieser hardrockigen Spielweise deutlich, wie sehr sich "Hot Stuff" und I Was Made For Lovin' You ähneln. Wer seinerzeit von einander abgeschrieben hat, lässt sich kaum noch nachvollziehen - beide Titel erschienen im gleichen Jahr (1979).
Besonders originell mag das Konzept vielleicht nicht sein, aber immer wieder gut. "Sloppy Joe's" macht tierisch Spaß, und ob die Hamburger etwas anderes im Sinn hatten, ist eher unwahrscheinlich. Das kesselt, mehr davon! Spontan fallen mir solche Knalltüten wie "Under The Moon Of Love" (Showaddywaddy), "Tiger Feet" (Mud) oder für ganz Hartgesottene "Sugar Baby Love" »Uh-wapp-tschuwei« (The Rubettes) ein... Also: Haut rinne, Jungs!!!
Line-up:
Jesse Garon (lead vocals, guitars)
Johnny Angel (bass, background vocals)
Pätzy Dävey (drums, backgroundvocals)
Tracklist
01:Love Really Hurts Without You (4:00)
02:Some Broken Hearts Never Mend(3:34)
03:Nothing's Can Change My Love For You (4:05)
04:These Boots Are Made For Walking (4:39)
05:Delilah (3:01)
06:Hot Stuff (4:42)
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