Sly & The Family Stone / The Woodstock Experience
The Woodstock Experience Spielzeit: 41:44 (CD 1), 50:20 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Sony/Legacy, 2009 (1969)
Stil: Soul/Funk


Review vom 12.08.2009


Wolfgang Giese
Sly & The Family Stone, eine Gruppe, die in der Regel in einem Atemzug mit einem Stück genannt wird: "Dance To The Music"! Diese Nummer erschien gut ein Jahr vor "Stand". Auch darauf ist mit "Everyday People" ein Hit enthalten.
Same Die Band etablierte sich im Jahre 1967 und stellte damals bereits eine Besonderheit dar, war sie doch gemischt, was die Hautfarbe der Musiker anging. Damals sicher ein positives Zeichen von Integration.
Auch musikalisch wurde integriert, es war eigentlich kein reiner Soul, kein reiner R'n'B, auch Rock und Psychedelic mischten gewaltig mit. Der Durchbruch dieser ungewöhnlichen Mischung kam mit dem vierten Album, "Stand" - einer Platte, die sich in den Charts behaupten konnte. In der Tat war die Musik mittlerweile auch zur höchsten Reife gelangt, so dass neben "Stand" auch das Nachfolgealbum "There's A Riot Goin' On" sicher zu den besten der Band zählt.
Alle Titel stammen von Sly Stewart. Im zweiten Song, "Don't Call Me Nigger, Whitey" wird mit energisch eingesetzter Wah Wah-Gitarre gleich ein klares Statement vorgetragen. Doch, musikalisch gesehen, wird bei "I Want To Take You Higher" noch eine Schippe Energie draufgelegt. »Boom shaka-laka-laka Boom shaka-laka-laka«", sicher kennen das einige, das 'Markenzeichen' dieses druckvollen Stückes mit dem Trompetensolo.
Bei dem etwas ruhigeren "Sing A Simple Song" hat sich Miles Davis eindeutig bedient. Man vergleiche bloß einmal das Riff des Songs mit dem Davis'-Titel "Right Off" aus den "Jack Johnson-Sessions"! Davis soll die Musik der Band ohnehin verehrt haben.
Highlight ist das 13:48 lange "Sex Machine", ein anderes Stück als das von James Brown, doch nicht minder funky! Ein wunderbarer Jam Track, an psychedelische Momente der Temptations erinnernd, wieder mit reichlich Wah Wah-Sounds, und Solobeiträgen der Bandmitglieder.
Nun zur Bonus-CD, das, worauf wir eigentlich gewartet haben, oder?
Sunday, August 17, 1969. Es war 3:30 Uhr morgens, als Sly & The Family Stone die Bühne betraten. Bestimmt kein leichtes Unterfangen, das sicher bereits müde Publikum wach zu halten oder aufzuwecken.
Doch diese explosive, musikalische Mischung vermochte es, und wenn man den kompletten Livemitschnitt in hervorragender Klangqualität (von Eddie Kramer gemixt) im heimischen Wohnzimmer miterlebt, dann kann man nachvollziehen, wie dynamisch der Vortrag der Band gewesen sein muss!
1969 war bestimmt ein gutes Jahr für Sylvester Stewart (so der bürgerliche Name von Sly Stone), wurde doch das Album "Stand" zum großen Erfolg und der Woodstock-Auftritt ebnete zudem den weiteren Weg.
Gleich der Auftakt mit "M'Lady" zeigt mit kochenden Bläsern, angezerrtem Basssound, perlender Orgel und stampfenden Rhythmen, wie ein Wecker zu funktionieren hat. Dazu der schon fast enthusiastische Gesang, das musste einfach fesseln. Hinzu kommt, dass die Band auch recht bunt gekleidet war, so dass auch das optische Element wahrscheinlich die Aufmerksamkeit erregte.
"Sing A Simple Song", hier etwas länger und mit skurril krächzendem Gesang und wieder den Spielereien mit den ineinander verflochtenen Stimmen, ein sehr funkiges Stück! Ein solch langer Titel wie "Sex Machine" findet sich auf der Woodstock-Scheibe nicht und mit knapp acht Minuten ist das Medley aus "Music Lover" und "Higher" am längsten. Hier animiert Sly das Publikum zum Mitmachen, »to sing along«. Immer wieder »Higher« aus vollen Kehlen, bis es dann wirklich 'High' wird -mit "I Want To Take You Higher"! 6:43 Minuten lang kocht es hier, es brodelt förmlich, ein kurzes Solo auf der Mundharmonika bringt noch ein Blueselement in den Song.
Das ist 'Street Funk', wie er leibt und lebt. Parliament, Graham Central Station, das sind Bands, die sicher inspiriert wurden von der Musik Slys. Wir, die wir nicht dabei waren im August 1969, dürfen nun ein Konzert erleben, das aus meiner Sicht bestimmt zu den besten und eindrucksvollsten Auftritten in Woodstock zählt.
"Stand" - das ist bereits Energie, doch hier, live, setzen die Musiker noch eins drauf, einfach hochklassig und eine Freude, diese frühmorgendliche Energie spüren zu können.
Wir erleben Musik, die nicht einfach Funk ist, hier ist es mehr, Rhythmuswechsel und nicht sturer durchgehender Takt, ungewöhnliche Gesangsarrangements und die druckvollen Bläser, die der Rhythmsection noch einmal kräftig Dampf machen, das ist etwas ganz Besonderes in diesem Genre!

Tauchen wir also ein in diese Atmosphäre, ich rate zum 'Fallenlassen und Genießen'!
Line-up:
Sly Stone (vocals)
Freddie Stone (guitars, vocals)
Rose Stone (keyboards, vocals)
Larry Graham (bass, vocals)
Greg Errico (drums)
Jerry Martini (saxophones)
Cynthia Robinson (trumpet)

On "Stand" only: Vet Stone (background vocals)
Mary McCreary (background vocals)
Elva Mouton (background vocals)
Tracklist
CD 1 (Stand):
01:Stand! (3:08
02:Don't Call Me Nigger, Whitey (5:59)
03:I Want To Take You Higher (5:22 )
04:Somebody's Watching You (3:29)
05:Sing A Simple Song (3:55)
06:Everyday People (2:20)
07:Sex Machine (13:48)
08:You Can Make It If You Try (3:39)
CD 2 (Woodstock, Sunday, August 17, 1969):
01:M'Lady (7:46)
02:Sing A Simple Song (5:13)
03:You Can Make It If You Try (5:36)
04:Everyday People (3:15)
05:Dance To The Music (4:28)
06:Higher / Music Lover [Medley] (7:50)
07:I Want To Take You Higher (6:43)
08:Love City (6:04)
09:Stand 3:20
Externe Links: