Spielzeit: 74:58 Medium: CD Label: SPV, 2010 Stil: Rock Review vom 17.08.2010 Norbert Neugebauer

Mit über einjähriger Verzögerung erschien nun bei SPV die CD zur im vergangenen Jahr auf den Markt gebrachten DVD des Rockpalastauftritts von Spirit vom 4./5. März 1978.

Leider wurde das Konzert der Kalifornier nicht 1:1 umgesetzt, auf der reinen Audio-Fassung fehlen dann doch gute 40 Minuten. Eine zweite CD hat wohl nicht ins Gesamtkonzept der Serie gepasst. Gestrichen sind die Titel "Hollywood Dream", "Looking Down From A Mountain", "Hey Joe", "Animal Zoo" und "Love Charged". Nach welchen Gesichtspunkten diese Auswahl erfolgte, wissen wir nicht. Erhalten blieb das ausgiebige Drumsolo von Ed Cassidy, das allerdings ohne die Bilder des wirbelnden Glatzkopfes auch nur ein reduziertes Erlebnis ist. Insgesamt wirkt der Zusammenschnitt aber doch recht gelungen, mit einem Ausrufezeichen zum Schluss: Der Jam mit Dickey Betts.

Der Spirit-Gig wird rückblickend oft als einer der Höhepunkte der ersten Rockpalast-Staffel bezeichnet. Wie in meinem letztjährigen Review nachzulesen ist, kam ich erst durch die DVD in den Genuss des Miterlebens, da ich die Übertragung verpasst hatte. Die Begeisterung, die mich beim Video packte, stellt sich allerdings bei der CD nicht so ganz ein. Die Band mit ihrem charismatischen Frontman Randy California sorgte einfach auch visuell für richtig Live-Power.

Nun, nur mit denselben Ton-Aufnahmen aus den Lautsprechern bedient, fallen dann doch die Schwächen der 30 Jahre alten Aufnahme mehr ins Gewicht. California ist wirklich kein guter Sänger, die Stimme kippt regelmäßig um. Die Snaredrum ist viel zu sehr nach vorn gemischt und nervt. Dafür fehlen der Gitarre ein paar Körner und in den Höhenpeaks treten Verzerrungen auf.

Wir wollen jedoch nicht vergessen, dass da ein Konzert ohne 'künstlerische Bearbeitung' aufgezeichnet wurde - und der Sound insgesamt ist dafür sehr ordentlich und druckvoll. Für das Fernsehen war das mehr als o.k. und dass sich da die Freaks noch drei Jahrzehnte später dafür interessieren (und es kaufen) könnten, daran hat seinerzeit wohl kaum einer gedacht. Umso schöner, dass wir das jetzt noch mal nachgenießen können! Neben dem Repertoirewert sind das für viele Rock-Fans wohl auch Erinnerungen an eine Zeit, die anders tickte.

Welche Version man nun vorzieht, hängt wohl von den persönlichen Vorlieben ab. Der Nostalgie-Effekt ist sicher bei der DVD noch ausgeprägter, die Nachwuchsgeneration wird auch ihren Spaß daran haben, wie die 'Alten' damals ihre Musik mit viel Bier und Dope feierten. Andererseits reichen, im Nachhinein gesehen, die fast 80 Minuten auch aus, um mit der insgesamt doch stilistisch sehr eingleisigen Musik Spirits diesen Rockpalast-Auftritt entsprechend zu würdigen. Im Zweifelsfall gibt's ja beides für akzeptables Geld.